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Vom ungeliebten Kind zum Zukunftsmodell

1. Juni 2022

Zum dritten Mal wird die UEFA Nations League ausgespielt. Einst als überflüssig kritisiert und auch vom DFB-Team nur zögerlich angenommen, findet der Wettbewerb immer mehr Freunde. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

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Fußball Pokal UEFA Nations League
Um diese Trophäe geht es: den Pokal der UEFA Nations LeagueBild: Sportphoto24/EPhotopress/picture alliance

Was hat sich seit Einführung der Nations League geändert?

Nach wie vor starten alle 55 Mitgliedsverbände der UEFA bei dem Wettbewerb, der in der Saison 2018/19 seine Premiere feierte und im Zweijahres-Rhythmus ausgetragen wird. Die Teams sind auf vier Ligen (A, B, C, D) verteilt. Nach der ersten Auflage wurde die Liga A von zwölf auf 16 Mannschaften aufgestockt. Dadurch entging Deutschland dem eigentlich feststehenden Abstieg in die Liga B. Bei der Premiere der Nations League war das DFB-Team hinter den Niederlanden und Frankreich gelandet und in seiner Dreiergruppe Letzter geworden.

Über den Sieg in der Nations League entscheidet weiterhin ein Final-Four-Turnier, das die vier Erstplatzierten der A-Gruppen ausspielen. In welchem dieser vier Länder das Turnier ausgespielt wird, entscheidet die UEFA. 2019 hieß der Sieger Portugal, 2021 Frankreich.

Jubel des französischen Teams über den Gewinn der Nations League 2021
2021 gewann Weltmeister Frankreich die Nations LeagueBild: Luca Bruno/AP Photo/picture alliance

Nach wie vor werden bei dem Wettbewerb auch drei Plätze für die Europameisterschaft vergeben, im aktuellen also für die EM 2024 in Deutschland. Die zwölf Teams, die in der Nations League am besten abgeschnitten, den Sprung zur EM über die normale Qualifikation aber nicht geschafft haben, spielen in Playoffs die verbliebenen Startplätze aus.

Wie hat sich der Ruf der Nations League entwickelt?

Der Wettbewerb hat sich vom ungeliebten zum nicht unbedingt geliebten, aber doch allseits akzeptierten Kind gemausert - auch in Deutschland. "Man hat am Ende das Gefühl, die UEFA muss noch mal Geld erwirtschaften und macht deshalb den Wettbewerb. Irgendwann knallt es dann mal", prognostizierte Oliver Bierhoff, der im DFB für die Nationalteams zuständige Direktor, noch 2018. Inzwischen räumt auch er ein, dass die Nations League an "Bedeutung gewonnen hat, an Prestige. Sie wird keine Welt- oder Europameisterschaft sein, aber ein sehr interessanter Wettbewerb."

Erst recht im WM-Jahr 2022, wo sich die Chance bietet, gegen attraktive Gegner die Form zu testen - im Falle Deutschlands in der Gruppe A3 gegen Europameister Italien (der allerdings die WM verpasst hat), den WM-Teilnehmer England und Ungarn. In der Gruppe A2 messen sich mit Spanien, Portugal und der Schweiz gleich drei WM-Starter, ebenso in der Gruppe A4 mit Belgien, den Niederlanden und Polen.

Welche Auswirkungen hat der Ukraine-Krieg?

Wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine bleiben russische Mannschaften nach einem Beschluss der UEFA bis auf Weiteres von allen europäischen Wettbewerben ausgeschlossen. Das gilt auch für die Nations League. In Gruppe 2 der Liga B, der Russland ursprünglich neben Albanien, Island und Israel zugelost wurde, landet Russland daher automatisch auf dem letzten Platz. Alle Spiele mit russischer Beteiligung wurden abgesagt.

Belarus muss wegen seiner Verwicklung in den Ukraine-Krieg seine Heimspiele der Liga C auf neutralem Boden austragen. Das Team tritt in Novi Sad in Serbien an. Zuschauer sind bei den Spielen dort nicht zugelassen. 

Was ist aus dem Plan einer globalen Nations League geworden?

2018 hatte der angebliche Plan von FIFA-Präsident Gianni Infantino für eine globale Nations League, finanziert von einem milliardenschweren Finanzkonsortium, weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Das Projekt verschwand anschließend wieder in der Schublade.

FIFA-Präsident Gianni Infantino (r.) und UEFA-Chef Aleksander Ceferin auf der Tribüne beim EM-Finale 2021 in London
Nicht gerade beste Freunde: FIFA-Präsident Gianni Infantino (r.) und UEFA-Chef Aleksander CeferinBild: Mike Egerton/empics/picture alliance

Nachdem auch Infantinos nächster Plan, künftig alle zwei Jahre Weltmeisterschaften zu veranstalten, auf einigen Widerstand stieß, könnte wieder vermehrt über eine globale Nations League als Alternative diskutiert werden.

Die UEFA und der südamerikanische Verband CONMEBOL - die Hauptgegner von Infantinos WM-Plan - haben sich angeblich darauf geeinigt, dass von 2024 an auch die zehn südamerikanischen Nationalteams in der Nations League mitspielen.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter