Journalisten und Menschenrechtsaktivisten haben es zunehmend schwer in Kenia, ihre Meinung frei zu äußern. Das Kisumu Media Information Hub soll Journalisten künftig einen Ort für eine kritische Öffentlichkeit bieten.
William Oloo Janak, (vorne rechts), Vorsitzender der Journalisten-Vereinigung KCA (Kenya Correspondents Association) im neuen Kisumu Media Information Hub im Juli 2015
Rund 100 Journalisten haben im neuen Zentrum bereits ein Training durchlaufen, sagt William Oloo Janak. Einige von ihnen sollen jetzt vom Zentrum Folgeaufträge für "besonders aufwendig recherchierte Geschichten" bekommen. Was produziert wird, soll der Öffentlichkeit durch den im Aufbau befindlichen Blog des "Media Information Hub" zugänglich gemacht werden. Ein Koordinator, mehrere Trainer und einige Assistenten sollen dafür sorgen, dass die Journalisten dem nachgehen, was sie am Besten können sollten: recherchieren.
Jutta vom Hofe, Ländermanagerin für Kenia der DW Akademie, besuchte das angehende Informationszentrum im vergangenen Herbst. Die Unterstützung in Kisumu vor Ort sei ein wichtiger Baustein innerhalb der Gesamtstrategie der DW Akademie. "Wir wollen kleinere und mittlere Medienhäuser vor allem in ländlichen Gebieten professionalisieren, um Bürgern den Zugang zu Informationen zu erleichtern." Damit werde besonders benachteiligten Gebieten geholfen. Im Fall Kenia ein wichtiger Aspekt im Hinblick auf die politische Dezentralisierung, die das Land momentan durchläuft. Aktuell überträgt die Zentralregierung schrittweise Machtbefugnisse an die 47 Bezirke.
DW Akademie als Kick-off Partner
Der Aufbau des Medieninformationszentrums in Kisumu könnte mittelfristig aber auch dem Schutz von Journalisten selbst dienen. Denn gerade in Sicherheitsfragen stünden die Zeichen derzeit eher auf Sturm in Kenia, erklärt Jutta vom Hofe. Neue Mediengesetze würden journalistische Freiheiten beschneiden, es würde teilweise massiver Druck von Seiten der Regierung ausgeübt. Nicht wenige sprächen von einem 'neuen Klima der Angst', beklagt die Kenia-Expertin der DW Akademie. Zuletzt habe es vermehrt Übergriffe von Sicherheitskräften und sogar einen Mord an einem Journalisten gegeben.
Insbesondere hier mache sich die enge Zusammenarbeit der DW Akademie mit der Journalisten-Vereinigung KCA (Kenya Correspondents Association) bezahlt, sagt vom Hofe: "Wir profitieren ungemein von der Expertise von KCA, weil sie eine der besten Quellen sind, was die aktuelle Lage im Land anbelangt." Auch William Oloo Janak sieht Training und Mentoring in Sicherheitsfragen als seine zentrale Zukunftsaufgabe des Zentrums: "Wir wollen nicht nur diejenigen Journalisten trainieren, die hier fundierte Geschichten schreiben sollen, sondern wir wollen auch ein Umfeld dafür schaffen, das helfen kann, Missstände in Politik, Rechtssystem und bei der Sicherheitslage zu beseitigen."
Besuch im Media Information Hub: Von links: William Oloo Janak (KCA-Vorsitzender), Jutta vom Hofe (Ländermanagerin Kenia, DW Akademie), Sigrid Thomsen (Projektmanagerin, DW Akademie ) und Esther Nhtusi (Projektassistentin bei KCA)
Mit Dienstleistungen Finanzierung sichern
Schon in gut einem halben Jahr erwartet William Oloo Janak, dass das Informationszentrum in Kisumu seine Arbeit vollständig aufnehmen wird. Dann soll auch vermehrt dazu übergegangen werden, die zahlreichen Dienstleistungen des Hauses mit kleinen Gebühren zu belegen, um so selbst zur Grundfinanzierung des Zentrums beizutragen. "Wir denken daran, dass selbst Politiker der Regionalregierung hier herkommen könnten, um eine Pressekonferenz abzuhalten", sagt William Oloo Janak. Auch Ausstellungen über Medien- und Kulturthemen sind angedacht. Daneben könnte die Bereitstellung von Computern, der Ausdruck von Dokumenten oder der Austausch von Informationen zur Finanzierung beitragen. Noch ist die Finanzierung nicht gesichert, aber William Oloo Janak ist zuversichtlich, dass man noch viel über das Projekt "Kisumu Media Information Hub" hören wird, vor allem aus einem Grund: "Die Journalisten, die ich hier treffe, haben eine ganze Menge Energie. Das spürt man."