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Neue Beatles-Single erscheint: Eine Reise nach Liverpool

1. November 2023

Ein altes John-Lennon-Demo aus den 70ern erscheint nun als Single. Aus "Now and Then" wurde mithilfe von KI ein Beatles-Song. Ein Grund mehr für DW-Redakteur Jens Thurau, sich in der Geburtsstadt der Beatles umzusehen.

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Die Beatles auf einem Schwarzweiß-Foto von 1963. Von links nach rechts: Paul McCartney, John Lennon, Ringo Starr und George Harrison.
Paul McCartney, John Lennon, Ringo Starr und George Harrison (von links) im Februar 1963. Die 'Beatlemania' war im vollen GangeBild: picture alliance / empics

Mit "Now And Then" ist ein Song erschienen, der als "letzter Beatles-Song" gilt. John Lennon hat ihn in den späten 1970er Jahren mit Gesang und Klavier aufgenommen, die anderen drei Beatles haben ihre Instrumente später dazu gespielt. Dass der Song jetzt veröffentlicht werden kann, ist der modernsten Studiotechnik zu verdanken, die aus der einfachen Demoaufnahme die Stimme John Lennons glasklar herausarbeiten konnte. 

Inzwischen ist auch das Musikvideo zu "Now and Then" veröffentlicht. Es wurde unter der Regie von Star-Regisseur Peter Jackson (u.a. "Herr der Ringe"-Trilogie) gedreht. Zusätzlich gibt es auf dem Beatles-Youtube-Channel eine 12-minütige Doku von Oliver Murray über die Entstehung des Songs.

Beatles bleiben Kult

Die Beatles-Faszination ebbt nicht ab - und so lockt auch die Stadt Liverpool nach wie vor junge und alte Beatlesfans an, die sich auf die Spuren der Fab Four begeben. DW-Redakteur Jens Thurau hat sich auf den Weg dorthin gemacht und erinnert gleichzeitig an ein Datum, das einen Meilenstein der Beatles-Karriere markiert:

Am 4. November 1963 kamen die Beatles, schon Superstars zu dem Zeitpunkt, endgültig ganz oben an in der britischen Gesellschaft. Vor illustren Zuhörern in Smoking und Abendkleid traten John, Paul, George und Ringo, eben noch vier raue und schmuddelige Mittelklasse-Jungs aus der berüchtigten Hafenstadt Liverpool, im "Prince of Wales" Theater in London auf - so respektabel war die Band in wenigen Monaten geworden - und der Mutter der Königin ("Queen Mom") auf der Ehrentribüne klangen während der "Royal Variety Show" die Schreie der weiblichen Fans von außerhalb des Theaters in den Ohren.

John Lennon, auf sein Image als zorniger junger Vertreter der Arbeiterklasse achtend, blickte der Königsfamilie direkt ins Gesicht und rief: "Bei der nächsten Nummer bitten wir um Ihre Hilfe: Die auf den billigen Sitzen mögen bitte klatschen, die auf den teuren können einfach mit ihren Juwelen rasseln." Trotz dieser kleinen Unverschämtheit wurde der Auftritt ein rauschender Erfolg.

Geliebtes Kulturgut im ganzen Land

Nicht nur die Beatles unterhielten an diesem Abend die Upper-Class in London, auch Marlene Dietrich war dort. Die Beatles selbst haben später immer wieder betont, dass dieser Abend für sie endgültig der Beweis dafür war, dass sie es nach ganz oben geschafft haben.

Und da sind sie immer noch, ganz oben, auch wenn John Lennon schon vor fast 43 Jahren ermordet wurde und George Harrison 2001 starb. Die Beatles sind kollektives und heiß geliebtes Kulturgut ihres Landes, und mit großem Stolz wird das vor allem an einem Ort der Welt gelebt: in Liverpool.

Im Hotel: Überall die Beatles

Vor einem Zaun stehen zwei Personen, links eine Frau. rechts ein Mann. Dazwischen ein Straßenschild mit der Aufschrift: "Penny Lane."
Zwei Generationen Beatles-Fans: DW-Redakteur Jens Thurau mit seiner Tochter in LiverpoolBild: Jens Thurau/DW

Von Manchester aus erreicht man die Beatles-Stadt mit dem Zug in einer knappen Stunde und landet an der Station Lime Street. Wer mag, kann aber auch direkt nach Liverpool fliegen, dann landet man (natürlich!) auf dem John-Lennon-Airport.

Von der Lime Street sind es 15 Minuten zu Fuß zum Hotel "Hard Days Night". Die Vier-Sterne-Herberge in einem massiven, 1884 erbauten Gebäude mit hohen Wänden ist eine Art akustischer und visueller Dauerüberfall in Sachen Beatles.

"Let it Be" statt "Bitte nicht stören"

In der Lobby hängen Bilder aus allen Phasen der Weltkarriere der Pilzköpfe, "Can‘t Buy Me Love" erklingt in dezenter Lautstärke. Auf Bildschirmen sind Konzertfilme der Beatles in Dauerschleife zu sehen.

Alle noch so kleinen Details haben einen Beatles-Bezug. In der Bar kann man den Drink "Strawberry Fields with Pepper" bestellen, und wenn man in einem der rund 100 Zimmer seine Ruhe haben will, hängt man nicht ein "Do not disturb"-Schild an die Außentür. Hier heißt es "Let it be."

An einem Türgriff hängt ein Schild mit der Aufschrift "Let it be."
Jedes Detail mit Beatles-Bezug: Ein Pappschild im Hotel "Hard days night" Bild: Jens Thurau/DW

In der Nacht wacht dann ein singender John überlebensgroß über dem Bett darauf, dass man auch dann die Beatles nicht vergisst.

Freundlich sind sie hier, und wissen, weshalb man gekommen ist: "A splendid time is guaranteed for all", sagt der nette Herr an der Rezeption lachend zur Begrüßung. Eine Textzeile aus "Being For The Benefit Of Mr. Kite" vom "Sgt. Pepper's" -Album. Auf eine prächtige Zeit hier kann man sich tatsächlich freuen.

Eine Vorliebe für Bronzestatuen

Um die Ecke liegt die Mathew Street mit ihren vielen Rock-Kneipen. Gleich am Anfang blickt ein lebensgroßer John Lennon in Bronze eher nachdenklich auf die vielen Besucher. Überhaupt, Bronzestatuen: An allen Ecken und Enden finden sich die berühmten Söhne der Stadt in 3D verewigt.

Drei Bronze-Statuen mit drei der Beatles stehen hinter einer Bank, auf der Bank davor sitzt der vierte Beatle mit Gitarre, daneben sitzt DW-Redakteur Jens Thurau.
Beatles-Statuen wohin man sieht. Jeder kann, wie hier DW-Redakteur Jens Thurau, Teil des Gefüges werdenBild: Jens Thurau/DW

Auch ein paar hundert Meter von der Mathew Street entfernt am Mersey River gibt es eine Figurengruppe. Alle vier Beatles laufen hier den Fans entgegen. Die Gruppe gehört zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Gerne lassen sich die Besucher vor und mit den Statuen ablichten.

Weibliche Beatles-Fans im Rentenalter

Am zweiten Tag des Aufenthalts im Frühstückssaal (mit vielen Beatles-Fotos an den Wänden, versteht sich): Vier ältere lustige Damen sind offenbar zusammen hierher gereist und unterhalten sich angeregt. Leicht vorstellbar, dass sie Teenager waren, als England von der"Beatlemania" erfasst wurde, zwischen 1962 und 1966. Noch immer sind sie begeistert, so wie viele Generationen nach ihnen auch. 

Aber die Zeit drängt, am Vormittag gibt es einen Slot im Beatles-Museum an den alten Docks am Fluss. Dort werden alle Stationen der Karriere der Beatles anschaulich dargestellt: Der Anfang in Hamburg, auf der Reeperbahn, die Auftritte im "Cavern Club" hier in Liverpool, die Beatlemania, die großen Platten der Studiozeit ab 1965: "Rubber Soul", "Revolver", "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band".

Aber das einzige Museum ist das hier nicht: Ganz in der Nähe des Cavern Club findet sich noch eine Beatles-Ausstellung. Kaum zu schaffen, das alles in wenigen Tagen.

Eine Busfahrt zu den Orten des Beatles-Mythos

Der Bus in gelben und blauen Farben und der Aufschrift "Magical-Mystery-Tour" wartet am Straßenrand auf seine Gäste.
Bunt, unterhaltsam, freundlich: Der Bus der "Magical-Mystery-Tour"Bild: Jens Thurau/DW

Außerdem kommt jetzt das Highlight: Die "Magical Mystery Tour" im gelben psychedelischen Bus, zwei Stunden quer durch die Stadt. Der Bus macht halt an den Elternhäusern aller vier Musiker, an der Penny Lane natürlich und an den Strawberry Fields. Ein gut aufgelegter Reiseleiter wartet mit Details auf, zeigt auf eine Kirchengemeinde, die 1957 ein Fest veranstaltete, auf dem sich Paul McCartney und John Lennon erstmals trafen. Der Beatles-Urknall sozusagen. Ergriffenes Schweigen im Bus.

Später, vor dem Geburtshaus von McCartney, verrät der nette Reiseleiter, dass "Paul" drei bis viermal im Jahr noch in seine Heimatstadt kommt, sein Bruder wohne schließlich noch hier. Und an der Penny Lane dann: eine weitere Bronze-Statue, was sonst, wieder von John Lennon.

Eine Staue, die John Lennon zeigt, steht im Vordergrund an der Penny Lane in Liverpool,  dahinter ist links ein Bus zu sehen.
John-Lennon-Statue an der "Penny Lane": John Lennon und sein Song "Imagine"Bild: Jens Thurau/DW

Die kurzweilige Tour endet nach zwei Stunden im Cavern Club, der in den achtziger Jahren erst abgerissen wurde, um dann neu zu entstehen, nicht genau am Original-Ort, aber fast. Dort fühlt sich dann alles so an, als ob die Fab Four gleich durch die Tür kommen könnten. Voll ist es im Club, es wird getrunken und gelacht, und es riecht nach Kellergewölbe und Rock 'n' Roll.

"A splendid time is guaranteed for all!"

Nach vier Tagen und größeren Ausgaben in einem der vielen Beatles-Souvenir-Shops (Hemden mit allen Platten-Covern, Socken, Pullover, Bierdeckel, eine Beatles-Monopoly-Spiel-Version) ist die Beatles-Reise dann zu Ende. Halt, noch eine Fahrt mit der Fähre auf dem Mersey River.

Ein Mann und eine Frau stehen vor den Bronzestatuen der vier Beatles-Musiker auf einem Platz in Liverpool.
So viel zu sehen: Beatles-Fans sollten mehr als vier Tage in Liverpool einplanenBild: Jens Thurau/DW

Schön wars, freundlich begegnet die Beatles-Stadt den Fans aus aller Welt. Der nette Herr an der Rezeption hatte recht: "A splendid time is guaranteed for all!" Dass der Beatles-Zauber bis heute anhalten würde, konnte vor 60 Jahren niemand ahnen, als die Band erstmals vor der britischen Königsfamilie auftrat.

...und wieder neue (alte) Sammlerstücke

Für die Beatles-Fans zu Hause gibt es zusätzlich zur Single "Now And Then" wieder einige Neuerscheinungen: Das "Rote" sowie das "Blaue" Album der Fab Four kommen im neuen Mix heraus. Die Tracklisten wurden um insgesamt 21 zusätzliche Songs erweitert. Beide Compilations sind als CD- und Vinylboxen zu haben.

Der Artikel wurde aufgrund der Musikvideo-Veröffentlichung aktualisiert.