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Davos zwischen Kriegen, Klimawandel und KI

Ashutosh Pandey
14. Januar 2024

Das Weltwirtschaftsforum in Davos will in diesem Jahr in besonders unruhigen Zeiten nach Antworten für die Zukunft suchen. Fragen gibt es viele.

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Schweiz | Vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos
Blick auf Davos Bild: Frabrice Coffrini/AFP/Getty Images

Die Reichen und Mächtigen kommen auch dieses Jahr wieder in den idyllischen Schweizer Ferienort Davos. So beschaulich die Berge auch sein werden, das Weltwirtschaftsforum (WEF) findet zu einer Zeit statt, in der die Welt durchgerüttelt wird: Von verheerenden Kriegen im Gazastreifen und in der Ukraine; von Durchbrüchen in Sachen Künstlicher Intelligenz (KI), die Aufregung und Besorgnis zugleich hervorrufen; von einer Schuldenkrise in den Entwicklungsländern. Und dann ist da noch der Klimawandel, der unserem Planten zunehmend zusetzt.

Zu der fünftägigen Veranstaltung, die an diesem Montag beginnt, werden über 2800 Teilnehmer aus 120 Ländern erwartet, darunter mehr als 60 Staats- und Regierungschefs. Das Thema des diesjährigen Treffens lautet Rebuilding Trust, was so viel bedeutet wie "das Vertrauen wiederherstellen".

"Das Thema ist eine direkte Antwort auf die Erosion des Vertrauens, die in den Gesellschaften und zwischen den Nationen zu beobachten ist", sagte WEF-Geschäftsführer Mirek Dusek zu Medienvertretern. Jeder könnte diese Vertrauenskrise in Verbindung bringen mit den "tiefgreifenden Veränderungen um uns herum - seien sie geopolitisch, geoökonomisch oder in Bezug auf Klima und Natur".

Oben auf der Tagesordnung: Gaza und Ukraine

Zu den teilnehmenden Spitzenpolitikern gehören der französische Präsident Emmanuel Macron, die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, und der chinesische Premierminister Li Qiang. Anders als zuletzt nimmt Bundeskanzler Olaf Scholz in diesem Jahr nicht teil. 

Auch der neu gewählte argentinische Präsident Javier Milei wird als Teilnehmer erwartet. Die USA werden von Außenminister Antony Blinken vertreten, der mit wichtigen Akteuren des Gaza-Krieges, darunter dem israelischen Präsidenten Isaac Herzog und dem katarischen Premierminister Mohammed Bin Abdulrahman Al Thani, über Möglichkeiten zur Beendigung des Konflikts im Gazastreifen sprechen wird. Dabei wird es auch darum gehen, eine weitere Eskalation, wie sie von vielen befürchtet wird, zu vermeiden.

Argentinien Buenos Aires | Demonstration gegen die Regierung von Javier Milei
Wird in Davos erwartet: Argentiniens umstrittener Präsident Javier MileiBild: Agustin Marcarian/REUTERS

Der Krieg in der Ukraine wird auch in diesem Jahr ein wichtiges Thema sein. So wird Präsident Wolodymyr Selenskyj persönlich nach Davos kommen, um für die Unterstützung der Ukraine zu werben. Wohl auch weil wichtige Verbündete wie die USA und die EU derzeit Mühe haben, Hilfe in Milliarden-Höhe für Kiew freizugeben. Selenskyjs Rede ist für Dienstag geplant. 

Wirtschaftssorgen und Schuldenkrise

Das schleppende Wirtschaftswachstum, die Inflation und die gestiegenen Zinssätze treffen die Menschen rund um den Globus hart. Die Weltbank warnte kürzlich davor, dass Ende 2024 das langsamste halbe Jahrzehnt des BIP-Wachstums seit 30 Jahren erreicht sein könnte.

Zwar sind die Befürchtungen einer weltweiten Rezession dank des robusten Wachstums in den USA zurückgegangen, doch gibt es Sorgen, dass die zunehmenden geopolitischen Spannungen den Aufschwung abwürgen könnten. Eine Verlangsamung des Wachstums in China, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, hat auch die Aussichten in vielen Entwicklungsländern in Afrika und Asien verschlechtert.

Ein weiteres Thema, das die Tagesordnung beherrschen wird, ist die starke Verschuldung, die viele Entwicklungsländer, viele von ihnen in Afrika, in den letzten Jahren angehäuft haben. Sie alle haben viel Geld ausgegeben, um mit den zahlreichen Krisen wie der COVID-19-Pandemie, der Energieknappheit und dem Klimawandel zurechtzukommen.

Schweiz | Vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos
In Davos werden Zäune aufgebaut - am 15. Januar startet das Treffen der globalen EliteBild: Gian Ehrenzeller/Keystone/dpa/picture alliance

Nach Angaben der Vereinten Nationen leben heute 3,3 Milliarden Menschen in Ländern, die mehr bezahlen, um die Zinsen ihrer Schulden zu bedienen, als sie in Bildung oder Gesundheit investieren. In vielen Entwicklungsländern sind die finanziellen Spielräume aufgrund hoher Lebensmittel- und Energiepreise und höherer Kreditkosten zusammengeschrumpft.

Der Zustand der Volkswirtschaften und die Schuldenkrise werden ganz oben auf der Tagesordnung der afrikanischen Staats- und Regierungschefs stehen, die in großer Zahl erwartet werden -  allen voran der nigerianische Präsident Bola Ahmed Tinubu und sein kenianischer Amtskollege William Ruto.

"Wenn es um Afrika geht, geht es immer noch darum, Vertrauen zu schaffen - dafür, dass der Kontinent eine Drehscheibe für aktuelle und zukünftige Chancen ist", sagte Leonard Stiegeler von Africa Collective, einer Plattform zur Förderung afrikanischer Interessen bei globalen Investoren.

Mit Blick auf die junge Bevölkerung ist er sicher: "Wenn es um die Schaffung und die Bereitstellung von Arbeitskräften geht, ist Afrika ein Ort, den man im Auge behalten sollte. Das ist etwas, was die afrikanischen Vorreiter fördern wollen", sagte er gegenüber DW.

KI als zentrales Thema

Der Boom der Künstlichen Intelligenz, der den Regulierungsbehörden sowohl Chancen als auch Kopfzerbrechen bereitet, wird in diesem Jahr auch ein wichtiges Thema auf einer Reihe von Panels in Davos sein.

In einer vom WEF am vergangenen Mittwoch veröffentlichten jährlichen Risikoumfrage werden KI-gesteuerte Fehlinformationen und Desinformationen als größte Gefahr der nächsten zwei Jahre genannt. In der Studie heißt es, "dass Falschinformationen und gesellschaftliche Unruhen zunehmend in den Mittelpunkt rücken werden", wenn in diesem Jahr wichtige Volkswirtschaften wie die USA, die EU und Indien an die Urnen gehen.

"Wir sollten bei Grenztechnologien offen, aber gleichzeitig sehr vorsichtig sein", so WEF-Geschäftsführer Dusek. "Und wir sollten bei diesem Thema bereits jetzt Dialog und Zusammenarbeit zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor aufbauen, damit wir nicht ins Hintertreffen geraten, wenn es um generative KI geht."

Dieser Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert