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Friedenspreis für Muzoon Almellehan

Bettina Baumann
9. Februar 2020

Bildung ist der Schlüssel zur Zukunft. Das weiß Muzoon Almellehan, seit sie 14 ist. Aber sie lebt in einem jordanischen Flüchtlingslager. Und seitdem kämpft sie für bessere Bildung für Kinder in Krisengebieten.

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Muzoon Almellehan
Bild: UNICEF/UN060498/Sokhin

Muzoon Almellehan ist 14 Jahre alt, als in ihrer Heimatstadt Daraa im Südwesten Syriens Bomben fallen. Ihre Eltern sehen nur noch einen Ausweg: Flucht. Gemeinsam mit den vier Kindern lassen sie 2013 alles hinter sich zurück. Sie landen in Jordanien - genauer in Za'atari, dem zweitgrößten Flüchtlingslager der Welt.

Obwohl ihr Vater sie gebeten hat, nur das Nötigste zu packen, trägt Muzoon einen Koffer voller Bücher bei sich. "Schon als Kind wusste ich, dass Bildung der Schlüssel für meine Zukunft war. Deshalb waren meine Bücher auch das einzige, was ich mitnahm, als wir aus Syrien flohen", erklärte die heute 21-Jährige im Juni 2017 gegenüber UNICEF. 

"Bildung kann dir niemand nehmen"

Während sie selbst in dieser Ausnahmesituation lernbegierig ist, hat Bildung angesichts der Hoffnungslosigkeit im Camp für die meisten Menschen im Lager keine Priorität, und so nehmen sie auch nicht an den dortigen Bildungsangeboten teil. Muzoon reagiert: Sie geht von Zelt zu Zelt und überzeugt Eltern und Kinder davon, wie wichtig Schule ist. "Wenn du Bildung hast, kann dir das niemand mehr nehmen", sagt sie immer wieder. 

Muzoon Almellehan bei den Vereinten Nationen in Genf.
Muzoon Almellehan 2018 bei den Vereinten Nationen in Genf Bild: picture-alliance/dpa/C. Oelrich

So beginnt Muzoon Almellehans Engagement für einen besseren Zugang zu Bildung in Krisengebieten. Inzwischen lebt sie in Großbritannien. 2017 wurde sie zur jüngsten UNICEF-Botschafterin ernannt - und zur ersten mit offiziellem Flüchtlingsstatus. In dieser Funktion kehrte sie bereits nach Za'atari zurück, traf im Tschad Mädchen, die vor Boko Haram geflüchtet waren, und sprach in Hamburg beim G20-Gipfel mit hohen politischen Vertretern über die Millionen von Kindern, die aufgrund von Konflikten, Kriegen oder Naturkatastrophen aus ihrer Heimat fliehen müssen. Das "Time Magazine" kürte sie 2017 zu einem der 30 einflussreichsten Teenager der Welt.

Auf ihre Tätigkeit als UNICEF-Botschafterin ist Muzoon stolz: "Im Flüchtlingslager habe ich gesehen, was passiert, wenn Kinder gezwungen werden zu heiraten oder zu arbeiten. Sie verpassen dadurch die Möglichkeit einer guten Schulbildung und damit all ihre Chancen auf eine gute Zukunft", erklärt sie. "Deshalb bin ich stolz, mit UNICEF zu arbeiten und dabei zu helfen, diesen Kindern eine Stimme zu geben und es ihnen zu ermöglichen, zur Schule zu gehen.

Malala Yousefzai (l.) und Muzoon Almellehan lächeln in die Kamera.
Muzoon Almellehan (r.) ist eng mit Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai (l.) befreundetBild: Reuters/D. Staples

Unermüdlicher Kampf 

An diesem Sonntag (9. Februar 2020) wird dieser Einsatz von Muzoon Almellehans mit dem Dresdner Friedenspreis gewürdigt. Ihr Mut und Engagement seien außerordentlich, heißt es in der Begründung: "Gegen viele Widerstände hat sie sich für Kinder und Jugendliche eingesetzt und kämpft weiterhin für deren Bildungschancen (...). Bildung ist vielleicht das höchste Gut, das jungen Geflüchteten zuteil werden kann. Sie ebnet den Weg, um nach dem Trauma der Vertreibung Würde und Sinn wiederzugewinnen...", so Beate Spiegel von der Klaus Tschira Stiftung, die den 10.000 Euro dotierten Preis fördert. 

Die Laudatio hält Kim Phuc Phan Thi, die Preisträgerin aus dem Vorjahr. Kim Phuc Phan Thi ging als damals sogenanntes "Napalm-Girl" aus dem Vietnamkrieg in die Geschichte ein. Das Foto des Kriegsreporters Nick Út, das sie als junges Mädchen nackt, schreiend und schwer verwundet direkt nach einem Napalm-Angriff auf ihr Dorf zeigt, trug mit dazu bei, dass sich die Haltung in der US-amerikanischen Bevölkerung zum Vietnamkrieg änderte. Das Bild wurde 1972 zum Pressefotos des Jahres gewählt, der Fotograf bekam dafür den Pulitzerpreis. 

Der Internationale Dresdner Friedenspreis wird 2020 zum 11. Mal verliehen. Die Zeremonie findet in der Dresdner Semperoper statt. Zu den früheren Preisträgern zählen Michail Gorbatschow, der Pianist und Dirigent Daniel Barenboim oder der Kriegsfotograf James Nachtwey