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Star Trek FedCon 2016

Annabelle Steffes 15. Mai 2016

1966 flimmerte Star Trek erstmals in den USA über die TV-Bildschirme. Ein halbes Jahrhundert später hat die Serie nichts an Faszination eingebüßt. Wir sind dem Phänomen Star Trek auf dem Fantreffen "FedCon" nachgegangen.

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Science fiction Raumschiff Enterprise
Bild: picture-alliance/dpa

Im spießigen USA der 1960er Jahre hatte Gene Roddenberrys Star-Trek-Serie durchaus etwas Revolutionäres: Nicht nur, dass eine afroamerikanische Frau in leitender Position am Deck der Enterprise stand, es gab außerdem ein russisches - Amerika und Russland befanden sich zu dieser Zeit im Kalten Krieg - und ein asiatisches Besatzungsmitglied. Roddenberry beschrieb in seiner Serie eine utopische Zukunft, in der die Menschheit zu einer friedvollen, globalen Einheit zusammengewachsen ist und viele gesellschaftliche Probleme wie soziale Ungerechtigkeit, Krieg oder auch Rassismus überwunden hat. Der Drehbuchautor ließ seine humanistischen Überzeugungen bewusst in seine Werke einfließen und hoffte dadurch, auch zur Lösung realer gesellschaftlicher Probleme beizutragen.

Im Laufe der letzten 50 Jahre kamen etliche Ableger-Serien, Filme und auch Comics zum Star-Trek-Universum hinzu. Das Prinzip blieb aber weiterhin das gleiche: Im Mittelpunkt der Handlung stehen Führungsoffiziere und andere Besatzungsmitglieder, die an Bord der Raumschiffe Enterprise, Voyager oder Defiant aufbrechen, um neue Galaxien zu entdecken.

Die Faszination der Serie ist ungebrochen

Auch die Fanbase ist im Laufe der Jahre weiter gewachsen: Allein zur deutschen "FedCon" (Federation Convention), die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert, kamen bis zu 5000 "Trekkies". Trekkies, das sind eingefleischte Fans der Kultserie. Sie können sich hier über fremde Galaxien austauschen und vor allem ihre Stars treffen. Auch Vorträge über das Star -Trek-Universum werden gern besucht: eine der Rednerinnen ist in diesem Jahr ist Science Fiction-Kennerin Rebecca Haar.

Deutsche Welle: Frau Haar, Sie sind zum ersten Mal bei der FedCon und halten direkt zwei Vorträge. Worum geht es dabei?

Rebecca Haar: Der eine Vortrag dreht sich um "Holodeck" (Der Begriff bezeichnet Räume, die Simulationen und virtuelle Welten mittels holografischer Projektion erzeugen, Anmerkung d. Red.) in Kombination mit virtueller Realität und wie diese wahrgenommen wird. Und ob diese Technik eines Tages überhaupt verfügbar sein kann, vor allem in der Form, wie es in Star Trek dargestellt wird.

Rebecca Haar Foto: Annabelle steffes
Bild: DW/A. Steffes

Und der andere Vortrag geht um Androiden, also humanoide Roboter, speziell bei "Das nächste Jahrhundert". (Originaltitel: "Star Trek: The Next Generation", in den USA von 1987 – 1994 ausgestrahlt, Anmerkung d. Red.). Da gibt es eine ganz Reihe, die alle unterschiedliche Charaktereigenschaften haben, und ich gehe der Frage nach, was überhaupt ein Android ist: Welche Entwicklungsstufen gibt es vor allem? Und welche Konsequenzen hat das auch im Umgang mit der Maschine?

Das klingt alles sehr speziell – wie kommt man dazu, sich mit einer solchen Thematik zu beschäftigen?

Speziell diese Thematik mit Holodeck und virtueller Realität ist auch Thema meiner Dissertation. Wenn man sich mit virtuellen Realitäten befasst, kommt man um künstliches Leben im Sinne von Simulation, Robotern und Androiden nicht drum herum. Als ich früher Star Trek angeschaut habe, fand ich die Androiden eigentlich am spannendsten. Sie sahen aus wie echte Menschen, waren es aber nicht. Dementsprechend gehörten sie nicht zur menschlichen Gemeinschaft dazu, waren aber auch nicht gänzlich außen vor.

Der utopische Charakter der Serie st ja vornehmlich Gene Roddenberry, dem Schöpfer des Star-Trek-Universums zuzuschreiben, der eine sehr humanistische Weltsicht vertrat. Haben Sie sich auch mit seiner Philosophie beschäftigt?

Teilweise. Das Phänomen Star Trek an sich ist so groß und hat so viele unterschiedliche Serien und Filme hervorgebracht, dass man dieses Thema gar nicht erschöpfend genug behandeln kann. Man findet immer wieder neue Aspekte, die total spannend sind, vor allem auch in Hinblick auf ein, nennen wir es mal, 'Labor für die Zukunft', das ermöglicht auszuprobieren, was eigentlich alles kommen oder passieren kann. Oder speziell wieder beim Thema Holodeck: Wie geht man in der Zukunft mit Medien um? Welche Medien gibt es überhaupt, wie etablieren sie sich? Wo kommen die her, wie werden die angenommen?

Filmstill Raumschiff Enterprise
Die Urbesatzung der EnterpriseBild: Paramount

Macht der utopische Charakter auch die Faszination für Star Trek aus?

Ich denke, das gehört einfach dazu. Star Trek zeichnet sich ja auch dadurch aus, dass es eine von den wenigen Serien ist, die diesen Entdeckerdrang in den Vordergrund rückt und auch alles positiv darstellt, aber eben auch Probleme benennt. Denn die gibt es ja durchaus. Der Fokus liegt immer auf dieser philosophischen Weltsicht oder auch auf dieser ersten Direktive, die besagt, dass man eben nie eingreifen soll, wenn es nicht notwendig ist; dass man die Völker sich selbst entwickeln lässt. Das ist eine sehr offene Blickweise, und ganz viele andere Serien sind da sehr viel düsterer und dystopischer unterwegs. Eben nicht mit diesem positiven 'Wir gehen dahin, wo kein Mensch zuvor gewesen ist'.

Wenn Sie sich so intensiv mit Star Trek beschäftigen, sind Sie sicherlich doch auch ein Fan?

Ja. Ich kann nur nicht sagen, wann es genau angefangen hat. Ich habe das schon als Kind total gerne geschaut. Im Prinzip fand ich alles mit Weltraum spannend. Star Trek als Denkmodell ist etwas, das mich über lange Zeit begleitet hat und was auch eine andere Sicht auf die Welt zulässt, weil man manche Sachen auch viel offener betrachtet. Wenn da beispielsweise Schwarze Löcher behandelt wurden, wollte ich die Hintergründe wissen und habe mir diese Sachen angelesen. Gerade mein Interesse für virtuelle Realitäten kommt wahrscheinlich auch aus dieser Richtung.

Ein Fan wird geschminkt Copyright: DW/A. Steffes
Echte Fans wollen aussehen wie ihre IdoleBild: DW/A. Steffes

Und wie ist ihr Eindruck von der FedCon?

Toll, spannend! Die Leute sind total interessiert. Es ist wirklich faszinierend, wie viele Leute immer noch da sind und wie viele das verbindet. Ich habe mal überlegt, was für andere Serien oder Filme es gibt, die so lange zurückgehen. Und außer Dr.Who und James Bond fällt mir wirklich nichts ein, was es schon so lange gibt und was vor allem eine so langlebige Fanbase hat. Das ist total faszinierend.

Das Interview führte Annabelle Steffes.