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UEFA: Streit um Rückkehr russischer Fußball-Nachwuchsteams

29. September 2023

Der europäische Fußballverband UEFA hat entschieden, dass Jugendmannschaften aus Russland wieder an internationalen Wettbewerben teilnehmen dürfen. Viele europäische Verbände lehnen das ab, Deutschland hat zugestimmt.

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UEFA-Präsident Aleksander Ceferin spricht im dunkelblauen Anzug auf einer Bühne
Befürwortet Öffnungskurs für Nachwuchs: UEFA-Präsident Aleksander Ceferin Bild: Daniel Cole/AP Photo/picture alliance

Nachdem Mannschaften aus Russland im Lichte des russischen Angriffskrieges in der Ukraine vom internationalen Fußball verbannt wurden, steht die Tür für Nachwuchsteams wieder eine Handbreit offen. Sie dürfen wieder an UEFA-Wettbewerben teilnehmen, allerdings ohne Hymne, Flaggen und offizielle Trikots. Auch Heimspiele bleiben tabu. "Kinder und Jugendliche sollten nicht für die Taten von Erwachsenen bestraft werden", begründete die UEFA ihr Vorgehen.

Warum haben deutsche Vertreter dem zugestimmt?

Aus Deutschland sitzen Hans-Joachim Watzke, der Vizepräsident des Deutschen-Fußball-Bundes DFB, und der frühere Vorstandchef des FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge, im derzeit 18-köpfigen Exekutivkomitee. Rummenigge ist als Vertreter der europäischen Klub-Vereinigung ECA stimmberechtigt. Beide haben der Öffnung zugestimmt und die Entscheidung verteidigt. "Das ist definitiv keine Aufweichung unserer ablehnenden Haltung Russland gegenüber, im Gegenteil: Die Erwachsenen-Teams bleiben weiterhin ausgeschlossen", sagte Watzke der "Bild"-Zeitung. Kinder seien unschuldige Opfer dieses Krieges, sagte Rummenigge. "Deshalb habe ich mit Ja gestimmt, um ihnen die Teilnahme wieder zu erlauben."

Wer kritisiert die Entscheidung?

Gegenwind für die Entscheidung kommt aus zahlreichen europäischen Ländern. England, Polen, Lettland, Litauen, Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen haben bereits angekündigt, dem Beschluss nicht zu folgen. Teams aus diesen Ländern würden weiterhin nicht gegen russische Mannschaften antreten. Norwegens Verbandschefin Lise Klaveness betonte: "Wir sind der Meinung, dass es in dieser außergewöhnlichen Situation zu schwierig ist, den Nationalmannschaftsfußball von der Nation Russland zu trennen, und dass das Regime den Spitzenfußball als Teil seiner Propaganda nutzen wird."

Scharfe Kritik kommt verständlicherweise auch aus der Ukraine. Der nationale Fußballverband UAF verurteilte die Entscheidung und forderte die UEFA auf, sie zu revidieren. Ukrainische Mannschaften würden unter keinen Umständen gegen russische Teams antreten. Die UAF rief die anderen Verbände der UEFA auf, sich diesem Boykott anzuschließen.

Was bedeutet diese Entscheidung? 

Wenn auch in diesem Fall nicht von einer Spaltung des europäischen Fußballs die Rede sein kann, dann doch von einem deutlichen Riss. Große Verbände wie Deutschland und England sind in dieser Frage uneins. Weitere Verwerfungen deuten sich an. In diesen Tagen beginnt die Qualifikation für die U17-EM der Frauen in Schweden, die im kommenden Jahr ansteht. "Wir werden einer möglicherweise qualifizierten russischen Nationalmannschaft die Teilnahme an diesem Turnier nicht gestatten", teilte Schwedens Verband mit. Auch die U17-Männer starten in die Auswahlspiele für ihr EM-Turnier 2024 auf Zypern.

In größerem Zusammenhang folgt die UEFA damit der Linie des Internationalen Olympischen Komitees. Das IOC hatte bereits im Frühjahr die strikte Verbannung russischer und belarussischer Athleten aufgeweicht. Die Entscheidung war ebenso umstritten. Allerdings gilt sie bisher nur für Einzelsportler, Mannschaften bleiben weiterhin ausgeschlossen.

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Jens Krepela Redakteur, Reporter, Autor