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Aus für Woody-Allen-Biografie

7. März 2020

Der Protest von Mitarbeitern des Verlags zeigt Wirkung. Die umstrittene Autobiografie von Woody Allen wird in den USA nicht veröffentlicht. Grund sind die Missbrauchsvorwürfe gegen den berühmten Filmregisseur.

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Woody Allen
Bild: Getty Images/AFP/A. Gillenea

"Apropos of Nothing" heißen die Memoiren von Woody Allen. Die Autobiografie des Kultregisseurs sollte eigentlich in einem Monat in den USA auf den Markt kommen. Doch daraus wird nun nichts. Allens Verlag, Hachette, zog das Buch zurück. Zuvor hatten Mitarbeiter der Verlagsgruppe - aus Protest gegen die Veröffentlichung - in New York und Boston die Arbeit niedergelegt. Grund sind die Missbrauchsvorwürfe gegen den Filmemacher.

Die Entscheidung sei nicht einfach gewesen, teilte eine Hachette-Sprecherin mit. Nach "intensiven Gesprächen" in den vergangenen Tagen sei aber schließlich beschlossen worden, das Werk nicht wie geplant am 7. April auf den Markt zu bringen. Allen werde die Rechte an "Apropos of Nothing" zurückerhalten.

Missbrauchsvorwürfe der Adoptivtochter

Adoptivtochter Dylan Farrow, die nach eigenen Angaben in den 1990er Jahren als Siebenjährige von Allen missbraucht wurde, begrüßte die Entscheidung. Sie sei "sehr dankbar", so die 34-Jährige. Vor der Verlagsentscheidung, die Auslieferung zu stoppen, hatte sie getwittert, die geplante Veröffentlichung der Autobiografie sei "zutiefst erschütternd".

Woody Allen Autobiografie: "Ganz nebenbei"
Geplante deutsche Ausgabe: "Zutiefst erschütternd"Bild: picture-alliance/dpa/Rowohlt Verlag

Auch ihr Bruder Ronan Farrow hatte die Hachette-Gruppe unter Druck gesetzt und damit gedroht, nicht mehr mit dem Verlag zusammenzuarbeiten. Er hatte sich schon vor langer Zeit mit seinem Adoptivvater überworfen und gehört zum Kreis der Hachette-Erfolgsautoren. Dort war sein Bestseller "Catch and Kill" erschienen, auf Deutsch: "Durchbruch: Der Weinstein-Skandal, Trump und die Folgen". Ronan Farrow warf dem Verlag "mangelndes Mitgefühl für die Opfer sexuellen Missbrauchs" vor.

"Catch and Kill" basiert auf seinen Recherchen zu den Missbrauchsvorwürfen zahlreicher Frauen gegen den früheren Hollywood-Mogul Harvey Weinstein. Ronan Farrow hatte damit einen Beitrag zur Aufklärung des Skandals geleistet, der die #MeToo-Bewegung gegen sexuellen Missbrauch ins Rollen gebracht hatte. Im Zuge der #MeToo-Bewegung war auch Allen erneut mit den Missbrauchsvorwürfen seiner Adoptivtochter Dylan konfrontiert worden.

Vorwürfe entkräftet?

Die Anschuldigungen waren in den 1990er Jahren in zwei getrennten Verfahren untersucht worden. Allen wurde letztlich nicht angeklagt. Unterstützt von ihrer Mutter, der Schauspielerin Mia Farrow, und ihrem Bruder Ronan bekräftigte Dylan 2018 aber ihre Vorwürfe gegen den Filmemacher, die der mittlerweile 84-Jährige stets zurückwies.

Auf den Erscheinungstermin der deutschsprachigen Ausgabe des Woody-Allen-Buches haben die Entwicklungen in den USA keine Auswirkungen, teilte eine Sprecherin des Rowohlt-Verlages in Hamburg mit. Das Buch mit dem Titel "Ganz nebenbei" werde wie geplant am 7. April in Deutschland erscheinen. "Die Vorwürfe gegen Woody Allen sind seit Anfang der 1990er Jahre bekannt, sie sind umfassend untersucht und schließlich entkräftet worden", hieß es bei Rowohlt weiter.

AR/bru (afp, rtr, ap, dpa)