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Deutscher Maschinenbau leidet

1. August 2022

Der deutsche Maschinenbau muss sich auf einen kühlen Herbst und Winter einstellen. Im ersten Halbjahr erzielten die Unternehmen noch ein kleines Auftragsplus, im Juni gab es deutlich weniger Aufträge.

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Maschinenbau in Deutschland
Bild: dpa/picture alliance

Die Schwäche der Weltkonjunktur schlägt zunehmend auf die Geschäfte der deutschen Maschinenbauer durch. Die exportorientierte Industriebranche verbuchte dank der Nachfrage aus dem Ausland im ersten Halbjahr noch ein kleines Auftragsplus von zwei Prozent, wie der Maschinenbauverband VDMA am Montag mitteilte. "Der Markt läuft noch vergleichsweise gut", sagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers in Frankfurt. Noch immer wollten viele Kunden in neue Maschinen und Anlagen investieren, die Zurückhaltung nehme aber zu.

Die Tendenz zeigte zuletzt deutlich nach unten: Nach einem guten Jahresstart rutschten die Bestellungen im Zeitraum April bis Juni ins Minus und sanken um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im Juni sanken die Auftragseingänge um real neun Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Aus dem Inland kamen dabei elf Prozent weniger Aufträge, Kunden aus dem Ausland bestellten acht Prozent weniger. Nach wie vor belasteten gestörte Lieferketten das Geschäft der deutschen Schlüsselindustrie mit gut einer Million Beschäftigten, hinzu kämen Auftragsstornierungen infolge des Ukraine-Krieges, erläuterte Wiechers. "Spannend wird es natürlich, wie es im zweiten Halbjahr läuft."

Maschinenbau leidet unter gestörten Lieferketten

Die Auftragsbücher vieler Maschinenbauer sind zwar weiterhin gut gefüllt. Weil die Unternehmen wegen gestörter Lieferketten nicht alle Materialien und Vorprodukte rechtzeitig bekommen, können Bestellungen oft nicht in dem gewohnten Tempo abgearbeitet werden.

Der VDMA setzte unter anderem aus diesem Grund seine Produktionsprognose im Mai weiter nach unten. Für das Gesamtjahr wird nur noch ein Wachstum der Produktion bereinigt um Preiserhöhungen (real) von einem Prozent erwartet. In den ersten sechs Monaten lag die Produktion Wiechers zufolge ungefähr auf dem Vorjahresniveau. Der Umsatz der Branche wuchs einschließlich Preiserhöhungen (nominal) um sieben Prozent. 

Deutschland | Fertigung A3 im Audi-Werk Ingolstadt
In der Autoproduktion leiden 90 Prozent der Unternehmen darunter, dass nicht alle Materialien und Vorprodukte verfügbar sindBild: Stephan Goerlich/dpa/picture alliance

Einstellen auf weitere Lieferengpässe

Eine Entspannung bei den Lieferengpässen in der deutschen Industrie scheint vorerst nicht in Sicht. Fast drei Viertel der Unternehmen meldeten im Juli bei einer Umfrage des Ifo-Instituts Material-Engpässe. "Für die nächsten Monate gibt es keine Anzeichen einer deutlichen Erholung bei der Beschaffung wichtiger Werkstoffe", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe.

Gerade in den Kernbranchen der deutschen Industrie bleibe die Lage kritisch. In der Elektroindustrie, dem Maschinenbau und in der Automobilbranche berichteten weiterhin rund 90 Prozent der Unternehmen, dass sie nicht alle Materialien und Vorprodukte bekommen, hieß es vom Ifo. "Neben der grundsätzlichen Knappheit bei elektronischen Komponenten tragen weiterhin auch Probleme in der weltweiten Logistik, insbesondere im Schiffsverkehr, zu den Beschaffungsproblemen bei", erläuterte Wohlrabe. Und: "Für die nächsten Monate gibt es keine Anzeichen einer deutlichen Erholung bei der Beschaffung wichtiger Werkstoffe".

iw/tko (dpa, rtr)