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Rummenigge legt sich mit Faninitiative an

15. Juli 2020

Der Vorstandschef des FC Bayern München, Karl-Heinz Rummenigge, kritisiert die neue Faninitiative, die eine grundlegende Reform des Profifußballs fordert. "Unser Fußball" kontert: Rummenigge habe "nichts verstanden".

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Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge, FC Bayern München
Bild: picture-alliance

Gut zwei Wochen alt ist die bundesweite Faninitiative "Unser Fußball" erst und sorgt schon für Schlagzeilen - ohne selbst etwas dazutun zu müssen. Karl-Heinz Rummenigge war es, der das Fass aufmachte. "Ich finde, der Name ist etwas anmaßend", sagte der Vorstandschef des FC Bayern München, im Interview des Magazins "Sport Bild" über "Unser Fußball": "Wem gehört der Fußball? Am ehesten noch denen, die ihn spielen - egal, auf welchem Niveau. Die Fans sind Teil des Fußballs, aber er gehört ihnen nicht." Vor allem die Ultra-Gruppierungen sind Rummenigge ein Dorn im Auge. "Wir sind jetzt leider angekommen an einem Punkt, an dem ich von den Ultras immer nur lese: Wir fordern dies, wir fordern das. Jetzt wollten sie Mitsprache bei der Debatte um die Verteilung der TV-Gelder", kritisierte der 64-Jährige. "Aber wenn ich immer nur fordere, aber nie bereit bin, Pflichten und auch Verantwortung zu übernehmen, endet das in einer Einbahnstraße."

"Demokratisch und wirtschaftlich nachhaltig"

Rund 2400 Fanklubs und Gruppen sowie über 12.000 Einzelpersonen haben inzwischen die Erklärung von "Unser Fußball" unterzeichnet, in der eine grundlegende Reform des Profifußballs gefordert wird. "Unser Fußball zeichnet sich durch eine gleichmäßigere Verteilung der TV-Gelder, die Einführung eines nationalen Financial Fairplays und die eindeutige Begrenzung von Investoreneinflüssen aus", heißt es in der Erklärung. Der Fußball müsse "demokratisch und wirtschaftlich nachhaltig" werden und die Fans mit einbeziehen: "Statt sich immer weiter von seiner Basis zu entfernen, müssen Fans als elementarer Bestandteil des Fußballs anerkannt werden. Als Publikumssport lebt er von einer vielfältigen Fankultur im Stadion."

Rummenigges Aussage zeige, dass er "nichts verstanden hat", konterte Jan-Henrik Gruszecki von "Unser Fußball" gegenüber der "Deutschen Presse-Agentur" die Kritik des Bayern-Chefs: "Die Fanklubs, die unterschrieben haben, sagen, so würden wir unseren Fußball definieren. Wir sagen nicht, 'uns gehört der Fußball'. Wenn jemand sagt, 'wir müssen unseren Planeten retten', impliziert das ja auch nicht, dass demjenigen selbst der Planet gehört." Auch die Kritik Rummenigges an den Ultras hält Gruszecki für überzogen. "Fußballfans geben sehr viel - vor allem Zeit und Leidenschaft, alles das, was den Fußball zu mehr macht als nur zu einem Sport", sagte der Sprecher von "Unser Fußball". "Wer das macht, der darf auch durchaus mal auf Dinge aufmerksam machen."

Selbstkritische Stimmen während der Corona-Pause

Die grundsätzliche Diskussion über den Profifußball hatte durch die Corona-Krise an Schwung aufgenommen. Auch vielen Bundesliga-Klubs waren in finanzielle Schräglage geraten, einigen hatte sogar der Konkurs gedroht. Führende Vertreter des deutschen Profifußballs hatten sich während der Corona-Pause durchaus selbstkritisch über die Branche geäußert. "Wenn wir jetzt den Mut und die Ausdauer haben, Veränderungen im Profifußball zu denken und auch über eine lange Strecke vorzunehmen, dann kann aus dieser Krise auch etwas Positives entstehen", hatte etwa Christian Seifert, der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL) Ende April dem Fachmagazin "Kicker" gesagt. Auch Bayern-Boss Rummenigge hatte damals in den Chor eingestimmt. Es gehe darum, "dass man gewisse Dinge mit Augenmaß wieder zurückdreht", hatte Rummenigge der Zeitung "tz" gesagt. Es habe gerade bei den Transfers "gewisse Exzesse" gegeben. Der Fußball müsse "rationaler und stabiler" werden. Vom Verhältnis zu den Fans hatte der Bayern-Vorstandschef damals allerdings nicht gesprochen.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter