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Hunger breitet sich im Jemen aus

11. August 2015

Der andauernde Bürgerkrieg im Jemen trifft die Zivilbevölkerung besonders hart. Nach UN-Angaben sind bereits jetzt 850.000 Kinder mangelernährt, Tendanz steigend.

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Kinder vor einem zerstörten Haus in Sanaa (Foto: AFP)
Bild: Getty Images/AFP/M. Huwais

Immer mehr Menschen im Bürgerkriegsland Jemen hungern oder können nur mit größter Mühe an Nahrungsmittel kommen. Inzwischen seien 12,9 Millionen Menschen ohne ausreichende Versorgung, erklärte die UN-Sonderberichterstatterin für das Recht auf Nahrung, Hilal Elver, in Genf. Derzeit seien 850.000 Kinder mangelernährt. Wenn der Konflikt andauere, werde deren Zahl in den kommenden Wochen auf 1,2 Millionen Kinder steigen. Besonders die Situation der Kinder sei zutiefst "alarmierend", erklärte sie.

Elver warnte die Konfliktparteien davor, Hunger als Waffe einzusetzen. Sie verwies auf Blockaden in Bezirken wie Aden oder Taiz, die Lebensmittellieferungen verhinderten. Außerdem gebe es Berichte, dass auch Märkte und Lebensmitteltransporte gezielt aus der Luft angegriffen worden seien. Das Aushungern der Zivilbevölkerung könne ein Kriegsverbrechen und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellen, so Elver. Der Jemen sei zu 80 Prozent auf Nahrungsmittelimporte angewiesen, so die Sonderberichterstatterin.

Die UN-Beauftragte verlangte eine humanitäre Pause der Feindseligkeiten, damit Hilfen und Nahrungsmittel zur Zivilbevölkerung gelangen könnten. Sie erinnerte an einen vereinbarten einwöchigen Waffenstillstand vom 10. Juli bis zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan, der die Versorgung notleidender Bevölkerungsteile mit dringend benötigter Nahrung und Medikamenten sicherstellen sollte. Bereits diese Feuerpause sei nicht eingehalten worden.

Eine Jemenitin hält am 28.07.2015 ihr unterernährtes Kind auf dem Arm. (Foto: Reuters)
Die Zahl der unterernährten Kinder in dem Bürgerkriegsland wächst schnellBild: Reuters/K. Abdullah

Medikamente fehlen

Der Chef des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Peter Maurer, sprach ebenfalls von einer "katastrophalen" humanitären Lage. Maurer hatte sich in den vergangenen Tagen im Jemen aufgehalten, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Die Bevölkerung lebe unter "entsetzlichen Bedingungen" und die Situation werde jeden Tag schlimmer, beklagte er. Keine Familie werde von dem Konflikt verschont. Auch die Gesundheitsversorgung sei stark eingeschränkt. Viele Krankenhäuser seien beschädigt worden. Es gebe nicht genügend Medikamente. Außerdem könnte viele Geräte wegen Engpässen bei der Treibstoffversorgung nicht benutzt werden.

Seit Monaten liefern sich Huthi-Rebellen und Anhänger des gestürzten jemenitischen Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi heftige Gefechte. Eine von Saudi-Arabien geführte Koalition arabischer Staaten unterstützt mit massiven Luftangriffen die Einheiten von Hadi. Bei den Kämpfen kamen nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation bislang mehr als 4300 Menschen ums Leben, ein Großteil davon Zivilisten.

ago/rk (afp, kna,rtre)