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Die Oscarnominierungen 2019

Jochen Kürten
22. Januar 2019

Zwei Favoriten, keine Regisseurinnen und ein glücklicher Deutscher. Die 91. Oscars können kommen, meint Jochen Kürten. Doch die Vergabekriterien sind unscharf - und einen Moderator für den 24.02. gibt es auch noch nicht.

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Oscar-Verleihung 2014
Bild: Reuters

Ein Grieche und ein Mexikaner sind die großen Gewinner der Oscar-Nominierungen. "The Favourite" des griechischen Regisseurs Yorgos Lanthimos und "Roma" des Mexikaners Alfonso Cuarón errangen je zehn Nominierungen, darunter in den wichtigsten Kategorien "Bester Film" und "Beste Regie". Was sagt das aus über die Oscars - und über den Zustand des US-amerikanischen Films?

Ist Hollywood in der Krise? Man kann die Nominierungen für die 91. Oscarverleihung, die am 24. Februar stattfindet, in verschiedene Richtungen interpretieren. Eine Deutung könnte so aussehen: Hollywood ist nicht in der Krise, sondern bedient sich - wie schon so oft zuvor in der Filmgeschichte - der kreativsten Köpfe aus aller Welt.

Hollywood zieht viele Regisseure mit Ambitionen an

Bei den besten Regisseuren ist sogar noch ein dritter Nicht-Amerikaner dabei: der Pole Pawel Pawlikowski. Hollywood wirkt also nach wie vor wie ein großer Schwamm, der Filmschaffende aus aller Welt aufsaugt. Filmemacher weltweit träumen davon, einmal in den USA unter den finanziell guten Bedingungen Hollywoods arbeiten zu können. Viele haben es geschafft, dort in den letzten hundert Jahren Fuß zu fassen. Mindestens ebenso viele sind allerdings auch gescheitert.

Gewinner des Europäischen Filmpreises 2018 in Sevilla -"Cold War - Der Breitengrad der Liebe"
Für seinen Film "Cold War" (im Bild Tomasz Kot als Wiktor und Joanna Kulig als Zula) ist der Pole Pawel Pawlikowski als "Bester Regisseur" nominiertBild: picture-alliance/dpa

Florian Henckel von Donnersmarck, der gerade für seinen dritten Film "Werk ohne Autor" nominiert wurde, ist ein gutes Beispiel - allerdings für das Scheitern eines Regisseurs in den USA. 2007 bekam von Donnersmarck einen Oscar für "Das Leben der Anderen". Dann drehte er das Star-Vehikel "The Tourist" mit Angelina Jolie und Johnny Depp, eine US-amerikanisch-französische Koproduktion mit großem Budget.

Künstlerisch war das ein Desaster und auch finanziell war der Film kein großer Erfolg. Doch dann besann sich der selbstbewusste Regisseur wieder auf seine Wurzeln und inszenierte erneut einen Film in seiner Heimat - mit einem genuin deutschen (Geschichts-)Thema. Und prompt wird er nun wieder für einen Oscar nominiert.

Der Oscar: ein Preis für die englischsprachige Filmwelt - mit Ausnahmen

Erstaunlich und auffallend an den diesjährigen Nominierungen sind die drei "Ausländer" bei der Wahl des besten Regisseurs. Florian Henckel von Donnersmarck wurde in einer anderen Kategorie für seinen Film nominiert: in der des besten fremdsprachigen Films. Die Kriterien der Oscars sind nur noch für Fachleute zu durchschauen.

Werk ohne Autor
Tom Schilling spielt den Künstler Kurt Barnert in "Werk ohne Autor", einer Art Lebensgeschichte von Gerhard RichterBild: Buena Vista International/Pergamon Film/Wiedemann & Berg Filmproduktion

Cuarón, Lanthimos und Pawlikowski wurden in der Kategorie "Bester Film" ausgewählt. Bei Lanthimos ist das noch nachzuvollziehen - sein Film "The Favourite" wurde in Englisch gedreht. Cuarón aber drehte mit mexikanischen Darstellern in Spanisch, Pawlikowski drehte einen Vielsprachenfilm: "The Cold War" wurde in Deutsch, Französisch, Italienisch, Kroatisch, Polnisch und Russisch inszeniert.

Unscharfe Kriterien bei den Oscar-Kategorien

Der Oscar gilt als wichtigster Preis der englischsprachigen Filmwelt. Als solcher wird er wahrgenommen - deshalb gibt es ja auch die Unter-Kategorie "Bester fremdsprachiger Film". Die Nominierungen in diesem Jahr sind vor diesem Hintergrund kaum noch nachzuvollziehen. "Roma" beispielsweise ist in der Kategorie "Bester Film" nominiert - aber zusätzlich auch in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film".

Filmstill Roma
Ganze zehnmal nominiert: "Roma" von Alfonso CuarónBild: picture-alliance/AP Photo/Netflix/A. Cuarón

Vielleicht sollte die Oscar-Akademie die Kriterien noch einmal neu justieren. Und dann vielleicht einmal mehr auch darüber nachdenken, warum 2019 in den beiden wichtigsten Kategorien "Bester Film" und "Beste Regie" keine einzige Frau auftaucht. Das dürfte wieder für viel Unmut sorgen in den kommenden Wochen.

Doch mutmaßlich macht man sich in Hollywood und bei der Oscar-Akademie derzeit über etwas anderes viel größere Sorgen: Noch immer steht nicht fest, wer die Show am 24. Februar moderiert. Der ursprünglich als Gastgeber des Abends vorgesehene schwarze Comedian Kevin Hart hat bekanntlich auf seine Rolle als "Host" des Gala-Abends verzichtet, nachdem frühere schwulenfeindliche Äußerungen von ihm bekannt geworden waren und er sich daraufhin heftiger Kritik erwehren musste. Derzeit wird spekuliert, dass die Oscar-Akademie in diesem Jahr ganz auf einen Moderator verzichten wird und den Abend in mehrere Hände legt.

 

Und das sind die Nominierungen in einigen wichtigen Kategorien:

Bester Film:                                   

  • A Star Is Born                                      
  • BlacKkKlansman
  • Black Panther
  • Bohemian Rhapsody                    
  • The Favourite - Intrigen und Irrsinn                        
  • Green Book - Eine besondere Freundschaft
  • Roma
  • Vice: Der zweite Mann

Beste Regie:                                                   

  • Alfonso Cuarón (Roma)                     
  • Spike Lee (BlacKkKlansman)
  • Adam McKay (Vice)
  • Pawel Pawlikowski (Cold War)
  • Yorgos Lanthimos (The Favourite - Intrigen und Irrsinn)

Beste Hauptdarstellerin:                    

  • Glenn Close (Die Frau des Nobelpreisträgers)
  • Lady Gaga (A Star Is Born)
  • Melissa McCarthy (Can You Ever Forgive Me?)
  • Olivia Colman (The Favourite - Intrigen und Irrsinn)
  • Yalitza Aparicio (Roma)

Bester Hauptdarsteller:                                          

  • Christian Bale (Vice: Der zweite Mann)
  • Bradley Cooper (A Star Is Born)
  • Willem Dafoe (At Eternity's Gate)
  • Rami Malek (Bohemian Rhapsody)
  • Viggo Mortensen (Green Book - Eine besondere Freundschaft)                          

Beste Nebendarstellerin:                                         

  • Amy Adams (Vice: Der zweite Mann)
  • Regina King (If Beale Street Could Talk)
  • Emma Stone (The Favourite - Intrigen und Irrsinn)
  • Rachel Weisz (The Favourite - Intrigen und Irrsinn)
  • Marina de Tavira (Roma)  

Bester Nebendarsteller:                                           

  • Mahershala Ali (Green Book - Eine besondere Freundschaft)
  • Adam Driver (BlacKkKlansman)
  • Richard E. Grant (Can You Ever Forgive Me?)
  • Sam Elliott (A Star Is Born)
  • Sam Rockwell (Vice: Der zweite Mann)

Bester Fremdsprachiger Film:

  • Werk ohne Autor (Deutschland)                                
  • Roma (Mexiko)                                             
  • Cold War (Polen)                                     
  • Capernaum (Libanon)
  • Shoplifters (Japan)