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EU-Kommission sieht Gegenwind für Konjunktur

11. September 2023

Die Europäische Kommission hat ihre Konjunkturaussichten für die Eurozone deutlich nach unten korrigiert. Sie rechnet in diesem Jahr nur noch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,8 Prozent.

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Containerterminal
Bild: Daniel Reinhardt/dpa/picture alliance

Die EU-Kommission blickt deutlich skeptischer auf die Konjunktur in der Euro-Zone und in Deutschland als noch im Frühjahr. Die Brüsseler Behörde erwartet für die Staaten der Währungsunion 2023 nur noch ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 0,8 Prozent, wie aus der am Montag vorgelegten Sommerprognose hervorgeht. Im Mai hatte sie einen Zuwachs von 1,1 Prozent veranschlagt. EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni sprach mit Blick auf die Folgen des Krieges in der Ukraine, steigender Zinsen und hoher Inflation von "mehrfachem Gegenwind", der das Wachstum stärker bremse als im Frühjahr gedacht.

Der Vizepräsident der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, erwartet, dass sich nach einer Phase der Schwäche nächstes Jahr ein milder Aufschwung entwickeln wird, "gestützt auf einen starken Arbeitsmarkt, rekordniedrige Erwerbslosigkeit und nachlassenden Preisdruck".

Die deutsche Wirtschaft steuert aus Brüsseler Sicht dieses Jahr in die Rezession: Sie dürfte demnach um 0,4 Prozent schrumpfen. Im Mai hatte die EU-Kommission noch ein mageres Plus von 0,2 Prozent veranschlagt. Auch viele führende deutsche Forschungsinstitute haben zuletzt ein Schrumpfen der größten Volkswirtschaft des Währungsraums prognostiziert: Der Industriestandort leidet besonders unter den hohen Energiekosten und dem mauen weltwirtschaftlichen Umfeld - insbesondere auch wegen der Konjunkturschwäche Chinas. Ungeachtet der Rezessionsgefahr betrachtet die EU-Kommission Deutschland nicht als "kranken Mann Europas". Diese Schlagzeile mancher Medien mache er sich nicht zu eigen, sagte Gentiloni. Es gebe stichhaltige Gründe, warum die EU-Kommission in diesem Jahr mit einem Abschwung in Deutschland rechne, sagte er weiter. "Aber wir wissen auch, dass es sich um eine starke Wirtschaft handelt", betonte der Italiener.

Inflation bleibt zäh

Die EU-Kommission veranschlagt in ihren Prognosen zugleich für dieses Jahr einen nicht mehr ganz so hohen Preisdruck wie noch im Frühjahr angenommen. Sie erwartet 2023 für Deutschland eine für den europäischen Vergleich berechnete Teuerungsrate (HVPI) von 6,4 Prozent, im Mai hatte sie noch 6,8 Prozent vorhergesagt. Für die Euro-Zone prognostiziert sie nun eine Inflation von 5,6 Prozent, nach 5,8 Prozent in der Frühjahrsprognose. Auch nächstes Jahr dürften die Teuerungsraten demnach in Deutschland mit 2,8 Prozent und in der Euro-Zone mit 2,9 Prozent noch über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank von 2,0 Prozent liegen, der für die Konjunktur als ideal gilt.

Im Frühjahr hatte die Kommission die beiden Inflationswerte noch einen Tick niedriger angesetzt. Die EZB entscheidet am Donnerstag wieder über den Leitzins: Nach neun Anhebungen in Folge beraten die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde darüber, ob die Serie weitergeht oder eine Pause eingelegt wird. Der derzeit maßgebliche Leitzins liegt inzwischen bei 3,75 Prozent. An den Börsen wird überwiegend damit gerechnet, dass die EZB die Füße stillhalten wird. Doch gilt die Abstimmung im EZB-Rat als enges Rennen. Eine wichtige Entscheidungshilfe für die Währungshüter dürften die aktualisierten hauseigenen Konjunktur-Prognosen liefern, die zur Sitzung vorliegen werden.

hb/iw (rtr, afp)