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"Magic"Johnson - das Gesicht im Kampf gegen HIV und AIDS

30. November 2024

1991 wird beim damaligen Basketball-Superstar Earvin "Magic" Johnson HIV diagnostiziert. Seine Erklärung wird zum Meilenstein im Kampf gegen AIDS. Bis heute engagiert sich Johnson für HIV-Infizierte und AIDS-Kranke.

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Earvin Magic Johnson spricht auf einer Wahlkampfveranstaltung von Kamala Harris im Oktober 2024
Earvin "Magic" Johnson lebt seit mehr als drei Jahrzehnten mit dem HI-VirusBild: Geoff Robins/AFP/Getty Images

Während gestandene Reporter angesichts der Nachricht in Tränen ausbrechen, bleibt Earvin "Magic" Johnson gefasst. "Wegen des HI-Virus, das ich mir zugezogen habe, werde ich mich von den Lakers zurückziehen müssen", sagt der damals 32 Jahre alte Basketball-Superstar der Los Angeles Lakers am 7. November 1991 mit fester Stimme. Und schiebt schnell nach, dass er nicht AIDS-krank sei, sondern nur das HI-Virus habe. Das hat er sich unmittelbar vor jener Pressekonferenz noch schnell von Dr. Michael Mellman bestätigen lassen.

Der Vereinsarzt der Lakers hatte Johnson von einer Reise des Teams zurück nach Los Angeles zitiert, um ihm die schlechte Botschaft zu übermitteln. "Als er es mir zum ersten Mal mitteilte, dachte ich: 'Oh, Mann, ich werde sterben. Ich glaube, es ist vorbei.' Und er sagte: "Nein, nein, so ist es nicht", erinnerte sich Johnson später in einem Interview des öffentlich-rechtlichen Senders PBS. Er müsse seine Medikamente nehmen und lernen, sich mit seinem neuen Zustand wohlzufühlen, habe Mellman zu ihm gesagt. Dann könne er noch lange leben.

Johnsons Erklärung schockt die Welt

1991 galt eine HIV-Infektion im öffentlichen Bewusstsein noch quasi als Todesurteil. Das erklärt, warum Johnsons Pressekonferenz eine so große Schockwelle aussandte. Manche fühlten sich in der Dimension an die Bekanntgabe von John F. Kennedys Tod nach dem Attentat 1963 oder von Richard Nixons Rücktritt nach der Watergate-Affäre 1974 erinnert.

"Magic" Johnson war auf dem Zenit seiner Karriere und ein Superstar des Sports weltweit. Fünfmal hatte er mit den Lakers die Meisterschaft der NBA gewonnen, der besten Liga der Welt. Dreimal war er zum wichtigsten Spieler der Saison (Most Valuable Player - MVP) gekürt worden. Nicht nur in den USA kannte so gut wie jeder den Namen "Magic" Johnson.

Bis dahin sahen viele Menschen AIDS als eine Krankheit, die nur Schwule oder Drogenabhängige bekamen. Johnson gehörte jedoch weder zur einen noch zur anderen Gruppe. "Ich werde jetzt zum Sprecher für das HI-Virus, weil ich möchte, dass die Menschen verstehen, dass kein Weg an Safer Sex vorbeiführt", sagte Johnson. "Manchmal denken wir, nur Homosexuelle können es kriegen, es kann mir nicht passieren. Aber jetzt stehe ich hier, um zu sagen, dass es jedem passieren kann, selbst mir, Magic Johnson. Jeder sollte vorsichtiger sein."

Zwei Monate zuvor, im September 1991, hatte Johnson seine Frau Cookie geheiratet. Der Basketballer verkündete bei der Pressekonferenz, dass seine schwangere Frau das Virus nicht in sich trage. Erst später offenbarte Johnson, dass er sich die HIV-Infektion bei ungeschütztem Sex mit einer anderen Frau zugezogen habe.

"Johnson-Effekt" bei HIV-Tests

Noch 1991 gründete der Basketball-Star die "Magic Johnson Foundation". Die Stiftung unterstützte AIDS-Gruppen und -Kampagnen finanziell. Und Johnson wurde nicht müde, sich für die Betroffenen einzusetzen und über die Krankheit aufzuklären. Vor 25 Jahren, beim Welt-AIDS-Tag der Vereinten Nationen am 1. Dezember 1999 war er einer der Hauptredner. Dabei bezeichnete er die Krankheit als "public enemy number one", als Staatsfeind Nummer eins.

Johnsons Worte stießen nicht auf taube Ohren. So errechneten US-Wissenschaftler 2021, dass die Pressekonferenz am 7. November 1991 dazu führte, dass sich in den USA in den folgenden Monaten deutlich mehr Männer auf HIV testen ließen. Dies galt vor allem für heterosexuelle Schwarze und Hispano-Amerikaner in Städten mit NBA-Klubs.

Earvin Magic Johnson (l.) in einem Spiel der Los Angeles Lakers im Jahr 1989
Earvin "Magic" Johnson (l.) war für seine Gegner kaum auszurechnen, sein Markenzeichen: der No-Look-PassBild: Icon SMI/IMAGO

"Magic" Johnsons Basketball-Karriere endete nicht an jenem Novembertag. 1992 spielte er im All-Star-Team der NBA und gehörte später auch zum sogenannten "Dream Team" der USA, das bei den Olympischen Spielen in Barcelona Gold gewann. In der Saison 1995/96 feierte Johnson noch einmal ein Comeback als Spieler für die Lakers, ehe er endgültig vom aktiven Sport zurücktrat. Der Verein vergab ihm zu Ehren seine Rückennummer 32 nicht mehr. 2002 wurde Magic Johnson in die Hall of Fame des Basketballs aufgenommen.

Milliardär  und Philanthrop

Inzwischen ist "Magic" Johnson 65 Jahre alt. Der frühere Basketball-Star hat sein im Sport verdientes Geld erfolgreich investiert - in Immobilien, Kinos oder Unternehmen wie den Lebensversicherer EquiTrust oder auch die Kaffeehaus-Kette Starbucks. Die Zeitschrift "Forbes" schätzt Johnsons aktuelles Vermögen auf 1,2 Milliarden Dollar.

Seine Stiftung unterstützt seit langem nicht mehr nur AIDS-Projekte, sondern auch andere Organisationen, die sich um die Bildung, Gesundheit und sozialen Bedürfnisse der Menschen in ethnisch diversen Städten kümmern. Immer mitten drin: Johnson. Meist begleitet von seiner Frau Cookie, häufig auch von seinen Kindern: dem Sohn Earvin "EJ", der Tochter Elisa und dem Sohn Andre aus einer früheren Beziehung.

Johnson (3.v.r.) im Kreis seiner Familie: Sohn EJ, Tochter Elisa, Ehefrau Cookie, Schwiegertochter Lisa und Sohn Andre (v.l.)
Johnson (3.v.r.) im Kreis seiner Familie: Sohn EJ, Tochter Elisa, Ehefrau Cookie, Schwiegertochter Lisa und Sohn Andre (v.l.) Bild: Frazer Harrison/Getty Images

Als bei Johnson 1991 HIV diagnostiziert wurde, war mit Azidothymidin, kurz AZT, erst ein AIDS-Medikament auf dem Markt. Heute gibt es zahlreiche Wirkstoffe, die dabei helfen, die HI-Viruslast bis unter die Nachweisgrenze zu senken. Gelingt dies, erholt sich das Immunsystem des Patienten, und er kann normal leben und auch arbeiten. HIV gilt als gut behandelbar - wenn die Infektion zeitig entdeckt wird und die Therapie umgehend beginnt.

Doch es gibt ein Nord-Süd-Gefälle: Die Zahl der Menschen, die heute weltweit HIV-positiv sind, wird auf rund 40 Millionen geschätzt. Mehr als die Hälfte davon lebt im südlichen Afrika. Ein Viertel aller Infizierten weltweit erhält keine Medikamente.

Bei Earvin "Magic" Johnson ist die Krankheit AIDS bislang nicht ausgebrochen. "Ich bin nicht geheilt. Ich habe nur meine Medikamente genommen", sagte Johnson vor Jahren in dem PBS-Interview. "Ich tue, was ich tun soll, und Gott sei Dank ist das HI-Virus in meinem Blutsystem und in meinem Körper in gewisser Weise tot. Und wir wollen nicht, dass irgendetwas es aufweckt."

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter