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Hörgeräte könnten Demenz verhindern

14. April 2023

Wenn das Gehör schlechter wird, hilft ein Hörgerät. Doch nicht nur die Ohren profitieren: Laut einer neuen Studie könnte die Hörhilfe auch Demenz vorbeugen.

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Junge aus Afrika hält ein Hörgerät in beiden Händen
Ein Hörgerät kann helfen, wieder uneingeschränkt am Leben teilhaben zu können - und vielleicht sogar Demenz verhindern?Bild: Heike Nörenberg/picture alliance/dpa

Gut möglich, dass Forschende aus Großbritannien eine relativ einfache und vergleichsweise günstige Möglichkeit entdeckt haben, wie sich Demenz vorbeugen lässt: durch Hörgeräte.

Laut der Studie, die im Fachmagazin Lancet veröffentlicht wurde, haben Menschen mit eingeschränktem Hörvermögen - im Vergleich zu Menschen mit normalem Gehör - ein höheres Risiko, an Demenz zu erkranken, wenn sie kein Hörgerät benutzen. 

Sowohl das Risiko für Demenz als auch für den Verlust des Hörvermögens nehmen mit fortschreitendem Alter zu. Im Jahr 2050 werden geschätzte 150 Millionen Menschen weltweit von einer Demenzerkrankung betroffen sein, heißt es in der Publikation.

Hörverlust wichtiger Risikofaktor für Demenz

Hörverlust ist mit acht Prozent der globalen Demenzfälle assoziiert, heißt es in einem im Fachportal JAMA Network veröffentlichten Research Letter. Damit sei das Gehör der größte modifizierbare Risikofaktor für Demenz.

Das sehen auch die Forschenden der neuen Studie so und beschreiben Hörgeräte als minimalinvasive und kosteneffektive Behandlung, um das Risiko für eine Demenzerkrankung zu verringern. 

Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen schauten sich für ihre Untersuchung die Daten von knapp 440.000 Personen aus der UK Biobank an, in der biomedizinische Daten von rund einer halben Million Menschen gesammelt werden. Etwa ein Viertel der Probanden hatte ein eingeschränktes Hörvermögen. Nur 11,4 Prozent dieser Personen nutzten ein Hörgerät.

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Im Vergleich zu den Personen mit gesundem Gehör hatten die Hörgeräte-Nutzenden kein höheres Risiko für Demenz in seinen verschiedenen Formen, darunter auch Alzheimer. Bei den Hörgeschädigten, die kein solches Gerät benutzten, stieg das Risiko um 42 Prozent an - ebenfalls im Vergleich zur Gruppe ohne Hörverlust.

Die Forschenden untersuchten außerdem, ob Faktoren wie Einsamkeit, soziale Isolation oder depressive Symptome einen Einfluss auf die Korrelation zwischen Hörverlust und Demenz haben könnten. Die Verbesserung der psychischen und sozialen Situation wirkte sich jedoch nur wenig auf den Zusammenhang zwischen Demenz und Gehörverlust aus, weshalb die Forschenden vermuten, dass es das Hörgerät selbst sein muss, dass in irgendeiner Form Schutz bietet.

Hintergrund unklar

Da es sich um eine bloße Beobachtungsstudie handelt, kennen die Forschenden die potentiellen, zugrunde liegenden neurologischen Mechanismen bisher nicht, die den Zusammenhang zwischen Hörverlust und Demenz erklären könnten.

Möglich ist zudem, dass sich der Zusammenhang durch andere Faktoren erklären ließe, beispielsweise weil Menschen, die ein Hörgerät benutzen, auch in anderen Bereichen stärker auf ihre Gesundheit achten und damit weitere Risikofaktoren für eine Demenzerkrankung verringern.

Andererseits ist dies nicht die erste Studie, die einen Zusammenhang zwischen der Nutzung von Hörgeräten und einem dadurch verringerten Risiko für Demenz findet. Sicher scheint: Ein Hörgerät schadet nicht.

DW Mitarbeiterportrait | Julia Vergin
Julia Vergin Teamleiterin in der Wissenschaftsredaktion mit besonderem Interesse für Psychologie und Gesundheit.