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Regisseur Jürgen Flimm gestorben

4. Februar 2023

Der Theatermacher wurde 81 Jahre alt. Jürgen Flimm war einer der renommierten Regisseure im deutschen Sprachraum und unter anderem Intendant der Berliner Staatsoper, des Thalia Theaters und des Kölner Schauspielhauses.

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Jürgen Flimm, deutscher Regisseur, Schauspieler und Intendant
Der Regisseur und Intendant Jürgen Flimm im Jahr 2018Bild: Eventpress Hoensch/picture alliance

Bundeskanzler Olaf Scholz würdigte Jürgen Flimm auf Twitter als Intendanten und Regisseur, der die Bühnen geprägt habe: "Sein großes Herz, seine Zuversicht und sein feiner Humor werden nun fehlen." Diese Eigenschaften machten Flimm auch zu einem gern gesehenen Gast in den Medien. Doch es war vor allem sein großer Fleiß und seine Umtriebigkeit, die ihn zu einem der "maßgeblichsten und erfolgreichsten Regisseure und Theaterleiter im deutschsprachigen Raum" machten, wie ihn der Intendant der Salzburger Festspiele, Markus Hinterhäuser, am Sonntag in einer Stellungnahme würdigte.

In Gießen geboren, startete Jürgen Flimm seine Regiekarriere 1968 als Assistent bei Fritz Kortner und Claus Peymann an den Münchner Kammerspielen. Als Theaterleiter verdiente er sich in Köln als Leiter des Schauspielhauses von 1979 bis 1985 Meriten. Das Hamburger Thalia Theater machte er als Intendant von 1985 bis 2000 zur bestbesuchten Bühne Deutschlands. Flimm leitete die Ruhrtriennale und die Salzburger Festspiele (2006-2010). Die Berliner Staatsoper Unter den Linden leitete er von 2010 bis 2018 als Intendant.

Prägende Arbeit an großen Häusern

"Als Opern- und Theaterregisseur feierte er Triumphe bei Publikum und Kritik. Als Schauspielchef setzte er Akzente mit einem neuen 'Jedermann' und konsequenter Nachwuchsförderung." Als Intendant sei "ihm mit einem fein gesponnenen thematischen Gesamtkonzept" der
Ausgleich zwischen Tradition und Moderne gelungen, so Hinterhäuser weiter in seiner Würdigung. Als Zeichen der Trauer und der Dankbarkeit für Jürgen Flimms Wirken für die
Salzburger Festspiele wurde dort die schwarze Fahne gehisst.

Im Nachruf der Berliner Staatsoper heißt es, Flimm sei einer der "zentralen Protagonisten des Sprech- und Musiktheaters der vergangenen Jahrzehnte" gewesen. Als Regisseur wie als Intendant habe er Maßstäbe gesetzt. Flimm sei ein unermüdlicher Denker und Gestalter eines Theaters gewesen, "das sich den großen, existenziellen Fragen stellt und dabei immer den Menschen zugewandt bleibt".

Internationaler Erfolg

Flimm wirkte als Opernregisseur auch an weiteren renommierten Häusern weltweit, oft gemeinsam mit dem österreischischen Dirigenten Nikolaus Harnoncourt. Unter Flimms Wirkungsstätten waren die Mailänder Scala, das Royal Opera House in London, die Wiener Staatsoper, die Metropolitan Opera New York sowie die Bayreuther Festspiele.

Mit seinem Bayreuther "Ring des Nibelungen" erntete er gespaltene Reaktionen, ebenso bei seiner Zusammenarbeit mit Harnoncourt zu Henry Purcells "King Arthur" in Salzburg. Ungeteilt gefeiert wurde er in New York mit Ludwig van Beethovens "Fidelio", der von der "New York Times" zur besten Opernproduktion des Jahres 2000 gekürt wurde. Er war auch Regisseur bei Film- und Fernsehproduktionen und wirkte zudem als Schauspieler.

Bundespräsident Frank-Walter würdigte Flimm am Sonntag als "Großmeister des Theaters und der Oper". Er sei auch ein bekennender Freund des Publikums und ein leidenschaftlicher Streiter für die Kunst gewesen. "Jürgen Flimm, der begnadete Erzähler, hat Klassiker erneuert, ohne sie zu entkernen und zur Kulisse werden zu lassen."

Geboren wurde Flimm am 17. Juli 1941 als Kind einer protestantischen Ärztefamilie in Gießen, aufgewachsen ist er in Köln. Er studierte in Köln Theaterwissenschaft, Germanistik und Soziologie. Er starb am Samstag im Alter von 81 Jahren in Hamelwörden nordwestlich von Hamburg.

qu/pj/sti (epd, dpa, ksta)