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DFB-Team fehlt seit Langem der Mut

DW Kommentarbild Jörg Strohschein
Jörg Strohschein
29. Juni 2021

Die deutsche Nationalmannschaft ist im Achtelfinale gegen England verdient ausgeschieden. Vieles, was erfolgreichen Fußball ausmacht, fehlt der Mannschaft von Joachim Löw seit längerer Zeit, meint Jörg Strohschein.

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EURO 2020 | Deutschland vs England
Bild: Frank Augstein/REUTERS

Fußball soll Spaß, Freude und Begeisterung vermitteln. Das war bei dieser EM gerade in den letzten Tagen häufig zu sehen. Etwa, als sich die Schweizer gegen Frankreich zurückgekämpft haben. Oder die Kroaten gegen die Spanier, auch wenn sie am Ende verloren haben. Sogar bei der deutschen Mannschaft gab es Ansätze. Im Gruppenspiel gegen Portugal, als man glauben konnte, das Löw-Team habe seine Behäbigkeit endlich hinter sich gelassen - mit der man schon bei der WM 2018 so grandios scheiterte. So wie jetzt auch bei der EURO 2020. 

Die DFB-Elf um Bundestrainer Joachim Löw hat in den vergangenen Jahren nicht mitbekommen, dass sich Ballbesitz-Fußball ohne stringente Offensive nicht mehr auszahlt. Selbst die Spanier, die lange als Vorbild für schönen und vor allem erfolgreichen Fußball galten, haben ihr Spiel umgestellt. Sie führen die Torschützenliste der EM mit elf Treffern nach vier Partien an. Die deutsche Mannschaft brachte es in vier Partien auf sechs Treffer, davon alleine vier gegen die Portugiesen. 

Kein Selbstvertrauen

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DW-Redakteur Jörg Strohschein hofft auf einen neuen Spielstil der DFB-Elf

Querpässe, Rückpässe und zaghafte Angriffe prägten zumeist die Bemühungen der deutschen Elf. Den Esprit, die Leidenschaft, die es braucht, um zu triumphieren - wie bei der WM 2014 in Brasilien - hat die deutsche Elf seitdem nie mehr gezeigt. Das Löw-Team arbeitete danach seine Spiele ab, zitterte sich gegen Ungarn in einer geradezu erschütternden Ängstlichkeit, die es in dieser Ausprägung wohl noch nie gab, gerade noch so ins Achtelfinale. Über sich hinausgewachsen ist kein deutscher Spieler bei dieser EM.

Wie gering das Selbstvertrauen der Offensivspieler im DFB-Trikot bei diesem Turnier war, zeigte sich nicht zuletzt im Spiel gegen England, als Thomas Müller alleine vor dem englischen Torhüter Jordan Pickford kurz vor Schluss nicht einmal das Tor traf.

Die Mutlosigkeit im K.o.-Spiel gegen die Engländer wurde hart bestraft. Wer in erster Linie keine Fehler machen will, dem fehlt das Gefühl für das nötige Risiko. Deshalb ist das Ausscheiden der deutschen Mannschaft verdient. Es muss wieder eine Zeit der Mutigen beginnen.