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Gesellschaft

Wonder Woman wird UN-Botschafterin

21. Oktober 2016

Steiler Aufstieg für eine Comic-Figur: Die Vereinten Nationen haben die Superheldin Wonder Woman zur Ehrenbotschafterin für die gesellschaftliche Stärkung von Frauen ernannt. Doch es hagelt Kritik.

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USA New York - Schauspieler Gadot und Carter posieren für Wonder Woman als UN Ehrenbotschafterin
Die Schauspierinnen Lynda Carter (links) und Gal Gadot posieren für Wonder Woman in New YorkBild: Reuters/C. Allegri

Lange Beine, kniehohe Stiefel, durchdringender Blick und ein überaus knapper Badeanzug: So sieht nach Ansicht der Vereinten Nationen eine für Gleichberechtigung kämpfende Frau im Jahr 2016 aus. Keine Geringere als Wonder Woman, Superheldin aus den Comic-Heften des DC-Verlags, soll künftig als UN-Ehrenbotschafterin für die Stärkung der Frauenrechte und mehr Gleichberechtigung kämpfen.

"Wir sind die Hälfte der Welt, wir haben eine Stimme, wir sind die Mütter der gesamten Menschheit", sagte Lynda Carter, die die Heldin Wonder Woman in einer TV-Serie 1975 erstmals gespielt hatte, bei der offiziellen Präsentation in New York. Wonder Woman habe eine Vision von Gerechtigkeit und Frieden und sei als Kämpferin "besser als die meisten", ergänzte die Schauspielerin Gal Gadot, die die Heldin in einem Spielfilm spielt, der im nächsten Jahr in die Kinos kommen soll.

Lynda Carter Wonder Woman
Die US-Schauspielerin Lynda Carter in der TV-Serie "Wonder Woman"Bild: Getty Images/Warner Brothers

Entrüstete Gegnerinnen

Die Entscheidung der Vereinten Nationen hatte wegen der mitunter sexualisierten Darstellung von Wonder Woman schon im Vorfeld für Kritik gesorgt. "Wir glauben nicht, dass eine fiktive Comicbuch-Figur, die im Grunde das Outfit eines Playboy-Bunnys trägt, die richtige Botschaft an unsere Mädchen oder gar Jungs ist - wir halten das für eine toxische Botschaft", sagte etwa UN-Mitarbeiterin Cass DuRant.

Rund 50 Protestierer hatten der offiziellen Vorstellung der Werbefigur in New York mit gereckten Fäusten den Rücken zugedreht und den Saal kurz vor der Ernennung dann verlassen. Mehr als 600 UN-Mitarbeiter hatten in einer Online-Petition versucht, die Personalie zu stoppen.

Einsatz für UN-Generalsekretärin

"Erst dachte ich, das ist ein Witz", sagt Shazia Rafi, die mit der Kampagne "She4SG" für die Wahl einer Frau zur UN-Generalsekretärin kämpfte, der Deutschen Presse-Agentur. Nicht nur, dass es mit dem Portugiesen António Guterres stattdessen ein Mann wurde - nun müsse auch noch eine übernatürliche Comic-Heldin als Frauenvorbild in der Weltdiplomatie dienen. "Wir haben den Punkt überschritten, an dem wir eine vollbusige, muskulöse Version von Barbie in kurz geschnittenen Hosen brauchen, um Gleichheit zu repräsentieren", sagt Rafi.

Als Wonder Woman 1941 in einem Comic-Heft auftauchte, war die Figur als starke, selbstständige Kämpferin für Recht und Gleichheit eine kleine Sensation. Als feministische Ikone zwang die Amazone Menschen mit ihrem magischen Lasso, die Wahrheit zu sagen. Dem alten Griechenland war sie entflohen, um der Versklavung in einer von Männern beherrschten Welt zu entkommen. William Moulton Marston, der sie erschuf, ließ sich von den Suffragetten inspirieren, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in England für das Wahlrecht für Frauen stritten und mit teils militanten Mitteln kämpften. Doch schon damals sorgte Wonder Woman, die erotischer Pin-up-Kunst nachempfunden war, für Diskussionen.

Filmstill Batman vs Superman Gal Gadot als Wonder Woman
Gal Gadot als Wonder Woman in dem US-Film "Batman vs Superman"Bild: Warner Bros. Enternainment Inc./TM & DC Comics/dpa

Geflügelte Vorgänger

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass bei den UN fiktive Charaktere den Kampf für bestimmte Anliegen anführen. Der scheidende Generalsekretär Ban Ki Moon hatte die einem Computerspiel entsprungenen Angry Birds an den East River geladen, um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Die Idee: Die grimmig dreinblickenden Vögel sind wütend und sollen mit umweltschützenden Maßnahmen glücklich gemacht werden. Zuvor mussten die Peter-Pan-Fee Glöckchen (Umweltschutz) und der Disney-Bär Winnie Puuh (Freundschaft) für UN-Kampagnen herhalten.

kle/ml (dpa, afp)