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Film

Wie Carl Laemmle Hollywood miterfand

16. Januar 2017

Der Gründer von Hollywood ist ein Schwabe. Kein Witz, sondern der gelebte American Dream: Carl Laemmle kaufte eine Farm, baute darauf die Universal Studios und wurde zur Kinolegende. Am 17.01. wäre er 150 geworden.

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Carl Laemmle
Bild: picture-alliance/Glasshouse Images

Er ist erst 17 Jahre alt, als er 1884 das oberschwäbische Laupheim verlässt und in die USA emigriert. Unvorstellbar, dass Karl Lämmle 50 Jahre später als Carl Laemmle Hollywood beherrschen sollte. Doch ab den 1920er Jahren flimmert der Filmvorspann "Carl Laemmle presents..." weltweit über die Kinoleinwände. Das Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart präsentiert zum 150. Geburtstag der Hollywood-Gründerfigur am 17. Januar die weltweit erste Laemmle-Ausstellung. In dem Museum sind zuvor nie ausgestellte Objekte aus den USA, aus seiner Heimat Schwaben und aus anderen Ländern zu sehen.

Der amerikanische Traum wird wahr

Laemmle beginnt in New York als Laufbursche. Als Geschäftsführer einer Textilfirma in Wisconsin häuft er zum ersten Mal Kapital an. Das investiert er in Filmtheater und Filmverleihbetriebe. 1910 gründet er seine erste Filmproduktion. Laemmle stellt sich gegen das Monopol der Motion Picture Patents Company und fusioniert seine Firma mit anderen Betrieben zu den heutigen Universal Studios. 1914 geht Laemmle an die Westküste: Die Löhne sind niedriger und die Sonne scheint öfter, was die Filmproduktion erleichtert.

In einer kaum belebten Gegend bei Los Angeles kauft er eine 170 Hektar große Hühnerfarm und errichtet die Universal City Studios. Hier entsteht der Dreh- und Angelpunkt der amerikanischen Filmindustrie: Hollywood. Bis heute werden auf dem von Laemmle erworbenen Gelände Filme gedreht.

Produzent Carl Laemmle
Von Beginn an setzte Laemmle seinen Namen in den Vorspann der Universal-FilmeBild: Haus der Geschichte Baden-Württemberg

Laemmles Karriere wurde von griffigen Slogans begleitet, der zentrale war: "It can be done!" Seine Marketingstrategie ging auf: Er inszenierte mediale Großereignisse wie die Eröffnung der Filmstadt Universal City in Los Angeles, erfand das Star-System mit. Laemmle begriff Kino früh als weltweites Geschäft. Unter seiner Ägide entwickelte sich mit Filmen wie "Das Phantom der Oper", "Dracula", "Die Mumie" und "Frankenstein" insbesondere das Horrorfilm-Genre prächtig. Laemmle und seine Universal Pictures produzierten erstaunliche 10.000 Filmwerke. Auch außerhalb des Horror-Genres entstanden bemerkenswerte Filme wie "Onkel Toms Hütte" und "Im Westen nichts Neues".

Klare Kante gegen das Nazi-Regime

Die Ausstellung in Stuttgart läuft noch bis zum 30. Juli und geht auch auf Laemmles schwierige Beziehung zu seiner oberschwäbischen Geburtsstadt Laupheim ein. Auch nach seiner Einbürgerung in die USA besuchte er sie und unterstützte das Städtchen auch finanziell. Zunächst war er der "reiche Onkel aus Amerika", doch mit dem Erstarken der Nazis begann Laemmles Ansehen in Laupheim zu wackeln. Die Ehrenbürgerwürde wurde zurückgenommen, eine Straße wurde 1933 für einen Nazi umbenannt. Nach dem Antikriegsepos "Im Westen nichts Neues" erhielt er Einreiseverbot in Deutschland. 

Ausstellung über Carl Laemmle
Einblick in die Stuttgarter SchauBild: picture-alliance/dpa/C. Schmidt

Ohne Carl Laemmle gebe es nicht das Hollywood, wie man es heute kennt, betont Ron Meyer, Vizepräsident von NBC-Universal, in Stuttgart. Laemmles 1930 mit zwei Oscars ausgezeichneter Antikriegsfilm "Im Westen nichts Neues" gehöre zu den größten Filmen aller Zeiten, so Meyer.

Nach seinem erzwungenen Ausstieg aus der Filmbranche 1936 widmete Carl Laemmle seine letzten Lebensjahre besonders einer Rettungsmission: Während der NS-Diktatur übernahm er bis zu seinem Tod 1939 rund 300 Bürgschaften für jüdische Familien. Er ermöglichte ihnen die Auswanderung in die USA und bewahrte sie so vor der Ermordung durch die Nazis.

Ein besonderes Geburtstagsgeschenk

Kurios ist Carl Laemmles ausgeprägte Vorliebe für Torten. Wenn der Miterfinder der Traumfabrik seinen Filmstars Geburtstagsfeiern spendierte, durfte eine anständige Torte nicht fehlen. Die Bilder dieser Geburtstagsgesellschaften leiten den Besucher durch die Stuttgarter Schau. Zu den Exponaten gehören Requisiten, Filmplakate, Korrespondenzen und persönliche Gegenstände. Damit wollen die Ausstellungsmacher ebenso an Laemmles umfangreiches filmisches Schaffen wie an den Privatmann und sein engagiertes Wirken in seiner alten Heimat erinnern. Laemmles Tortenleidenschaft frönen die Ausstellungsmacher auch an seinem 150. Geburtstag: Am 17. Januar bekommen die Besucher eine Riesen-Torte serviert; standesgemäß wiegt diese 150 amerikanische Pfund, umgerechnet rund 68 Kilogramm. Denn so hatte Laemmle einst in Hollywood seine Geburtstage gefeiert: mit einer Torte, die stets so viele US-Pfund wog, wie es seinem Alter entsprach.

jhi/jk/ld (dpa/kna)