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Die Hälfte der Jemeniten hungert

28. Juli 2015

Durch die Kämpfe und Luftangriffe der vergangenen Monate steht Jemen vor dem Kollaps. Im ärmsten arabischen Land ist die Hälfte der Bevölkerung von Hunger bedroht. Die Hilfsorganisation Oxfam schlägt Alarm.

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Jemen: Kinder zwischen Ruinen in Sanaa (Foto: Getty Images/AFP/M. Huwais)
Bild: Getty Images/AFP/M. Huwais

Vier Monate nach Eskalation des Konflikts im Jemen droht nach Einschätzung der Hilfsorganisation Oxfam eine humanitäre Katastrophe. Seit der Intervention der arabischen Militärkoalition gegen die Huthi-Rebellen Ende März sei die Zahl der Hungernden täglich um 25.000 gestiegen, erklärte Oxfam. Inzwischen seien es 13 Millionen - die Hälfte der Gesamtbevölkerung. Laut Oxfam könnte jeder Zweite von ihnen verhungern, wenn sich die Versorgungslage nicht entscheidend verbessert.

So viele Menschen wie noch nie haben nichts zu essen

Wie die Hilfsorganisation erklärte, leiden damit im dem schwach entwickelten Land im Süden der arabischen Halbinsel so viele Menschen wie niemals zuvor unter lebensbedrohlichem Hunger. Verantwortlich dafür seien die anhaltenden Kämpfe und die Blockade durch die von Saudi-Arabien angeführte Koalition, so Oxfam. Der Jemen sei darauf angewiesen, 80 Prozent der benötigten Nahrungsmittel zu importieren; seit März seien jedoch nur 20 Prozent ins Land gekommen.

"Im Jemen droht eine humanitäre Katastrophe riesigen Ausmaßes, doch die Kriegsparteien ignorieren alle Aufrufe zur Einstellung der Kämpfe", erklärte der Oxfam-Landesdirektor Philippe Clerc. Selbst wenn die Menschen dem Bomben- und Kugelhagel entkämen, wüssten sie oft nicht, wie sie die nächste Mahlzeit bestreiten sollen. Besonders ernst ist laut Oxfam die Lage in der Hochburg der Huthi-Rebellen in der nördlichen Provinz Saada. UN-Angaben zufolge hungern dort 80 Prozent der Menschen.

Preissteigerungen von bis zu 274 Prozent

Laut Oxfam treibt die Nahrungsmittelknappheit die Preise mit Steigerungen von bis zu 274 Prozent in unerschwingliche Höhen. Viele Einwohner hätten seit Monaten kein Einkommen mehr. Oxfams Erhebungen in der Provinz Hadschah zeigten, dass viele der durch die Kämpfe vertriebenen Familien gezwungen sind, ihr letztes Vieh weit unter Marktwert zu verkaufen, um Nahrung und andere lebenswichtige Dinge kaufen zu können. Dies sei ein alarmierendes Zeichen.

Die schiitischen Huthi-Rebellen hatten im Januar mit Unterstützung von Teilen der Armee die Hauptstadt Sanaa unter ihre Kontrolle gebracht. Als sie weiter auf die südliche Hafenstadt Aden vorrückten, floh Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi nach Saudi-Arabien und bat um Hilfe. Das Königreich startete daraufhin mit anderen arabischen Staaten Luftangriffe auf die Huthi-Rebellen, um diese einzudämmen und Hadi an die Macht zurückzubringen. Die Militärallianz hat am Sonntag einseitig eine Waffenruhe aus humanitären Gründen ausgerufen. Nur wenige Stunden nach ihrem Beginn steht sie allerdings vor dem Scheitern.

pg/jj (afp, kna)