1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Italienischer Filmregisseur Bertolucci tot

26. November 2018

Filme wie "Der letzte Tango in Paris", "1900" und "Der letzte Kaiser" sorgten oft für Kontroversen, machten ihn aber weltberühmt. Nun ist der italienische Autorenfilmer Bernardo Bertolucci in Rom verstorben.

https://p.dw.com/p/38uSj
Bernardo Bertolucci
Bild: Getty Images/F. Origlia

Im Alter von 77 Jahren sei Bernardo Bertolucci am Morgen in seinem Haus in Rom gestorben, teilte eine Sprecherin seiner Agentur mit. Der prominente Filmemacher habe an Krebs gelitten. Der zweifache Oscar-Preisträger saß bereits seit Jahren nach einer misslungenen Bandscheiben-Operation im Rollstuhl. Bertolucci galt als letzter Vertreter der Generation von Filmemachern, die in den 1960er und 1970er Jahren den italienischen Autorenfilm weltberühmt machten. Für sein Lebenswerk wurde er unter anderem von den Filmfestspielen in Cannes und Venedig ausgezeichnet.

Am 16. März 1941 wurde Bertolucci als Sohn des Dichters Attilio Bertolucci in Parma geboren und ging später beim Regisseur Pier Paolo Pasolini in die Lehre. Bei dessen Film "Accattone" wirkte er als Regieassistent mit. Wenige Jahre später beteiligte er sich am Drehbuch für den Western-Klassiker "Spiel mir das Lied vom Tod" von Sergio Leone.

Szene aus dem Film Der letzte Tango in Paris
Marlon Brando und Maria Schneider in einer Szene aus "Der letzte Tango in Paris"Bild: picture-alliance/Keystone

Durchbruch mit Brando-Streifen

Internationale Bekanntheit erlangte Bertolucci mit dem wegen gewaltsamer Sexszenen umstrittenen Film "Der letzte Tango in Paris" mit Marlon Brando von 1972. Nachdem 1987 die letzten Zensurverbote fielen, wurde der Film zum Kassenschlager. Mit dem Zweiteiler "1900" legte Bertolucci 1976 ein großangelegtes Fresko der italienischen Geschichte in der ersten Hälfte seines Jahrhunderts vor, mit einer Starbesetzung mit Robert De Niro, Gérard Depardieu und Burt Lancaster.

1987 feierte Bertolucci seinen wohl größten Erfolg. "Der letzte Kaiser" ging mit neun Oscars und vier Golden Globes in die Kinogeschichte ein. In dem Film geht es um das Leben des letzten chinesischen Imperators, der bereits als Dreijähriger an die Macht kam, von den Untertanen als Gott verehrt wurde und "wie ein Gefangener seiner eigenen Macht lebte". Der Filmkünstler durfte damals als erster westlicher Regisseur an Originalschauplätzen in Peking drehen.

Filmstill Der letzte Kaiser
Der kleine Pu Yi im Kaiserpalast in Peking in dem Kinoepos "Der letzte Kaiser"Bild: picture-alliance/dpa

Letzter Film vor sechs Jahren

In seinem späteren Werk konzentrierte sich der Filmregisseur wie in "Himmel über der Wüste" (1990) und "Little Buddha" (1993) auf ferne Kulturkreise. Nach zehnjähriger Regiepause kehrte Bertolucci zuletzt 2012 noch einmal mit "Ich und du" in die Kinos zurück.

Er werde als einer der Größten des italienischen und internationalen Films in Erinnerung bleiben, erklärten die Internationalen Filmfestspiele von Venedig auf Twitter. Die italienische Tageszeitung "La Repubblica" nannte Bertolucci den "letzten Meister des italienischen Films", der nicht nur Regisseur, sondern auch Dichter, Produzent, Polemiker und brillanter Autor gewesen sei.

kle/sti (epd, dpa, afp, kna)