Francis Ford Coppola: Film-Legende, Star-Regisseur, Hollywood-Aussteiger, Winzer
Dieser Mann schrieb Kinogeschichte: Der Regisseur drehte eine Handvoll Filme für die Ewigkeit. Doch Coppola musste auch katastrophale Abstürze verkraften. Ein Blick auf die Höhen und Tiefen seines filmischen Schaffens.
Filmisches Erwachsenwerden
"You’re a Big Boy Now" hieß 1966 Coppolas dritte längere Regiearbeit, nachdem er drei Jahre zuvor mit dem Horrorfilm "The Terror" als Co-Regisseur debütiert hatte. Die Pubertätskomödie zeigt einen nicht mehr ganz so jungen Mann, der sich aus den Fängen seiner Mutter befreit und das Leben entdeckt. Wohin die Reise des damals 27-jährigen Regisseurs gehen sollte, war damals noch nicht ganz klar.
Sensationserfolg "Der Pate"
Nach zwei weiteren Filmen bot man dem gerade einmal 30-jährigen Coppola die Verfilmung des Buches "The Godfather" ("Der Pate") an. Coppola war nicht erste Wahl des Studios und für den Regisseur war das Projekt anfangs auch keine Herzensangelegenheit. Doch der Film wurde ein Riesenerfolg, künstlerisch und an den Kinokassen: Coppola war zu einem der Top-Regisseure der USA aufgestiegen.
Blick hinter die Politkulissen: "Der Dialog"
Direkt im Anschluss drehte Coppola den Paranoia-Thriller "The Conversation" ("Der Dialog"/1974) mit Gene Hackman in der Rolle eines introvertierten Abhörspezialisten. Heute gilt das Werk, das seinerzeit weniger erfolgreich war, als einer der besten US-Filme der 1970er Jahre. "The Conversation" spiegelte das gesellschaftliche und politische Klima des Landes zu Zeiten des Watergate-Skandals wider.
Krieg auf dem Set: "Apocalypse Now"
Nachdem auch der zweite Teil des "Paten" erfolgreich war, beschäftigte sich Coppola mit dem Krieg in Vietnam. In Anlehnung an Joseph Conrads Erzählung "Heart of Darkness" und Reportagen von Michael Herr erzählte der Regisseur eine apokalyptische Story. Die Dreharbeiten zogen sich in die Länge, wurden immer wieder unterbrochen. Am Ende wurde "Apocalypse Now" aber zu einem überwältigendem Erfolg.
Absturz mit "One from the Heart"
1982 folgte dann der Absturz. Coppola, der nach "Apocalypse Now" zu den einflussreichsten Regisseuren gezählt wurde, drehte das Melodrama "One from the Heart" ("Einer mit Herz") mit Nastassja Kinski, das an den Kassen fürchterlich floppte. Der Regisseur war ruiniert. Coppola, der sich stets von den großen Hollywood-Studios absetzen wollte, hatte sich mit dem eigenen Studio finanziell verhoben.
Neuanfang mit Filmen über Jugendliche
Coppola stand nach "One from the Heart" vor einem finanziellen Scherbenhaufen. Er musste praktisch neu anfangen, kleinere Brötchen backen, für andere Produzenten arbeiten. Mit zwei Filmen über Jugendgangs und mit einer Reihe junger, talentierter Darsteller gelang der Neustart. "The Outsiders" und "Rumble Fish" (unser Foto/1983) überzeugten durch das Spiel der Darsteller und den filmischen Look.
Zweites Desaster: "Cotton Club"
Doch Coppola war kein Mann mit bescheidenden Ansprüchen. Sein nächster Film sollte wieder "groß" werden: "Cotton Club" (1984) blendete zurück in das New York der 1920er Jahre und erzählte in einer Mischung aus Musik- und Gangsterfilm furios von einer wilden Zeit an einem wilden Ort. Doch der Film wurde zu teuer, spielte die Kosten nicht ein, Coppola musste wieder kämpfen.
Zwischen Ambition und Auftrag
In den Jahre danach musste Coppola Filme realisieren, die nicht ganz seinen künstlerischen Ambitionen genügten, auch weil er Geld verdienen musste. Einer der besten Filme aus jener Zeit war "Tucker" (1988), der Jeff Bridges in der Rolle des Autopioniers Preston Thomas Tucker zeigte: ein Selfmademan, der sich gegen die Industrie auflehnt - autobiografische Anklänge waren nicht zu übersehen.
Horrorfilm "Dracula"
Nach dem dritten Teil der "Paten"-Saga, den der Regisseur 1990 drehte, um im Geschäft zu bleiben, inszenierte Coppola 1992 die klassische Story des berühmten Blutsaugers mit prominenten Schauspielern. Die Kritiken der recht werkgetreu in Szene gesetzten Filmadaption des Romans von Bram Stoker fielen verhalten aus, gelobt wurde allerdings die Ausstattung des Films sowie die opulente Optik.
Der "Weinmacher" Francis Ford Coppola
In den letzten beiden Jahrzehnten machte der Regisseur fast mehr Schlagzeilen mit seinem Weingut, das er noch heute in den Bergen Kaliforniens betreibt. Manche Kritiker sagen, dass er mit seinen Weinen die besseren Ergebnisse erzielt als mit seinen letzten filmischen Arbeiten. Immerhin gelang ihm 1997 mit "Der Regenmacher" die wohl beste John-Grisham-Verfilmung - mit dem blutjungen Matt Damon.