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Chinas Staatsführung reagiert auf Coronavirus

25. Januar 2020

Um die Ausbreitung des Coronavirus in China zu begrenzen, gehen die Behörden restriktiver vor. Reisende müssen sich überall auf Fiebermessungen einstellen. Inzwischen wird auch das Militär eingesetzt.

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China Coronavirus Queen Elizabeth Hospital in Honkong
Bild: Reuters

Angesichts der rasanten Ausbreitung des Coronavirus steigt der Druck auf die chinesische Führung. Staatspräsident Xi Jinping rief das Politbüro zu einer Krisensitzung zusammen. Dort wurde laut dem chinesischen Staatsfernsehen eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Xi betonte, dass das Land den Ausbruch unter Kontrolle habe. China sei "definitiv in der Lage", den Kampf gegen das Virus zu gewinnen. Wichtig seien nun "unverbrüchliches Vertrauen, Zusammenarbeit, wissenschaftliche Prävention und Behandlungen sowie präzise politische Entscheidungen".

Die USA haben sich offenbar zu einem drastischen Schritt entschieden und wollen ihre Bürger und Diplomaten aus Wuhan holen. Es sei ein Charterflug für 230 Personen am Sonntag organisiert worden, berichtet das "Wall Street Journal". Das US-Konsulat in Wuhan werde vorübergehend geschlossen. Auch Frankreich will seine Staatsbürger aus der besonders betroffenen Metropole holen.  

Im Kampf gegen das Virus schränken die chinesischen Behörden den Verkehr mittlerweile immer weiter ein. Die Hauptstadt Peking stoppt aus Angst vor einer Einschleppung ihren Busverkehr mit den Provinzen. Wie die nationale Gesundheitsbehörde mitteilte, werden im gesamten öffentlichen Verkehr Fiebermessgeräte installiert. Eines der ersten Symptome nach Ausbruch der Lungenkrankheit ist eine erhöhte Körpertemperatur. Die südchinesische Stadt Haikou verfügte, dass alle Reisenden aus der Provinz Hubei rund um Wuhan 14 Tage lang in einem Hotel isoliert und medizinisch untersucht werden sollen.

Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam rief für die chinesische Sonderverwaltungszone den Notstand aus. Um die Ausbreitung einzudämmen, sagte Lam auch alle offiziellen Neujahrsfeierlichkeiten ab. Rund um das Neujahrsfestan diesem Wochenende sind traditionell Millionen Chinesen unterwegs. Als Reaktion auf den Ausbruch der Lungenkrankheit sind nun an vielen Orten Veranstaltungen abgesagt und Touristenattraktionen geschlossen worden, um größere Menschenansammlungen zu verhindern.

Sprunghafter Anstieg

Das Staatsfernsehen berichtet über mittlerweile 41 Todesopfer und knapp 1300 Infizierte in der Volksrepublik - rund ein Drittel mehr als noch am Vortag. Unter den Toten sei auch ein 62 Jahre alter Krankenhausarzt, der sich während der Arbeit in einem Wuhaner Krankenhaus infiziert habe.

China Sicherheitspersonal an der für Touristen geschlossenen Chinesischen Mauer
Kein Zutritt - dieser Abschnitt der Chinesischen Mauer ist derzeit für Besucher gesperrtBild: Reuters/C. G. Rawlins

Fünf weitere Städte in der Provinz Hubei wurden von der Außenwelt abgeriegelt. Nach Angaben der örtlichen Behörden wurden dort der öffentliche Verkehr ausgesetzt und der Zugang zu Autobahnen gesperrt. Damit wurden nun insgesamt 18 Städte isoliert. De facto stehen damit 56 Millionen Menschen unter Quarantäne.

In Wuhan, der Elf-Millionen-Einwohner-Metropole, von der das Virus ausging und die als erste chinesische Stadt unter Quarantäne gestellt worden war, gilt ab Sonntag bis auf wenige Ausnahmen ein Fahrverbot im Zentrum. Aus anderen Teilen Chinas wurden mehr als 1680 Ärzte und Pfleger mobilisiert und nach Wuhan entsandt, darunter 450 vom Militär. Auch wurden 14.000 Schutzanzüge bereitgestellt. Augenzeugen berichten von langen Schlangen an überfüllten Krankenhäusern.

China Chongqing Medizinisches Militärpersonal besteigt Flugzeug nach Wuhan
Medizinisches Militärpersonal reiste per Flugzeug nach WuhanBild: picture-alliance/Xinhua

Die Regierung begann in der Metropole mit dem Bau eines Spezialkrankenhauses mit 1000 Betten - es soll innerhalb von zehn Tagen einsatzbereit sein. Laut Staatsmedien wird der Gebäudekomplex aus vorproduzierten Bauteilen zusammengesetzt. Demnach soll noch ein zweites Krankenhaus für 1.300 Patienten innerhalb von zwei Wochen errichtet werden.

Erste Fälle in Europa

Inzwischen hat das Virus auch Europa erreicht. Drei Patienten befinden sich in Frankreich derzeit im Krankenhaus, wie das französische Gesundheitsministerium mitteilte. Alle Patienten hätten sich zuvor in China aufgehalten. Britische Behörden versuchen rund 2000 Personen ausfindig zu machen, die in letzter Zeit per Flugzeug von Wuhan aus nach Großbritannien geflogen sind.

Auch australische Behörden bestätigten die ersten vier Krankheitsfälle. Bisher gab es Fälle in Japan, Südkorea, Thailand, Vietnam, Taiwan, Malaysia, Singapur, Saudi-Arabien und den USA.

China Baustelle eines neuen Krankenhauses in Wuhan
Arbeitsstand am Freitag: Binnen zehn Tagen soll an dieser Stelle ein Spezialkrankenhaus einsatzbereit seinBild: imago images/Xinhua

Mittlerweile ziehen auch internationale Unternehmen Konsequenzen. Die US-Kaffeehauskette Starbucks schließt während der Feiertage zum Neujahrsfest sämtliche Filialen in der Provinz Hubei. Aus Sorge um die Gesundheit von Kunden und Angestellten sei auch der Lieferservice gestoppt worden. Zuvor hatte die US-Fast-Food-Kette McDonald's ihre Filialen in fünf Städten geschlossen.

Kein Grund zur Panik?

Eine schützende Impfung oder eine spezielle Therapie zur Behandlung der Infektion gibt es nicht, die Symptome können aber mit Medikamenten abgemildert werden. Nach derzeitiger Einschätzung von Experten verläuft die neuartige Lungenkrankheit in den meisten Fällen mild, möglicherweise sogar vielfach ganz ohne Symptome. Von den in China registrierten Todesfällen gehen die meisten nach derzeitigem Stand auf ältere Patienten mit schweren Vorerkrankungen zurück.

wo/ust/mak (afp, dpa, rtr, ap)