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Ebola das "nächste Aids"?

9. Oktober 2014

Nach Ansicht von Thomas Frieden droht die Ebola-Epidemie zum "nächsten Aids" zu werden. Der oberste Seuchenschützer der USA fordert deshalb schnelle internationale Hilfe für Westafrika.

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Ebola Westafrika I.S.A.R. GERMANY Liberia
Bild: I.S.A.R. GERMANY

"In den 30 Jahren, die ich im öffentlichen Gesundheitssektor arbeite, ist Aids der einzige vergleichbare Fall", erklärte Thomas Frieden am Donnerstag bei einem internationalen Krisentreffen in Washington. Die Weltgemeinschaft müsse jetzt sicherstellen, dass die Ebola-Epidemie nicht ähnliche Ausmaße annehme. Dies werde ein "langer Kampf", in dem es vor allem auf Schnelligkeit ankomme.

Auf dem Krisentreffen richteten die Staatschefs der drei am stärksten von der Ebola-Ausbreitung betroffenen Länder Sierra Leone, Liberia und Guinea einen eindringlichen Hilferuf an die Weltgemeinschaft. "Diese Krankheit ist eine internationale Bedrohung und verdient eine internationale Antwort", erklärte Guineas Präsident Alpha Condé. Er forderte eine bessere Koordinierung der Hilfsbemühungen. Seine Amtskollegen aus Westafrika schlossen sich dem Appell an.

Der US-Seuchenschutzbeauftragte Tom Frieden (Foto: AP)
Der US-Seuchenschutzbeauftragte Thomas Frieden warnt vor einer rasanten Verbreitung von EbolaBild: picture-alliance/AP Photo/John Bazemore

Ban Ki Moon appelliert an Weltgemeinschaft

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, der ebenfalls an dem Treffen teilnahm, warnte vor einer Verschlimmerung der aktuellen Lage. "Die Fälle steigen exponentiell an", sagte Ban. Nach Bans Worten müsste die internationale Hilfe für die betroffenen Länder verzwanzigfacht werden. "Wie viel schlimmer es wird, hängt von uns ab." Die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, zeigte sich besorgt, dass die Ebola-Krise die in Westafrika erreichten wirtschaftlichen Fortschritte zunichte machen könnte.

In Liberia hat die Regierung unterdessen die für kommenden Dienstag geplante Senatswahl verschoben. Sie ist damit einer Bitte der Wahlkommission nachgekommen. Eine freie und faire Wahl sei angesichts der grassierenden Seuche unmöglich, erklärte die Kommission. Zudem bedeute ein "Massenauflauf von Menschen" in der jetzigen Situation potenzielle Lebensgefahr für die Beteiligten. In Gesprächen mit den politischen Parteien und Kandidaten soll nun möglichst ein neuer Termin vor Jahresende vereinbart werden.

Dritter Ebola-Patient in Deutschland eingetroffen

Deutschland hat am Donnerstag den dritten Ebola-Patienten aus Westafrika aufgenommen. Der 56-jährige Mitarbeiter der Vereinten Nationen wurde am Vormittag per Flugzeug aus Liberia nach Leipzig gebracht. Dort wird der Mann auf der Sonderisolierstation der Klinik für Infektiologie und Tropenmedizin behandelt. Den Ärzten zufolge ist sein Gesundheitszustand äußerst kritisch. Für andere Patienten, Besucher oder die Öffentlichkeit bestehe aber keine Ansteckungsgefahr, betonte das Krankenhaus. Die Sicherheitsvorkehrungen seien enorm, das Personal gut ausgebildet und die Technik auf dem neuesten Stand.

In Frankfurt am Main wird ebenfalls ein Ebola-Patient behandelt. Der Arzt aus Uganda hatte im Auftrag einer Hilfsorganisation in Sierra Leone gearbeitet und sich dabei infiziert. Ein Erkrankter aus dem Senegal, der in Hamburg zur Behandlung war, wurde nach fünf Wochen gesund entlassen.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat am Donnerstag aktuelle Zahlen zur Ebola-Epidemie vorgestellt. Danach sind bis zum 5. Oktober 3.879 Menschen an dem Erreger gestorben. Die WHO geht aber von einer hohen Dunkelziffer an nicht gemeldeten Todesfällen aus.

djo/se (afp, dpa, rtr)