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Kommentar: Trump lässt grüßen

11. Mai 2017

FIFA-Präsident Infantino und das FIFA-Council verhindern die Wiederwahl der beiden unbequemen Chef-Ethiker. Das ist ein Zeichen dafür, dass der FIFA-Chef weiß, wie große Politik funktioniert, findet Andreas Sten-Ziemons.

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FIFA - Gianni Infantino
Bild: picture-alliance/dpaE. Leanza

Manchmal lohnt es sich, ein wenig in der Online-Enzyklopädie Wikipedia zu stöbern. Sucht man dort unter dem Buchstaben "B" den Begriff "Bananenrepublik" heraus, findet sich folgender Eintrag:

"Bananenrepublik ist die abwertende Bezeichnung für Staaten, in denen Korruption und Bestechlichkeit vorherrschen, deren Rechtssystem nicht funktioniert, wirtschaftliche oder politisch-moralische Verhältnisse von Ineffizienz und Instabilität geprägt sind oder in denen staatliche Willkür herrscht oder denen diese Eigenschaften zugeschrieben werden."

Im Grunde könnte dieser Text leicht abgewandelt auch unter "F" stehen, passt er doch recht gut auch auf die Zustände im Fußball-Weltverband FIFA.

"Let's make the FIFA great again", zumindest so ähnlich hat der amtierende FIFA-Präsident Gianni Infantino beim Amtsantritt im Februar 2016 seine Ziele formuliert. Weg vom Filz der Blatter-Regierung, hin zu mehr Transparenz. Ein wichtiges Instrument sollte die FIFA-Ethikkommission sein, an deren Spitze mit Hans-Joachim Eckert und Cornel Borbely zwei integre Juristen standen, die ihre Aufgabe ernst nahmen und wirklich versuchten, den Filz der FIFA auszumisten. Zahlreiche Funktionäre wurden suspendiert, auch gegen Infantino gab es Vorermittlungen. Das hat Infantino und den Seinen im FIFA-Council nun aber so schlecht gefallen, dass man Eckert und Borbely - mit einer recht lahmen Begründung - einfach nicht mehr zur Wiederwahl zuließ.

Andreas Sten-Ziemons im Porträt (Foto: DW)
DW-Sportredakteur Andreas Sten-Ziemons: "Infantino und Vorgänger Blatter machen die gleiche Politik"

Das zeitliche Zusammentreffen der Entlassung der beiden FIFA-Ethiker mit dem "you are terminated"-Brief von US-Präsident Donald Trump an den bisherigen FBI-Direktor James Comey ist übrigens reiner Zufall, die Parallelen aber augen- und keineswegs zufällig.  

Wer in der Politik, in der Wirtschaft oder sonstwo eine hohe Position anstrebt, fährt nie schlecht damit, wenn er sein Gewissen ausschaltet, die sozialen Antennen auf Halbmast stellt und eine gesunde Ignoranz gegenüber dem eigenen Handeln entwickelt, beziehungsweise gegenüber dem, wie dieses Handeln von anderen gesehen und bewertet wird.

Einfach die Schnauze halten!

Aalglatt, selbstgerecht und immer mit einem süffisanten Lächeln erklärt Infantino jeden seiner Schritte damit, dass er das alles doch nur für den Fußball und aus lauteren Beweggründen tue. Im Grunde liefert er damit eine Eins-zu-eins-Kopie der Politik seines Vorgängers Blatter - und die breite Masse der Funktionäre lässt ihn gewähren oder unterstützt ihn sogar dabei. Wohl wissend, dass nur derjenige dauerhaft am reich gedeckten Tisch der FIFA Platz findet, der die Schnauze hält.

Nun kann man als Kritiker der FIFA - und wer wäre das nicht - verzweifelt die Hände ringen und sagen: "Wir haben es doch schon immer gewusst, und es wird sich nie etwas ändern." Ja, stimmt. Sagen wir es also im Chor: "Wir haben es schon immer gewusst, und es wird sich nie etwas ändern."

Es bleibt aber die Hoffnung, dass Infantino seinen Vorgänger Blatter nicht nur auf dem Weg nach oben auf der Karriereleiter kopiert, sondern auch auf dem Weg nach unten. Blatter ist heute ein enttäuschter und verbitterter alter Mann, der ohne Amt und Ansehen hier und da noch medial um sich schlägt und sich von aller Welt undankbar und ungerecht behandelt fühlt. Es wäre wünschenswert, dass Gianni Infantino diesen Zustand möglichst bald auch erreicht.

Das FBI arbeitet ja bereits fleißig daran - auch wenn James Comey nicht mehr mithelfen kann.

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