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Riskantes Schlepp-Manöver mit brennendem Frachter

30. Juli 2023

Seit Tagen brennt die "Fremantle Highway" vor der niederländischen Küste. Erst stoppte Sturm einen Transport des Frachters, jetzt startete das Abschlepp-Manöver aber doch.

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Brennender Frachter vor niederländischer Küste
Der brennende Frachter soll bis vor die Insel Schiermonnikoog geschleppt werden, die Aktion läuft.Bild: Netherlands Coastguards/AFP

Ziel ist es, die seit Tagen brennende "Fremantle Highway" mit rund 3800 Autos an Bord von ihrem jetzigen gefährlichen Liegeplatz wegzuschleppen und zwar nach Osten vor die Wattenmeerinsel Schiermonnikoog.

Der Frachter lag in den vergangenen vier Tagen genau zwischen den Fahrrouten von und nach Deutschland, die sehr stark befahren sind - man kann das vergleichen mit einem brennenden LKW, der mit Öl beladen ist und der zwischen zwei Autobahnen feststeckt. Noch am Sonntag Mittag hieß es von der zuständigen Behörde in Den Haag, der Wind sei zu stark, um das Schiff an eine sichere Stelle zu befördern, am Abend gab es dann aber doch grünes Licht für die Abschlepp-Aktion. 

Halten die Schiffswände der Hitze stand?

Der seit Mittwoch wütende Brand auf dem Frachter war zwar schwächer geworden. Doch die Gefahr, dass die Stahlwände der Hitze nicht mehr standhalten, bleibt hoch. Bei Rissen oder sogar einem Auseinanderbrechen und Kentern droht eine Ölpest - das wäre eine Katastrophe für die Nordsee, für das besonders geschützte Wattenmeer mit seinen Vogelgebieten und natürlich auch für die Inselbewohner.

Bisher kann das Feuer nicht gezielt gelöscht werden. Grund: Löschwasser könnte das Schiff zum Kentern bringen. Das Schiff sei bisher stabil, hieß es von der Behörde. Trotz der ungeheuren Hitze durch den Brand tief im Bauch des Schiffes auf den Autodecks hätten die Stahlwände auch unter der Wasserlinie standgehalten. Experten überwachen ständig die Stabilität des Schiffes. Auch ein Spezialschiff zur Räumung von Öl liegt parat beim Frachter.

Niederlande Brand auf Frachter Fremantle Highway
Einwohner in der Region und Touristen machen sich Sorgen um die UmweltBild: Jan Spoelstra/ANP/picture alliance

Der neue Ankerplatz vor Schiermonnikoog soll sicherer sein, erklärte die Behörde. Er sei weiter entfernt vom Schiffsverkehr und windgeschützter. Dort solle der Frachter so lange bleiben, bis er in einen Hafen geschleppt werden kann. Noch ist nicht bekannt, welcher Hafen das sein könnte.

Auf den Inseln macht man sich Sorgen. Der Transport des brennenden Schiffes ist riskant, räumte auch der Minister für Infrastruktur und Wasserverwaltung, Mark Harbers, ein. "Der Ausgangspunkt ist, dass die Situation auf dem Schiff es zulässt, und dass Schäden für Mensch und Umgebung so weit wie möglich begrenzt werden."

500 E-Autos sind an Bord

Die unter der Flagge Panamas fahrende "Fremantle Highway" war in der Nacht zum Mittwoch auf dem Weg von Bremerhaven nach Singapur, als das Feuer ausbrach - auf der Höhe der Insel Ameland. Bei der Evakuierung der Besatzung starb ein Mensch. Brandherd war möglicherweise die Batterie eines elektrischen Autos. Insgesamt sollen rund 3800 Autos an Bord sein.

Bestätigt ist das bisher nicht. Klar ist aber: Das Schiff hatte weitaus mehr E-Autos geladen als zuvor gemeldet worden war, nämlich 500 statt 25. Das Löschen der Akkus brennender E-Autos sei aufwendig, sagte Frank Hachemer, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. Man brauche viel mehr Wasser. "Für uns als Feuerwehr ist es zudem schwierig, an den Akku heranzukommen und ihn gezielt zu kühlen."

haz/as (dpa, afp)