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Rosa Parks: Ikone der US-Bürgerrechtsbewegung

4. Februar 2023

Sie stand für ihre Rechte ein, indem sie sitzen blieb: Rosa Parks gab der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung einen gewaltigen Schub und inspirierte Martin Luther King.

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Die Bürgerrechtlerin Rosa Parks lächelt in die Kamera
Rosa Parks setzte sich ihr Leben lang für Bürger- und Freiheitsrechte einBild: Cinema Publishers Collection/IMAGO

1955 spielen die US-amerikanischen Radiosender den Rock'n'Roll-Gassenhauer "Rock Around the Clock" von Bill Haley rauf und runter, die Komödie "Das verflixte 7. Jahr" mit Marilyn Monroe feiert Premiere in New York und im US-Fernsehen läuft im Herbst die Westernserie "Rauchende Colts" ("Gunsmoke") an. Es ist das Jahr, in dem so prominente Amerikaner wie Bill Gates, Bruce Willis und Whoopi Goldberg geboren werden. Und das Jahr, in dem Emmett Till, ein 14-jähriger schwarzer Junge, auf brutale Weise in den Südstaaten von zwei weißen Männern ermordet wird.

Die Proteste, die auf den Freispruch seiner Mörder folgen und das, was als "Busboykott von Montgomery" in die Geschichte eingehen wird, formieren den Beginn der schwarzen Bürgerrechtsbewegung. Der Boykott wiederum geht zurück auf die Inhaftierung einer Frau, deren Name weit über die USA hinaus bekannt ist - auch in Deutschland: Rosa Parks.

Segregation führt zu Widerstand

Rosa Parks sitzt vorne in diesem Bus.
Erst seit 1956 dürfen Schwarze im Bus überall sitzen - wie hier Rosa Parks, die vorne sitztBild: UIG/IMAGO

Rassismus ist im Süden der USA zur damaligen Zeit trauriger Alltag. Anhand äußerlicher Merkmale werden Menschen voneinander getrennt. Es gibt Schulen und Parkbänke für Schwarze und solche für Weiße. Auch gibt es klare Regelungen für die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel: Im Bus sind die vorderen Plätze für Weiße reserviert, Schwarze müssen hinten sitzen. Auf den mittleren Plätzen werden Schwarze geduldet, sofern sie aufstehen, wenn Weiße sich setzen möchten. Schwarze müssen ihren Fahrschein vorne beim Busfahrer bezahlen und anschließend um den Bus herum gehen, um an der hinteren Tür wieder einzusteigen.

Rosa Parks arbeitet in jener Zeit als Schneiderin in einem Kaufhaus in Montgomery im Bundesstaat Alabama im Süden der USA. Als sie am 1. Dezember 1955 nach der Arbeit in den gelb-grünen Bus steigt, um nach Hause zu fahren, weiß sie noch nicht, dass dieser Donnerstag in die Geschichte eingehen wird. Sie ist 42 Jahre alt, verheiratet, unerschrocken und engagiert sich schon lange bei der NAACP, einer Organisation, die sich für Bürgerrechte schwarzer Menschen einsetzt. Als sie im Bus aufgefordert wird, für einen weißen Mann von ihrem Platz aufzustehen, bleibt sie einfach sitzen. Auch als der Busfahrer droht, sie verhaften zu lassen, bleibt sie gelassen und entgegnet: "Das können Sie gerne machen." Kurz darauf wird sie von der Polizei abgeführt und kommt in Haft.

Auf Rosa Parks' Verhaftung folgt ein Boykott

Unmittelbar nach der Verhaftung bringt Montgomerys Frauenrat einen Boykottaufruf unter der schwarzen Community in Umlauf. Die schwarze Bevölkerung solle am kommenden Montag, an dem die Gerichtsverhandlung gegen Rosa Parks stattfinden würde, alle Stadtbusse meiden und stattdessen zu Fuß gehen oder ein Taxi nehmen. Fast alle Schwarzen machen mit. Rosa Parks wird unterdessen wegen "ungebührlichen Verhaltens" und "Verstoßes gegen örtliche Verordnungen" vor Gericht zu einer Geldstrafe von 14 US-Dollar verurteilt.

Martin Luther King unterstützt den Protest

Der Boykott geht weiter und auch ein bis dahin relativ unbekannter Pastor spielt bei dem friedlichen Protest keine unbedeutende Rolle: Martin Luther King. Er ist Mitte 20 und koordiniert den Boykott. Damit macht er sich Feinde. Er überlebt zwei Bombenanschläge, doch er lässt sich nicht von seiner Mission abbringen, gewaltlosen Widerstand zu predigen. Als am 13. November 1956 der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten die Diskriminierung in öffentlichen Verkehrsmitteln aufhebt, endet der fast 380 Tage dauernde Boykott. Es ist ein erster großer und wichtiger Erfolg für die Bürgerrechtsbewegung. Er zeigt, dass es sich zu kämpfen lohnt: gemeinsam, gewaltlos und gegen alle Widerstände. Diese Erfahrung prägt Martin Luther King, der als Vorsitzender der Bürgerrechtsbewegung "Southern Christian Leadership Conference" (SCLC), die aus dem Busboykott in Montgomery hervorgegangen ist, einige Jahre später gemeinsam mit anderen Organisationen den "Marsch auf Washington für Arbeit und Freiheit" initiieren und dort vor 200.000 Menschen seine berühmte "I have a Dream"-Rede halten wird.

Rosa Parks: Die Welt zu einem besseren Ort machen

"Ich hatte keine Ahnung, dass sich so viel daraus entwickeln würde", erinnerte sich Rosa Parks später einmal. "Mir taten die Füße weh und ich weiß nicht, warum ich mich geweigert habe aufzustehen. Aber der eigentliche Grund war, dass ich spürte, dass ich ein Recht hatte, wie jeder andere Fahrgast behandelt zu werden." Rosa Parks war nicht die erste Frau, die sich traute, ihren Platz im Bus und in der Gesellschaft zu verteidigen, aber durch ihre Integrität und ihre Nähe zur Bürgerrechtsorganisation NAACP, wo sie ehrenamtlich als Sekretärin arbeitete, wurde ihr Fall zum Präzedenzfall.

Bürgerrechtlerin mit Rosa Parks, Martin Luther King, James Bevel und Diane Bevel.
Rosa Parks (links) und Martin Luther King (zweiter von links) bei einer Preisverleihung 1965Bild: AP Photo/picture alliance

Sie war bereit durch alle Instanzen zu gehen und fest dazu entschlossen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, einem Ort, an dem alle in Freiheit leben können. "So weit ich mich zurückerinnern kann, wusste ich, dass mit unserer Lebensweise etwas nicht stimmt, wenn Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe misshandelt werden können", sagte sie 1956 bei einem NAACP-Treffen. Sie war es leid, immer nachzugeben, sich falschen Vorschriften zu fügen. Die Entscheidung, im Bus nicht aufstehen, war demnach kein spontaner Impuls, sondern eine logische Konsequenz.

Auswirkungen auf Rosa Parks weiteres Leben

Die Freiheit, für die sie kämpfte, wurde ihr jedoch genommen. In Montgomery war sie nicht mehr sicher. Sie verlor ihre Arbeit und erhielt Morddrohungen, so dass sie mit ihrem Mann nach Detroit floh, ins Haus ihres Bruders. Dort fand sie eine Anstellung als Schneiderin und kämpfte weiterhin für Bürger- und Freiheitsrechte. Ab 1965 arbeitete sie bis zu ihrem Ruhestand als Sekretärin für den schwarzen Kongressabgeordneten John Conyers.

Skulptur von Rosa Parks, Frances E. Willard und John Gorrie.
Ein Denkmal ehrt die Bürgerrechtlerin Rosa Parks in der US-amerikanischen HauptstadtBild: J. Scott Applewhite/AP/picture alliance

Rosa Parks wurde zu einer Ikone der Bürgerrechtsbewegung. Seit 1998 feiern einige US-Bundesstaaten den Rosa Parks Day, manche am 1. Dezember, andere am 4. Februar, Rosa Parks Geburtstag. Als das Haus in Detroit, in dem sie Zuflucht gefunden hatte, 2016 abgerissen werden sollte, kaufte es ihre Nichte und ließ es von dem US-Künstler Ryan Menoza abbauen und in Berlin wiederaufbauen. Zwei Jahre später kehrte es in die USA zurück, 2020 wurde es in Neapel aufgestellt. All das hat Rosa Parks selbst nicht mehr erlebt. Sie starb im Jahr 2005 mit 92 Jahren und wurde nach ihrem Tod als erste schwarze US-Amerikanerin mit einer Statue im Kapitol geehrt.