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Spanier besorgt über Ebola-Virus

Lauren Frayer / kk9. Oktober 2014

Der Fall einer vom Ebola-Virus befallenen Pflegehelferin in Madrid sorgt bei Ärzten und Bürgern für Unruhe. Die Menschen werfen der Regierung vor, nicht genug gegen das Virus getan zu haben.

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Ein Mediziner wird im Schutzanzug aus der Ebola-Klinik im Madrid gefahren, 08.10.2014 (Foto: epa)
Bild: picture-alliance/dpa

In Spanien steigt die Angst vor dem Ebola-Virus. Insgesamt sieben Personen wurden in dem Krankenhaus im Norden von Madrid auf eine Isolierstation überwiesen. Unter ihnen befindet sich auch Teresa Romero Ramos, die 40-jährige Pflegehelferin, die positiv auf das Ebola-Virus getestet wurde. Ihr Ehemann, drei Kollegen, einer der Ärzte, die Romero Ramos behandelten und auch ihr Friseur stehen derzeit unter Quarantäne. Einige der Betroffenen weisen Symptome auf, die auf eine Ebola-Erkrankung schließen lassen. Andere zeigen noch keine Symptome und warten derzeit auf ihre Test-Ergebnisse.

Spanische Ärzte und Krankenschwestern protestieren seit Tagen gegen die aus ihrer Sicht nachlässigen Sicherheitsvorkehrungen, eine unangemessene Umsetzung der Quarantäne-Maßnahmen sowie gegen Kürzungen im Gesundheitssektor. "Die Sicherheit muss erhöht werden", sagt Esther Quinones, eine Krankenschwester und Sprecherin der Demonstranten vor dem Krankenhaus. "Wir haben uns an sämtliche Vorgaben gehalten und verdienen deshalb das Vertrauen der Öffentlichkeit", so Quinones.

Unsicherheit und Angst

Ihre Kollegen stimmen ihr zu. Es sei allerdings möglich, dass die Vorgaben selbst fehlerhaft waren, gibt einer von ihnen zu bedenken. "Seit April, als wir das erste Mal von dem Virus hörten, erklären wir unseren Vorgesetzten, dass wir weitere Informationen brauchen und für den Umgang mit dem Virus geschult werden müssen", sagt Ana Maria, eine Krankenschwester, die ihren Nachnamen nicht nennen will. Sie fürchtet, aufgrund ihrer Kritik an ihren Vorgesetzten entlassen zu werden. "Es ist eine schwierige Situation, und ohne weitere Informationen haben wir Angst und wissen nicht, wie wir uns verhalten sollen."

Personal des Krankenhauses, in dem die Ebola-Patentin liegt, 7.10.2014 (Foto: AP)
Personal des Krankenhauses, in dem die Ebola-Patentin liegtBild: picture-alliance/AP Photo/Paul White

Nicht nur das medizinische Fachpersonal hat Sorgen. Auch ganz normale Bürger aus dem Stadtviertel, in dem Romero und ihr Mann leben, tragen inzwischen Schutzmasken, wenn sie auf die Straße gehen. Panik greift um sich, obwohl das Ebola-Virus nicht über die Luft übertragen wird.

"Wenn ich sehe, dass manche Menschen Masken tragen, und ich von der Regierung keine Informationen bekomme, macht mir das wirklich Angst, sagt Veronica Blanco, eine Passantin. Die 25-Jährige hat gerade ein Taxi angehalten. "Ich nehme keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr. Ich versuche, in den Straßen niemanden zu berühren. Außerdem teile ich mit Kollegen keine Trinkflaschen mehr und benutze immer meinen eigenen Stift. Man kann nie wissen."

Umstrittene Gesundheitsministerin

Die spanische Gesundheitsministerin Ana Mato ist auf Rücktrittsforderungen nicht eingegangen. Aber der Hashtag #AnaMatoDimisión - "Rücktritt Ana Mato" - zieht über Twitter weite Kreise.

"Wir müssen wachsam sein, aber zugleich ruhig bleiben, sagte der spanische Premier Mariano Rajoy im Parlament. Mato habe weiterhin seine Unterstützung, erklärte Rajoy. "Lassen wir die Ärzte in Ruhe arbeiten. Wir sollten Vertrauen zu ihnen haben, sie zählen zu den besten der Welt."

Dabei haben diese Ärzte die Symptome des Ebola-Virus bei der erkrankten Romero nicht rechtzeitig erkannt. Als sie über Fieberbeschwerden klagte, wurde sie von der Krankenhausleitung mit der Empfehlung nach Hause geschickt, das klassische Fiebermittel Paracetamol zu nehmen. Erst später wurde sie unter Quarantäne gestellt. Ein Krankenbericht eines Rettungsassistenten der festhielt, dass Romero ausdrücklich darauf hinwies, dass sie am Ebola-Virus erkrankt sein könnte, ging verloren. Der Hinweis wurde nicht weiter verfolgt.

Unzureichende Sicherheitsvorkehrungen

Romero hatte gerade Urlaub, als sie Fieber bekam. Sie verbrachte eine Woche zu Hause, bevor sie am Montag (06.10.2014) im Krankenhaus aufgenommen wurde. Ihr Hund, zu dem sie zuvor Kontakt hatte, wurde vorsichtshalber eingeschläfert - zur Empörung von Tierrechtlern, die sich vor Romeros Haus zu Protestveranstaltungen versammelten.

Proteste gegen die Einschläferung des möglicherweise infizierten Hundes der Ebola-Patientin, 8.10. 2014 (Foto: Getty Images)
Proteste gegen die Einschläferung des möglicherweise infizierten Hundes der Ebola-PatientinBild: Pablo Blazquez Dominguez/Getty Images

Einer der Notärzte, die bei Romero schließlich das Ebola-Virus diagnostizierten, sagte nachher aus, der Schutzanzug, den er habe tragen müssen, habe ihm nicht richtig gepasst. Als Vorsichtsmaßnahme ließ er sich in dem Quarantäne-Hospital freiwillig untersuchen. "Die Ärmel des Anzugs waren für mich zu kurz", teilte er spanischen Medien per SMS aus dem Krankenhaus mit.

Schwierige Ursachenforschung

Romero hat sich das Ebola-Virus aller Wahrscheinlichkeit nach von Manuel Garcia Viejo zugezogen, einem der beiden spanischen Missionare, die von ihren Posten in Westafrika zurück nach Spanien gebracht wurden. Romero gehörte zu dem Team, dass Garcia Viejo behandelte, bevor er am 25. September dieses Jahres verstarb. Fünf Tage später klagte sie über steigendes Fieber.

Romero habe den Raum des erkrankten Missionars zweimal betreten, erklärten Ärzte. Einmal half sie, seine Windel zu wechseln. Das andere Mal sammelte sie nach seinem Tod seine Kleidung ein. Romero trug während der gesamten Arbeiten einen Schutzanzug. Mit der Aufklärung des Vorgangs befasste Fachmediziner haben sie während ihres Aufenthalts in der Quarantäne-Station täglich befragt, um Aufschluss über jeden Schritte bei der Behandlung des Priesters Aufschluss zu gewinnen.

Eine improvisierte Sicherheitsabsperrung n dem Krankenhaus, in dem die Ebola-Patientin liegt (Foto: anonym)
Eine improvisierte Sicherheitsabsperrung des Krankenhauses, in dem die Ebola-Patientin liegtBild: privat

"Sie berichtete uns, dass ihr Gesicht womöglich mit der Außenfläche des Schutzanzugs - wahrscheinlich den Handschuhen - in Berührung gekommen sei", erklärt German Ramirez, einer der Ärzte, die Romero befragten.

Romero wird derzeit mit Antikörpern eines anderen am Ebola-Virus erkrankten Patienten behandelt. Die behandelnden Ärzte erklärten, Romero habe weiterhin Fieber. Auf ihre Bitte hin wollen sie fortan aber nicht mehr täglich über ihren Gesundheitszustand berichten.