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Drei Länder wollen Bürger aus China ausfliegen

26. Januar 2020

Trotz drastischer Quarantäne-Maßnahmen der Sicherheitsbehörden breitet sich das Coronavirus in China weiter aus. Die USA, Frankreich und Japan kündigten an, ihre Bürger aus der betroffenen Provinz Hubei zu holen.

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China Temperaturmessung in Wuhan
Ein Mediziner misst bei einem Patienten in einer Klinik in Wuhan die TemperaturBild: Getty Images/AFP/H. Retamal

Die Mitarbeiter des US-Konsulats in der zentralchinesischen Stadt Wuhan sollen nach San Francisco geflogen werden. Es gebe begrenzt Plätze für andere US-Bürger, teilte das Außenministerium in Washington mit. Die französische Gesundheitsministerin Agnès Buzyn sagte, man sei dabei, einen direkten Flug von Wuhan nach Paris zu organisieren. Die Rückführung werde mit den chinesischen Behörden abgestimmt und solle Mitte der Woche erfolgen. Die Regierung in Tokio bietet Japanern in Wuhan an, sie aus der abgeschotteten Stadt auszufliegen. Ministerpräsident Shinzo Abe teilte mit, die Behörden bemühten sich derzeit in China um einen Charterflug für alle japanischen Bürger, die Wuhan verlassen wollten.

Aus Regierungskreisen in Berlin verlautete hingegen, das Auswärtige Amt berate noch mit den Betroffenen und Partnerorganisationen vor Ort über die Situation. Demnach leben in der Region etwa hundert Deutsche mit ständigem Wohnsitz.

Mongolei schließt Schulen

Auch die Mongolei hat Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung des Virus ergriffen. Das Land macht bis auf Weiteres seine Grenzübergänge zu seinem südlichen Nachbarn für Autos und Fußgänger dicht. in dieser Woche sollen zudem Schulen, Kindergärten und Universitäten geschlossen bleiben. Öffentliche Veranstaltungen sollen in diesem Zeitraum abgesagt werden. Bisher sind keine Fälle des Coronavirus in der Mongolei bekannt, doch die Regierung hält das Risiko einer Übertragung für hoch. 31 mongolische Studenten, die in Wuhan leben, sollen in ihre Heimat zurückreisen.

Die chinesische Sonderverwaltungszone Macau erschwert den Einwohnern der besonders betroffenen Provinz Hubei die Einreise: Sie müssen nun beweisen, dass sie nicht mit dem Virus infiziert sind.

Bisher 80 Todesopfer

Das Gesundheitsministerium in Peking betonte derweil, das Potenzial des Virus werde "stärker". Die Nationale Gesundheitskommission ließ erklären, die Erkenntnisse über das neuartige Virus seien aber noch begrenzt. Offiziell gibt es in China bereits mehr als 2700 Infektionsfälle, 80 Patienten starben. Der Bürgermeister von Wuhan, dem Zentrum der Epidemie, äußerte den Verdacht, dass die Zahl der Infektionen inzwischen noch höher liegen dürfte. Zur Begründung verwies Zhou Xianwang auf die vielen Verdachtsfälle in den Krankenhäusern der Elf-Millionen-Einwohner-Metropole.

China Coronavirus l Anreise eines medizinischen Teams in Zhengzhou, Provinz Henan
Medizinisches Hilfspersonal bricht im Bahnhof von Zhengzhou nach Wuhan aufBild: Imago images/Xinhua/L. Jianan

Wuhan gleicht inzwischen einer Geisterstadt. Statt der zum Neujahr üblichen festlichen Menge waren am Wochenende nur wenige Menschen mit ihren obligatorischen Atemschutzmasken in den Straßen zu sehen. Per Lautsprecher-Durchsagen wurden die Bewohner aufgerufen, bei ersten Anzeichen von Unwohlsein ins Krankenhaus zu gehen.

Entwarnung in Berlin und Wien

Außer in China traten 38 Infektionsfälle auch in anderen Ländern auf, darunter die USA, Australien, Japan, Südkorea, Thailand und Frankreich. In den USA stieg die Zahl der Coronavirus-Fälle auf fünf. Frankreich bestätigte am Freitag drei Infektionen. In Kanada gibt es einen ersten "vorläufig bestätigten" Fall. Nach zwei gemeldeten Verdachtsfällen in Berlin und Wien wurde später Entwarnung gegeben. Gesundheitspolitiker betonten, dass Deutschland gut auf mögliche Infektionsfälle vorbereitet sei. Es gebe "klare Pandemiepläne, regelmäßige Übungen sowie die Ressourcen, um schnell und effektiv zu reagieren", sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums der Zeitung "Die Welt".

Notfallpläne existieren auch beim Flughafenverband ADV. Dessen Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel sagte der "Rheinischen Post", dass Flugzeuge mit möglichen Coronavirus-Patienten an Bord nur an fünf Flughäfen in Deutschland landen dürften. Die Airports Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt, München und Berlin verfügen demnach über sogenannte Kernkapazitäten zum Schutz der öffentlichen Gesundheit.

Verschärfte Abschottung

Mit drastischen Reisebeschränkungen versuchen die chinesischen Behörden, die Ausbreitung des Virus in den Griff zu bekommen. Nach Wuhan steht inzwischen praktisch die gesamte Provinz Hubei unter Quarantäne, betroffen sind rund 56 Millionen Menschen. Vier Großstädte, darunter Peking und Shanghai, sowie die östliche Provinz Shandong setzten den Verkehr von Überlandbussen aus.

Nach einer Reihe von Großstädten wiesen am Sonntag auch die bevölkerungsreichste Provinz Guangdong im Süden sowie die Provinz Jiangxi im Zentrum des Landes alle Einwohner an, Mundschutz zu tragen. Davon betroffen sind allein in Guangdong mehr als 110 Millionen Menschen.

Handel mit Wildtieren verboten

Am Sonntag wurde in der gesamten Volksrepublik der Handel mit Wildtieren untersagt. Das Verbot gelte für Märkte und Online-Plattformen, teilten die Behörden mit. Auch dürften in Restaurants keine Wildgerichte mehr angeboten werden. Es wird davon ausgegangen, dass das Coronavirus seinen Ursprung auf einem Tiermarkt in Wuhan hat, wo illegal Wild verkauft wurde.

Besondere Sorge bereitet den Behörden die Ähnlichkeit des neuen Virus mit dem Sars-Virus, dem in den Jahren 2002 und 2003 in China und Hongkong hunderte Menschen erlagen. Chinesische Experten sagten, nach derzeitigem Wissenstand sei das neue Virus weniger gefährlich als der Sars-Erreger. Allerdings sei das neue Virus schon während der bis zu zwei Wochen langen Inkubationszeit ansteckend, was den Kampf gegen seine Ausbreitung deutlich erschwere. Chinas Staatschef Xi Jinping sprach nach einer Krisensitzung der KP-Führung von einer "ernsten" Bedrohung.

kle/wa (afp, rtr, dpa)