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Im Kino: "Pirates of the Caribbean: Salazars Rache"

Jochen Kürten
25. Mai 2017

Der fünfte Teil der erfolgreichen Kinoreihe knüpft mit seiner Mischung aus Spektakel und Witz nahtlos an die Vorgängerfilme an. An Spezialeffekten mangelt es nicht. Doch wie schlagen sich die Piraten? Wir ziehen Bilanz.

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Filmstill aus "Pirates Of The Caribbean: Salazars Rache" mit Johnny Depp und Buddelschiff
Bild: The Walt Disney Company Germany GmbH

Der Hauptdarsteller

Johnny Depp als Jack Sparrow ist längst Kult. Und an Kult lässt sich nicht rütteln. Klar, man könnte meckern, dass die Rolle von Depp vom kreativen Team der Piratenfilmreihe seit dem ersten Teil nicht wirklich weiterentwickelt wurde. Aber die Fans lieben ja gerade das Altbewährte. Und so gebärdet sich Sparrow alias Johnny Depp auch im neuen Film direkt von der ersten Szene an wie gehabt: einen gehörigen Rausch ausschlafend, in einem prall mit Gold gefüllten Tresor liegend. So schlägt er sich dann auch durch die 129 Filmminuten: torkelnd und immer leicht alkoholisiert, irgendwie, als ob er die Dreharbeiten gar nicht richtig mitgekriegt hätte.

Johnny Depp im Mai bei der Filmpremiere in China
Johnny Depp bei der Uraufführung in China am 11. Mai 2017Bild: Reuters/A. Song

Die anderen Schauspieler

Als da wären: Der Bösewicht wird vom Spanier Javier Bardem gespielt. Captain Salazar (Bardem) hat nur eines im Sinn: Sparrow zur Strecke zu bringen. Bardem spielt einen Piraten-Zombie, einen Untoten - und so ist der Spanier, digital schwer bearbeitet, eigentlich nie vollständig zu sehen. Man erkennt ihn zwar, fragt sich aber doch die ganze Zeit: Wurde Bardem erst nachträglich in den Film hineinkopiert? Die Co-Stars, allen voran Geoffrey Rush, wirken da lebhafter. Kaya Scodelario und Brenton Thwaites mimen das junge Paar, Orlando Bloom hat nur zwei kurze Szenen, ganz zum Schluss bekommt auch noch Keira Knightley einen Cameo-Auftritt. Die britisch-iranische Schauspielerin Golshifteh Farahani glänzt in der exzentrischsten Rolle des Films als glamourös-gefährliche Meerhexe.

Geoffrey Rush winkt bei der Welturaufführung in Shanghai seinen chinesischen Fans zu
Geoffrey Rush winkt bei der Welturaufführung in Shanghai den chinesischen Fans zuBild: Reuters/A. Song

Die Handlung

Bei solch großen Hollywood-Produktionen, die in Fortsetzungsschleifen weltweit das Publikum beglücken, ist das Thema Handlung eigentlich Nebensache. So auch in "Pirates of the Caribbean: Salazars Rache". Sparrow wird von Salazar gejagt und dabei von Captain Hector Barbossa (Rush) unterstützt. Ebenfalls auf der Seite der Guten und für die Romantik zuständig sind die junge und schöne Astronomin Carina Smyth (Scodelario) und der stramme Jung-Matrose Henry (Thwaites). Es gibt die üblichen Kämpfe zur See, jede Menge Verfolgungsjagden und im Finale einen etwas übertourten Kampf unter Wasser, bei dem sich alle um den Dreizack des Meeresgottes Poseidon balgen. Aber, wie gesagt: Die Handlung ist Nebensache.

Filmstill aus "Pirates Of The Caribbean: Salazars Rache": Javier Bardem auf seinem Schiff
Tritt nur mit einer Kopfhälfte auf: Javier Bardem digital bearbeitetBild: Imago/ZUMA Press/Entertainment Pictures

Die Effekte

…werden immer aufwändiger. Der erste Teil der Karibik-Saga von 2003 entstand ja mehr oder weniger noch im analogen Zeitalter. "Pirates of the Caribbean: Salazars Rache" bietet zwei Stunden digitales Bilderrauschen. Noch dazu in 3D, fliegen den Zuschauern die Kanonenkugeln nur so um die Ohren. Eindrucksvoll ist die Eröffnungssequenz, in der ein ganzes Haus quer durch ein (digitales) Karibik-Dorf gezogen wird. Das hat James-Bond-Qualität. Im weiteren Verlauf des Films halten sich gelungene und weniger gelungene Effekte die Waage. Manche Szenen auf dem Meer sind eindrucksvoll. Über die Anmutung der Zombiebesatzung auf Salazars Schiff kann man geteilter Meinung sein. Der finale Kampf unter Wasser wirkt arg künstlich.

Zwei Schiffe im "Kampf": Filmstill von "Pirates Of The Caribbean: Salazars Rache"
Fressende Schiffe: digitales Zauberwerk in "Pirates Of The Caribbean: Salazars Rache"Bild: The Walt Disney Company Germany GmbH

Die Schauplätze

Was heißt schon "Schauplätze" bei einem Film, der zu großen Teilen am Computer entstanden ist? Die "richtigen" Filmszenen wurden fast komplett in Australien gedreht. Lediglich die letzten 13 Drehtage fanden im kanadischen Vancouver statt. Und, ja, man sieht die Schönheit der australischen Landschaft auch. Trotz aller digitalen Mätzchen. Moreton Bay, Lennox Headland Reserve, Hastings Point, Tamborine Mountain und die Whitsunday Islands heißen die klangvollen Namen der Drehorte an und vor der australischen Küste. Und die Stadtkulisse des britischen Kolonialdorfes St. Martin, in dem die Filmhandlung einsetzt, sieht wirklich schön aus - auch wenn lediglich zwei der Häuser dreidimensional errichtet wurden.

Filmstill von "Pirates Of The Caribbean: Salazars Rache"
Sorgt für Romantik: Die von Kaya Scodelario gespielte Astronomin Bild: The Walt Disney Company Germany GmbH

Die Produktion

Der Film soll rund 350 Millionen Dollar gekostet haben, Zahlen, die vom Disney-Konzern bestätigt wurden. Johnny Depps Gage soll allein um die 60 Millionen Dollar betragen haben. Da kursieren allerdings auch noch höhere Summen im Netz. Den Aufwand, der für den fünften Teil der Piraten-Saga betrieben wurde, sieht man dem Film durchaus an: Es werden viele bunte und dreidimensionale Bilder fürs Eintrittsgeld geboten. Vom großen Dollar-Kuchen wollten unterdessen offenbar auch weltweit agierende Hacker einen Teil abhaben. "Pirates of the Caribbean: Salazars Rache" fiel vor der Uraufführung offenbar in die Hände von Kriminellen, die den Disney-Konzern gehackt hatten. Sie forderten Geld, andernfalls sollten Teile des Films ins Netz gestellt werden. Dass Video-Piraten ausgerechnet einen Piratenfilm für ihre Erpressung ausgesucht haben, finden die Produzenten wohl weniger lustig.

Premiere von "Pirates of the Caribbean" in Shanghai mit Johnny Depp
Weltweite Vermarktung eines Blockbusters: Johhny Depp in Shanghai bei der PremiereBild: Reuters/A. Song

Die Regie

Die millionenschwere Hollywood-Produktion von Blockbuster-Produzent Jerry Bruckheimer wurde von zwei Norwegern in Szene gesetzt. Was zunächst wie ein Piratenscherz klingt, ist auf den zweiten Blick nicht gar so abwegig. Hans Joachim Rønning und Espen Sandberg haben schon Hollywood-Erfahrung. 2006 drehten sie den Western "Bandidas". Für ihr Meeres-Opus "Kon-Tiki", das die aufsehenerregende Forschungs- und Abenteuerreise von Thor Heyerdahl bebilderte, bekamen sie vor vier Jahren eine Oscarnominierung. Vor ihren Spielfilmen inszenierten die beiden vor allem Werbespots für Firmen wie Budweiser, Nintendo, Coca-Cola oder Nokia. Ihre Leistung als Regisseure von "Pirates of the Caribbean: Salazars Rache" ist allerdings nur schwer einzuschätzen - wie die ihrer Kollegen bei solch teuren Hollywood-Franchise-Produkten, wo man eigentlich nicht mehr genau erkennen kann, ob die Regisseure oder die Special-Effects-Spezialisten den Film gemacht haben.

Filmstill von "Pirates Of The Caribbean: Salazars Rache": Wanted-Plakat an einem Mast
Gesucht: Fortsetzung Teil 6 - nicht angekündigt, aber auch nicht auszuschließenBild: Imago/ZUMA Press/Entertainment Pictures

Fazit

"Pirates of the Caribbean: Salazars Rache” ist reines Popcorn-Kino. Wer's mag, wird auch mit dem fünften Teil der Piraten-Saga glücklich werden. Die Fans bekommen das, was sie wohl erwarten: einen Johnny Depp in bewährt trottelig-humoristischer Rolle, ein paar furchteinflößende digital aufgemotzte Bösewichter, jede Menge Kanonenböller, rauschende Seeschlachten und ein bisschen romantische Liebe. Produzenten und Hauptdarsteller haben schon einmal angekündigt, dass mit dem fünften Teil des Karibik-Abenteuers Schluss sein soll. Doch darauf sollte man nicht wetten. Wenn "Pirates of the Caribbean: Salazars Rache" genügend Dollars einfährt oder wenn Johnny Depp weiter hohe Alimente zahlen muss, dann wird' s sicher irgendwann wieder heißen: Jack Sparrow kehrt zurück.