Südsudan: Ein Bild vom Frieden | Afrika | DW | 24.02.2016
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Afrika

Südsudan: Ein Bild vom Frieden

Nach Jahren des Bürgerkriegs keimt im Südsudan Hoffnung. Einstige Feinde formieren eine Einheitsregierung. Für Journalisten bedeutet das neue Herausforderungen. Es gilt jetzt über das zu berichten, was eint.

Teilnehmer Maping Manoon beim Workshop in Juba. Damit aus Krieg Frieden werden kann, muss sich auch der Journalismus wandeln, Foto: DW Akademie/Sheila Mysorekar

Teilnehmer Maping Manoon - damit aus Krieg Frieden werden kann, muss sich auch der Journalismus wandeln

Wenn Maping Manoon nach dem Workshop der DW Akademie zurück in seine Redaktion geht, dann fühlt er sich gut vorbereitet auf das, was kommt. "Was ich hier gelernt habe, das gibt mir völlig neue Möglichkeiten für meine Berichterstattung", sagt der Journalist vom staatlichen Fernsehsender SSTV (South Sudan Television). Maping ist einer von dreizehn Teilnehmern, die sich im Februar 2016 mit Grundregeln des Friedensjournalismus und konfliktsensibler Berichterstattung beschäftigt haben.

Für Maping war der Workshop in der südsudanesischen Hauptstadt Juba dabei in mehrfacher Hinsicht ein Aha-Erlebnis, erzählt der junge Kollege selbstbewusst. Denn je bewusster und je gezielter er auf seine Wortwahl jetzt achte, desto professioneller und unangreifbarer fühle er sich bei seiner täglichen Arbeit. Sein persönliches Ziel: Die Menschen sollten sich durch seine Berichte ein Bild vom Frieden machen können.

Südsudan in neues Bild setzen: Teilnehmer beim Workshop Friedensjournalismus in der Hauptstadt Juba, Foto: DW Akademie/Sheila Mysorekar

Südsudan in neues Bild setzen: Teilnehmer beim Workshop Friedensjournalismus in der Hauptstadt Juba


Wege zum Frieden aufzeigen

In einem Land, das gerade erst wieder zwei Jahre blutigen Bürgerkriegs hinter sich hat, ist eine solche Grundhaltung eine wichtige Voraussetzung, um überhaupt als Journalist arbeiten zu können, sagt Trainer Walid Dardiry. "Journalisten im Südsudan stehen noch immer von allen Seiten unter Druck - nur Achtsamkeit und unbedingte Professionalität können sie schützen." Dardiry trainiert für die DW Akademie vor allem im arabischsprachigen Raum. Mit Maping und den anderen südsudanesischen Journalisten konnte er Beiträge produzieren und gemeinsam durchspielen, wie Medienschaffende den fragilen Frieden zwischen Regierung und Oppositionsgruppen fördern können, anstatt Hass zu verstärken.

Derzeit stimmt die politische Gesamtlage hoffnungsfroh, denn schon in wenigen Wochen (Stand Februar 2016) sollen die bewaffneten Konflikte zwischen Regierung und den früheren Oppositionsgruppen der Vergangenheit angehören. Die Einrichtung einer Einheitsregierung zwischen den vormals verfeindeten Gruppen könnte dem Friedensprozess einen Schub verleihen. Für Dardiry ist klar, dass auch die Medien in diesem Prozess eine Aufgabe haben: Sie müssen jetzt die eingeübte Praxis der Berichterstattung hinterfragen und einer neuen Zeit anpassen. Das bedeutet unter anderem, dass Journalisten künftig Interviews mit Vertretern aller politischen Gruppen führen sollten. Bislang kamen oft nur jene zu Wort, die der Regierung nahe standen.

Gemeinsam den Journalismus neu prägen: Gruppenarbeit beim Workshop in Juba. Im Hintergrund Trainer Walid Dardiry und DW Akademie-Ländermanagerin Südsudan Sheila Mysorekar (rechts), Foto: Björn Scholz/DW Akademie

Gemeinsam den Journalismus neu prägen. Im Hintergrund Trainer Dardiry und Ländermanagerin Mysorekar (rechts)


"Die wollen den Konflikt hinter sich lassen"

Nach intensiven Trainingstragen ist sich das DW Akademie-Trainerteam unterdessen sicher, dass die acht Frauen und fünf Männer dieses Workshops die Botschaft des konfliktsensiblen Journalismus in ihren Alltag integrieren wollen. "Man spürt förmlich, wie diese jungen Menschen den jahrzehntelangen Konflikt hinter sich lassen wollen. Die wollen gemeinsam ein Stück Zukunft bauen", sagt Walid Dardiry. Herausforderungen gibt es unterdessen viele. Denn das noch junge Land, das sich 2011 vom Sudan unabhängig machte, zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Der jahrelange Bürgerkrieg hinterlässt mehr als zwei Millionen Binnenflüchtlinge, ebenso wie eine Bevölkerung mit schlechter Bildung und einer Analphabeten-Rate von mehr als 70 Prozent. Auch die spärliche Infrastruktur liegt vielfach danieder.

Walid Dardiry, Ägypter, Berliner und DW Akademie Trainer für arabischsprachige Seminare zu Fernsehberichterstattung und konfliktsensiblem Journalismus, Foto: Björn Scholz/DW Akademie

Walid Dardiry, Trainer für Fernsehberichterstattung und konfliktsensiblem Journalismus

"Zugang zu Informationen, das ist im Südsudan noch immer Zugang zum Radio", sagt Sheila Mysorekar, zuständige Ländermanagerin. Die DW Akademie arbeitet bereits seit Jahren mit vielen Partnern vor Ort - mit dem staatlichen Rundfunk ebenso wie mit kommerziellen Sendern oder Bürgerradios. Seit Mitte 2014 lässt es die Sicherheitslage wieder zu, Workshops in der Hauptstadt Juba durchzuführen. Seit Januar dieses Jahres sind einige weitere Regionen so weit stabilisiert, dass Workshops dort durchgeführt werden können. Wo genau Trainings möglich sind, das werde aber jeweils im Einzelfall entschieden, betont Ländermanagerin Mysorekar.

"Friedensprozess in Regionen hinaustragen"

Maping Manoon und Sheila Mysorekar (rechts) in der Workshop-Pause, Foto: Foto: Björn Scholz/DW Akademie

Manoon und Mysorekar (rechts) in der Workshop-Pause

Stabilisiert sich der eingeschlagene Friedensweg des Landes tatsächlich, dann seien die DW Akademie und ihre Partner gut vorbereitet, sagt Sheila Mysorekar. Gemeinsam mit der UNESCO, der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, lokalen Nichtregierungsorganisationen und Radiosendern sind derzeit weitere Schulungen in der Planung. "Unser Ziel ist es, den Friedensprozess mit Hilfe der Journalisten auch in abgelegene Regionen hinauszutragen, damit auch auf dem Lande die Menschen davon erfahren", sagt Sheila Mysorekar.

Damit sind auch logistische Herausforderungen verbunden: "Es mangelt an Straßen und an Flugverbindungen, so dass eine Anreise oft kompliziert ist." Die Begeisterung, mit der die jungen Journalisten in den DW Akademie Workshops arbeiten, zeige aber: "Diese Wege lohnen sich."

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