Südsudan: Bürgerjournalisten für den Frieden | Regionen | DW | 19.05.2016
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Regionen

Südsudan: Bürgerjournalisten für den Frieden

Der Krieg ist allgegenwärtig - auch nach der Unterzeichnung des Friedenabkommens 2015. Bürgerjournalisten wollen nun durch eine behutsamere Berichterstattung den Frieden fördern, mithilfe eines neues Radio-Netzwerks.

Die Bürgerjournalisten rekrutieren sich aus Gemeindeführer, Arbeiter, Lehrer, Ladenbesitzern… (Foto: Aarni Kuoppamäki)

Bürgerjournalisten rekrutieren sich unter anderem aus Gemeindeführern, Arbeitern, Lehrern, Ladenbesitzern

Was die Gewalt tatsächlich ausgelöst hat, ist bis heute unklar. Es begann als eine politische Krise im Dezember 2013 und endete in einem Bürgerkrieg mit zehntausenden Toten. Laut UN-Schätzungen sind mehr als zwei Millionen Menschen auf der Flucht. Die Kämpfe verbreiteten sich wie ein Lauffeuer. Bereits bestehende Rivalitäten und Kämpfe um Wasserzugang, Vieh, Farm- und Weideland entfachten Konflikte in vielen Gemeinden. Nachbarn wurden zu Feinden. Alte Rivalen nutzten den vorherrschenden Konflikt und beglichen alte Rechnungen mit Waffengewalt. In vielen Fällen verliefen die Konfliktlinien auch innerhalb der Stämme oder Clans.

Gemeinde als Informationsquelle

Die Bürgerjournalisten lernen auch Methoden zur konfliktsensiblen Berichterstattung (Foto: Aarni Kuoppamäki)

Methoden zur konfliktsensiblen Berichterstattung

Im August 2015 unterzeichneten schließlich Regierung und Opposition ein Friedensabkommen. Der Oppositionsführer Riek Machar kehrte im April 2016 in die südsudanesische Hauptstadt Juba zurück und wurde als Vizepräsident der Übergangsregierung vereidigt. Doch während die Politiker Hände schütteln, bleibt die Bitterkeit in den Gemeinden Südsudans. Monate nach dessen Unterzeichnung wussten viele der Bürger nicht einmal, dass es ein Friedensabkommen gibt. Mittlerweile hat diese Botschaft allmählich auch die abgelegenen Regionen erreicht, meist durch das Radio, der wichtigsten Informationsquelle im Land.

"Radiosender können die unterschiedlichen Clans in unseren Gemeinden zusammenbringen. Wir lassen jeden zu Wort kommen und jeder kann etwas beitragen", sagt Tabitha Marial Agot. Sie ist 17 Jahre alt und eine der 45 Südsudanesen, die als Bürgerjournalisten für das Friedensradio-Netzwerk (RaPNET) ausgebildet werden. Das RaPNET wurde im März 2016 offiziell während eines Workshops der UNESCO und der DW Akademie gegründet. Das Netzwerk besteht aus zwölf Mitgliedern, von denen neun auf Sendung sind.


Die Radiostationen suchen Zivilisten aus, die sie als eine verlässliche Informationsquelle erachten, wie beispielsweise Gemeindeleiter, Arbeiter, Lehrer, Ladenbesitzer und Jugendleiter. "Die Bürgerjournalisten kennen die Konflikte und deren mögliche Lösungen innerhalb ihrer Gemeinden aus erster Hand", so Lydia Gachungi, Informations- und Kommunikationsexpertin der UNESCO-Repräsentanz in Juba.

Mobile Aufnahmestudios

Damit die Bürgerreporter ihre Geschichten an die jeweiligen Radiostationen senden können, wurden sie von der UNESCO mit Smartphones ausgestattet und anschließend von Trainern der DW Akademie darin ausgebildet, sie als mobile Aufnahmestudios einzusetzen. So lernen sie, wie man damit aufnimmt, schneidet und Tonaufnahmen an den Sender schickt. "Ich kannte diese Dinge vorher nicht", erzählt Tabitha Marial Agok, "aber jetzt weißt ich, wie es geht. Und das ist sehr wichtig für mich." In dem Workshop wurden auch Methoden zur konfliktsensiblen Berichterstattung behandelt. Diese helfen den Bürgerreportern, konstruktive Geschichten erzählen kann. "Das Training wird die Qualität und Quantität der Friedensprogramme unserer lokalen Gemeinderadiostationen ansteigen lassen", sagt Norbert Otieno, Vorsitzender von RaPNET. "Es schafft einen Pool an Friedensbotschaftern in den jeweiligen Gemeinden. Sie können Frieden anstatt Hass predigen."

45 neue Bürgerjournalisten für das südsudanesische Friedensradio-Netzwerk (Foto: Aarni Kuoppamäki)

45 neue Bürgerjournalisten für das südsudanesische Friedensradio-Netzwerk

Die Bürgerjournalisten sollen aus ihren Gemeinden mindestens dreimal die Woche berichten. "Wenn zwei Clans sich streiten, möchte ich beide Seiten zu Wort kommen lassen", sagt Tabitha Marial Agot. "Ich will im Interesse der Öffentlichkeit berichten. Und ich will objektiv bleiben." Das Friedensradio-Netzwerk plant sein Profil in den kommenden Monaten weiter auszubauen. Dazu gehört, Angestellte und Volontäre zu trainieren, das Netzwerk zwischen den Stationen zu verstärken und wenn möglich weitere Sender aufzunehmen.


Das RaPNET wird unterstützt von UNESCO, Search for Common Ground, dem Catholic Radio Network, Ihub Kenya und der DW Akademie, finanziert durch die Europäische Union und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Alle Unterstützer werden im Sommer 2016 in Juba erneut zum Friedensjournalismus-Award zusammentreffen, wenn die erfolgreichsten Bürgerreporter ausgezeichnet werden.


Nyambura Wambugu arbeitet als Beraterin für Frieden, Konflikt und Sicherheitspolitik im Südsudan. Seit 2002 engagiert sie sich für die Medienentwicklung im Südsudan. Sie trainiert Journalisten und arbeitet mit Gemeinderadios. Von 2012 bis 2013 arbeitete sie als BBC-Korrespondentin für den Südsudan und Sudan.

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