Wie können Forschungsergebnisse der kenianischen Landbevölkerung zu Gute kommen? Bei einem Training der DW Akademie in Nakuru lernen Wissenschaftler, wie sie ihre Erkenntnisse verständlich kommunizieren.
Catherine Mwema nestelt an ihrer leuchtend blauen Bluse, tritt nervös von einem Bein auf das andere. Direkt in die Kamera sprechen oder den Journalisten anschauen? Mit Brille oder doch besser ohne? Die 34jährige Kenianerin steht zu ersten Mal vor der Kamera und ist entsprechend aufgeregt: „Ganz schön schwer, alle wichtigen Infos in 30 Sekunden zu packen!“
Gemeinsam mit 20 weiteren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wird Catherine vier Tage lang von Trainern der DW Akademie und zwei lokalen Journalisten auf Auftritte in den Medien und der Öffentlichkeit vorbereitet. „Ganz wichtig: Am Ende des Statements bitte nicht aus dem Bild laufen!“, erklärt Medientrainerin Constanze Abratzky beim anschließenden Video-Feedback. „Für einen Fernsehbericht müssen wir das an ein anderes Bild schneiden können.“
Auf die Kernbotschaft kommt es an
Das Training im kenianischen Nakuru ist Teil des Forschungsprojekts „Horticultural Innovation and Learning for Improved Nutrition and Livelihood in East Africa“, kurz HORTLINLEA, von insgesamt 19 ostafrikanischen und deutschen Forschungseinrichtungen. Das anschließende Interviewtraining fällt Catherine deutlich leichter. Ihr bleibt mehr Zeit, die eigenen Kernbotschaften zu formulieren.
Eine große Herausforderung für Wissenschaftler: komplizierte Fachbegriffe in Alltagssprache übersetzen.
Warum sind einheimische kenianische Nutzpflanzen wie Amarant oder die Afrikanische Kermesbeere so wertvoll? Was müssen Bauern über den Anbau wissen, und wie verarbeitet man sie richtig? Das will Interviewer Kevine Omollo, Reporter bei der kenianischen Zeitung „Standard“, wissen.
„Die größte Herausforderung für Wissenschaftler liegt darin, die komplizierten Fachbegriffe an den Unis in Alltagssprache zu übersetzen“, sagt Trainerin Constanze Abratzky. Catherine beantwortet zunehmend routiniert auch kritische Fragen und verweist auf ihre Forschungsergebnisse, die belegen, dass Farmer auf Märkten deutlich höhere Preise erzielen können, wenn sie sich zusammenschließen. „Das Medien- und Kommunikationstraining wird unseren Doktoranden in ihrem weiteren Berufsleben weiterhelfen“, meint Dagmar Kunze von HORTINLEA. „Sie werden sicher häufig vor der Kamera oder in der Öffentlichkeit stehen, und das tun sie nun deutlich besser als vorher.“
Der „field day“: Wissenschaft trifft auf reales Farmerleben
Damit ihre Erkenntnisse direkt bei den Bauern ankommen, haben die Wissenschaftler einen „field day“ organisiert, eine Informationsveranstaltung auf einer Farm nahe der kenianischen Stadt Kisumu. Mit Unterstützung der DW-Trainer haben sie Flyer produziert, die erklären, wie Tröpfchenbewässerung funktioniert oder Saatgut am besten gelagert wird.
Einige der Wissenschaftler haben bereits Berufserfahrung, viele wollen nach ihrer Promotion im kenianischen Ernährungssektor arbeiten. Catherines Leidenschaft dagegen bleibt die Forschung. „In diesem Training habe ich gelernt, wie ich meine Arbeit so vermitteln kann, dass sie das Leben der Menschen in meinem Land verbessert.“