1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
MigrationGlobal

UN: 2023 starben so viele Migranten wie lange nicht

7. März 2024

Im vergangenen Jahr sind nach UN-Angaben so viele Menschen auf der Flucht gestorben wie seit Beginn der Erhebung im Jahr 2014 nicht. Die meisten Opfer ertranken.

https://p.dw.com/p/4dFXJ
Ein überfülltes Boot mit Migranten vor der Küste Libyens
Ein überfülltes Boot mit Migranten vor der Küste LibyensBild: Candida Lobes/Ärzte ohne Grenzen/dpa/picture alliance

Mindestens 8565 Flüchtlinge sind 2023 weltweit ums Leben gekommen, wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) in Genf mitteilte. Die bisherige Rekordzahl wurde im Jahr 2016 mit 8084 Toten registriert. Nach Angaben der UN-Behörde stieg die Zahl der Todesopfer unter den Migranten im vergangenen Jahr um 20 Prozent gegenüber 2022.

Hunderttausende Menschen suchen sich jedes Jahr riskante Fluchtrouten, weil sichere und reguläre Migrationswege fehlten. Etwas mehr als die Hälfte der Todesfälle sei die Folge von Ertrinken gewesen, neun Prozent seien durch Fahrzeugunfälle und sieben Prozent durch Gewaltakte verursacht worden, hieß es weiter.

Die tödlichste Fluchtroute ist demnach weiterhin die Überfahrt über das Mittelmeer: Hier seien mindestens 3129 Tote und Vermisste registriert worden. Allerdings gab es in den Jahren 2014 bis 2017 jedes Jahr mehr dokumentierte Todesfälle. 2024 hat die IOM bereits 254 Todesfälle im Mittelmeer registriert. 

Höchststände in Asien und Afrika

In der regionalen Betrachtung wurden im Vorjahr mit 1.866 Todesfällen in Afrika und 2.138 in Asien Höchststände verzeichnet. Als besonders gefährlich in Afrika erwiesen sich Wege durch die Wüste Sahara und der Seeweg zu den Kanarischen Inseln. In Asien starben Hunderte von Afghanen und Rohingya-Flüchtlingen.  

Flucht aus Afrika auf die Kanaren

Die IOM betonte, die tatsächlichen Zahlen lägen nach Schätzungen deutlicher höher. Sie registriert nur überprüfte Fälle. Wenn etwa ein Menschenschmuggler-Boot in der Nacht von der Küste ablegt und nirgendwo ankommt, bleiben die Todesfälle unentdeckt. Schwierig sei es auch, Todesfälle in dem gefährlichen Dschungelkorridor zwischen Kolumbien und Panama zu dokumentieren, den viele Migranten aus Südamerika durchqueren.

"Jeder Fall eine Tragödie"

IOM-Vizedirektorin Ugochi Daniels sprach von "erschütternden Zahlen". Jeder einzelne Fall sei eine Tragödie, die Familien jahrzehntelang belaste. Die Weltgemeinschaft müsse mehr dafür tun, dass eine "sichere Migration für alle" möglich werde. Es müsse möglich sein, dass Menschen "auf der Suche nach einem besseren Leben nicht ihr eigenes Leben riskieren müssen".

Die IOM registriert im Rahmen ihres Projekts "Missing Migrants", das in Berlin angesiedelt ist, seit 2014 auf der Flucht gestorbene oder verschollene Menschen. Seitdem wurde der Tod von fast 63.900 Migranten dokumentiert. Die Hälfte von ihnen starb durch Ertrinken.

17-Jähriger auf Rettungsschiff gestorben

Unterdessen macht die deutsche Hilfsorganisation Sea-Watch auf den Tod eines 17-jährigen Migranten aufmerksam, der kurz zuvor im Mittelmeer von einem überfüllten Holzboot gerettet worden war. Er sei am Mittwochmittag von der Crew der "Sea-Watch 5" zusammen mit rund 50 weiteren Migrantinnen und Migranten an Bord des Rettungsschiffes gebracht worden. Die Küstenstaaten Italien, Malta und Tunesien hätten trotz entsprechender Bitten keine Evakuierung eingeleitet, erklärte Sea-Watch.

Die Besatzung der Sea Watch 5 hilft am Mittwoch Migranten in Seenot im Mittelmeer
Die Besatzung der Sea Watch 5 hilft am Mittwoch Migranten in Seenot im MittelmeerBild: Maria Giulia Trombini/Sea-Watch/dpa/picture alliance

Der 17-Jährige und drei weitere Gerettete seien bewusstlos unter Deck des Holzbootes entdeckt worden, wo sie nach Aussagen Überlebender ungefähr zehn Stunden Sauerstoffmangel und Benzindämpfen ausgesetzt gewesen seien. An Bord der "Sea-Watch 5" habe der 17-Jährige einen Herzstillstand erlitten und sei zunächst wiederbelebt, später jedoch vom medizinischen Personal für tot erklärt worden.

In der Nacht meldete Sea-Watch auf der Plattform X, dass die italienische Küstenwache neun Stunden nach der ersten Evakuierungsanfrage vier Überlebende in kritischem Zustand von Bord geholt habe. Sie habe sich aber geweigert, die Leiche des 17-Jährigen mitzunehmen.

kle/se (rtr, kna, epd, dpa)