Nico, Model und Priesterin der Finsternis
Nico wollte als eigenständige Künstlerin wahrgenommen werden. Den Weg zum Ruhm ebnete ihr derweil ein Who-is-Who der Popkultur.
Würdigung einer Popikone
Supermodel, Sängerin, Muse: Christa Päffgen alias Nico gilt als Popikone der 1960er und 70er Jahre. Der Film "Nico, 1988" erscheint zu ihrem 30. Todestag. Am 18. Juli 1988 starb Päffgen im Alter von 49 Jahren nach einem Sturz von ihrem Fahrrad an einem geplatzten Aneurysma.
In der Rolle des Niedergangs
Trine Dyrholm, hier 2016 als beste Schauspielerin für "Die Kommune" mit dem Silbernen Bär der Berlinale ausgezeichnet, spielt im Film "Nico, 1988" die Hauptrolle und zeichnet den Niedergang der Popikone nach. Die Gesangspassagen übernahm die Dänin dabei selbst, auf Pathos verzichtete sie.
Glamour und Düsternis
Christa Päffgen (Foto: Tryne Dryholm) kam 1938 in Köln zur Welt, als Jugendliche wurde sie in Berlin entdeckt. Mit 16 ging sie als Model nach Paris, wo sie zu "Nico" wurde. Sie haderte mit der Reduktion auf ihr Äußeres und soll ihren äußerlichen Verfall mit maßlosen Drogenkonsum später bewusst in Kauf genommen haben. Zwischen Glamour und Düsternis pflasterten zahlreiche Liebschaften Nicos Weg.
Der Vater ihres Kindes, oder?
Als "schönsten Mann der Welt" bezeichnete Nico den französischen Schauspieler Alain Delon. 1962 brachte sie im Alter von 24 seinen Sohn Ari zur Welt - Delon erkannte die Vaterschaft jedoch nicht an. Nico war in New York gern auf Partys unterwegs und mit dem Kind überfordert. Ihre kranke Mutter nahm sich Aris an, ehe Delons Mutter die Erziehung übernahm - angeblich, nachdem sie Ari entführen ließ.
Musikalischer Anschub
1964 lernte Nico in London Bob Dylan kennen, der gerade an seinem vierten Album "Another Side" arbeitete. Dylan unterstützte sie bei ihren ersten Gesangsversuchen und überließ ihr den Song "I'll keep it with mine", der schließlich 1968 auf Nicos erstem Soloalbum erschien.
Der New Yorker Patron
Anfang der 1960er Jahre traf Nico in New York auf den Künstler Andy Warhol, der später über sie sagte, sie hätte ausgesehen, als wäre sie am Bug eines Wikingerschiffs über den Atlantik gekommen. Nico war Stammgast in seiner Factory, wo sich Künstler und bunte Society trafen, um einander zu befruchten und Drogen zu nehmen. Hier brachte Warhol Nico mit "The Velvet Underground" zusammen.
Lou Reed - eine weitere Affäre Nicos
Das geschah angeblich gegen den Willen des Velvet-Underground-Frontmanns Lou Reed. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, mit der mysteriösen Schönheit eine Affäre zu beginnen. Neben dem privaten Vergnügen arbeiteten Reed und Nico am ersten Album seiner Band, das damals kommerziell erfolglos bleiben, später aber als Grundstein des experimentellen Rocks gelten sollte.
Das Bananenalbum
"The Velvet Underground & Nico" aus dem Jahr 1967 war das erste Album der Band um Lou Reed und John Cale. Andy Warhol entwarf das Cover und produzierte die Musik. Es ist als "Bananenalbum" bekannt und setzt sich inhaltlich mit Konsumgesellschaft und Drogensucht auseinander - Motive, die sich auch durch das Leben von Nico zogen, deren Mitwirken in der Band nach dem Album endete.
Kraft der Selbstzerstörung
Muse von X, Freundin von Y - obwohl Nico Affären mit so ziemlich jedem namhaften Künstler der New Yorker High Society Ende der 60er Jahre nachgesagt wurden, wollte sie als eigenständige Person wahrgenommen werden. Ihrem Image entkam sie durch Selbstzerstörung.