1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kämpfe trotz Waffenruhe

27. Juli 2015

Die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition hat eine "humanitäre" Waffenruhe für den Jemen verkündet. Nach nur wenigen Stunden steht sie vor dem Zusammenbruch.

https://p.dw.com/p/1G5Vm
Zerstörungen nach einem Luftangriff im Jemen (Foto: AA/ABACAPRESS.COM)
Zerstörungen nach einem Luftangriff im JemenBild: picture-alliance/ABACAPRESS/A. Haydar

Das von Saudi-Arabien geführte Militärbündnis bombardierte an diesem Montag entgegen eigener Ankündigungen erneut Ziele im Jemen. "In (der Hauptstadt) Sanaa gab es auf jeden Fall Luftschläge", sagte Tariq Riedl, der örtliche Programmleiter der Hilfsorganisation Oxfam, der Deutschen Presse-Agentur. Die Bombardements um Umkreis der Stadt seien deutlich zu hören gewesen.

Angriff auf eigene Verbündete

Kampfflugzeuge der Koalition bombardierten bei ihren Angriffen offenbar versehentlich auch Stellungen der mit ihr verbündeten regierungstreuen Truppen. Zwölf Menschen seien getötet und mindestens 30 weitere verletzt worden, hieß es in jemenitischen Militärkreisen. Die Angriffe ereigneten sich demnach in der südlichen Provinz Lahdsch, wo die regierungstreuen Milizen verstärkt gegen die schiitischen Huthi-Rebellen vorgehen. Augenzeugen und Milizen bestätigten die Luftangriffe.

Kämpfer der Huthi-Rebellen (Foto: Reuters)
Kämpfer der Huthi-RebellenBild: Reuters/K. Abdullah

Aus fast allen Regionen des Jemen wurden zudem Angriffe der Huthi-Milizen gemeldet. So hieß es im saudiarabischen Fernsehsender Al-Arabija, Huthis hätten die Grenzregion Al-Taual im Norden angegriffen. Soldaten aus Saudi-Arabien hätten zurückgeschossen. In der zweitgrößten Stadt Aden im Süden berichteten Einwohner, Huthi-Rebellen hätten zwei Stadtviertel angegriffen. Der Beschuss der Hafenstadt habe von Mitternacht bis zum Morgen gedauert.

Jemen vor dem Kollaps

Im ärmsten arabischen Land kämpfen sich seit Monaten die Huthis und ihre Verbündeten gegen Anhänger des sunnitischen Exilpräsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi, der Ende März nach Riad geflohen ist. Seitdem bombardieren die Saudis und ihre Partner Stellungen der Rebellen aus der Luft. Durch die Kämpfe und Luftangriffe steht der Jemen vor dem Kollaps. Nahrung, Medizin und Treibstoff sind knapp. Erste Seuchen breiten sich aus. Seit März sind nach UN-Angaben mehr als 3000 Menschen in dem Konflikt getötet worden - über die Hälfte von ihnen Zivilisten.

Das Militärbündnis hatte einseitig angekündigt, bis kommenden Freitag auf Luftangriffe gegen die Huthis zu verzichten. Damit solle die Versorgung der in großer Not stehenden Bevölkerung in den umkämpften Gebieten ermöglicht werden. Allerdings hat sich die Koalition das Recht vorbehalten, auf militärische Aktivitäten oder Bewegungen der Rebellen zu reagieren. Die Huthis hatten sich nicht zum Einhalten der Feuerpause bereit erklärt.

Appell aus Berlin

Die Bundesregierung in Berlin appellierte eindringlich an die Konfliktparteien im Jemen, die Waffenruhe zu befolgen. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes erklärte, die humanitäre Lage in dem Bürgerkriegsland habe sich in den vergangenen Wochen weiter verschlechtert. Eine Feuerpause eröffne die Chance zur Versorgung der Bevölkerung und könne gleichzeitig der Einstieg in eine politische Lösung des Konflikts sein.

wl/kle (dpa, afp)