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UN: 186.000 Menschen flüchten via Mittelmeer nach Europa

Veröffentlicht 29. September 2023Zuletzt aktualisiert 29. September 2023

Die Vereinten Nationen haben neue Zahlen zur Flucht von Migranten über das Mittelmeer veröffentlicht. Die mit Abstand meisten Neuankömmlinge registriert Italien.

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Geflüchtete fangen Schwimmwesten auf
Mitarbeiter einer spanischen Hilfsorganisation versorgen Geflüchtete im Mittelmeer zunächst mit Schwimmwesten (Archivbild) Bild: Pau de la Calle/AP/picture alliance

In diesem Jahr sind nach Erkenntnissen des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR bereits etwa 186.000 Menschen über das Mittelmeer in Europa angekommen. Rund 130.000 von ihnen erreichten italienisches Staatsgebiet - das entspricht einem Anstieg von 83 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Außerdem steuerten die oftmals völlig überladenen und seeuntauglichen Boote Griechenland, SpanienZypern und Malta an.

Die Direktorin des UNHCR-Büros in New York, Ruven Menikdiwela, erläuterte vor dem Weltsicherheitsrat weiter, bis zum 24. September seien in diesem Jahr mehr als 2500 Flüchtende als tot oder vermisst gemeldet worden. Die Internationale Migrationsorganisation IOM hatte kürzlich bereits von mehr als 2700 Toten und Vermissten gesprochen.

Ein Rettungsboot mit Migranten im September vor der italienischen Insel Lampedusa
Ein Rettungsboot mit Migranten im September vor der italienischen Insel Lampedusa Bild: DW

Die UNHCR-Leiterin wies darauf hin, nicht nur bei der Überfahrt über das Meer, sondern auch an Land kämen Migranten ums Leben. "Die Reise von West- oder Ostafrika und dem Horn von Afrika nach Libyen zu den Startpunkten an der Küste ist (...) eine der gefährlichsten Reisen der Welt", sagte Menikdiwela. Flüchtlinge, die sich aus der Subsahara auf den Weg machten, riskierten auf jeder Etappe der Strecke den Tod.

Geflüchtete sitzen mit wenig Hab und Gut in kargem Gelände unter Bäumen
Geflüchtete Anfang September am Rande der tunesischen Hafenstadt Sfax - von dort aus starten Migranten oftmals Richtung Europa Bild: Jan-Philipp Scholz/DW

Unsicherheit und Rassismus als Fluchtursachen

Die meisten Migrantinnen und Migranten starten ihre gefährliche Reise über das Mittelmeer von der tunesischen Küste aus. Die UN sprechen hier von mehr als 100.000 Geflüchteten in diesem Jahr. Von der Küste Libyens aus begannen bislang mehr als 45.000 Menschen ihre gefährliche Flucht. Laut Menikdiwela sind die hohen Migrationszahlen aus Tunesien auch auf eine "Unsicherheit unter den Flüchtlingen nach Vorfällen rassistisch motivierter Angriffe und Hassreden" sowie kollektiven Abschiebungen aus Libyen und Algerien zurückzuführen. "Dies geschieht vor dem Hintergrund einer Verschlechterung der Sicherheitslage in mehreren Nachbarländern nordafrikanischer Staaten."

Deutlich mehr unbegleitete Kinder

Nach UNICEF-Angaben haben in diesem Sommer auch deutlich mehr unbegleitete Kinder und Jugendliche die Fluchtroute über das Mittelmeer benutzt als noch im Vorjahr. Mit mehr als 11.600 zwischen Januar und September hat sich deren Zahl im Vergleich zu 2022 um rund 60 Prozent erhöht, wie das UN-Kinderhilfswerk mitteilte.

Mission Mittelmeer - Flüchtlingsrettung auf hoher See

Unbegleitete Kinder und Jugendliche, insbesondere Mädchen aus Subsahara-Afrika, seien auf ihrer Flucht Gefahren wie Missbrauch und Ausbeutung ausgesetzt, betonte UNICEF. In Europa angekommen, würden die Kinder in geschlossenen Einrichtungen untergebracht. Alleine in Italien befinden sich laut dem Hilfswerk derzeit rund 21.700 Minderjährige in solchen Einrichtungen; vergangenes Jahr waren es 17.700. 

Die verheerenden Folgen für Kinder, die in Europa Asyl und Sicherheit suchten, seien das Ergebnis politischer Entscheidungen und eines nicht funktionierenden Migrationssystems, so die UNICEF-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien, Regina De Dominicis. Sie mahnte eine europaweite Lösung zur Unterstützung der Kinder und Familien sowie mehr internationale Hilfe zur Krisenbekämpfung in den Herkunftsländern an. Zudem müssten sichere Fluchtwege für Minderjährige geschaffen und nationale Kinderschutzsysteme gestärkt werden. Auch sollten Kinder in Europa künftig nicht mehr in geschlossenen Einrichtungen untergebracht werden dürfen, forderte UNICEF.

se/djo (dpa, kna, afp)