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Klaus Kinski - Kampfansage an die deutsche Gemütlichkeit

18. Oktober 2001

Am 18. Oktober wäre er 75 geworden: Klaus Kinski, das "enfant terrible" des deutschen Films. Der Exzentriker war unter den deutschen Filmstars eine Ausnahmeerscheinung.

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Regisseur Werner Herzog und Klaus Kinski im Dokumentarfilm "Mein liebster Feind"Bild: AP

Nikolaus Günther Nakszynski, so der bürgerliche Name des Künstlers, bewegte sich zeitlebens auf dem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn, Sensibilität und unberechenbarer Gewalt.

Die frühen Jahre

Klaus Kinski, am 18. Oktober 1926 im ostpreußischen Zoppot geboren, provozierte seine Umwelt gerne - und das schon früh. Davon zeugen die 1999 unter abenteuerlichen Umständen aufgefundenen, jüngst veröffentlichten Gedichte aus den frühen 50er Jahren, die unter dem Titel "Fieber - Tagebuch eines Aussätzigen" auf den Markt gekommen sind.

In einer Besprechung des Buches war zu lesen: "In diesen Gedichten ist schon der ganze Kinski angelegt und vorformuliert." Und Verszeilen wie diese belegen das eindrucksvoll: "Ich habe das Fieber der ganzen Welt in den Augen ... "

Mit Versen von François Villon und Arthur Rimbaud zog der junge Kinski in den 50er Jahren durch die Lande - damals strömten vor allem in Berlin, wo ihn Boleslaw Barlog ans Schlosspark-Theater geholt hatte, die Fans in Scharen zu den "Kinski-Happenings". Die erotischen Verse der französischen Balladendichter rezitierte er so betörend-suggestiv, dass sich kaum jemand der Wirkung entziehen konnte.

Internationale Filmkarriere

Kinski, der am 23. November 1991 in Kalifornien gestorben ist, hat in rund 150 Filmen mitgewirkt. Lange Zeit war er auf den Typ des dämonischen Bösewichts festgelegt, für den sich Kinski schon rein äußerlich bestens eignete. In den inzwischen legendären Edgar-Wallace-Verfilmungen gehörte der Schauspieler zum unverzichtbaren Figuren-Inventar, in Italo-Western konnte keiner so fies killen wie Kinski.

Das änderte allerdings nichts daran, dass der sich chronisch unterfordert fühlende Kinski die meisten dieser Rollen "zum Kotzen" fand.

Seinen Ärger entlud der hochbezahlte, auch international gefragte Star in privaten Ausschweifungen und Exzessen. Zertrümmerte Luxusrestaurants, verprügelte Polizisten, unzählige sexuelle Affären und mehrere gescheiterte Ehen erzählen von dem Weg eines kompromisslosen Egomanen, der bürgerliche Konventionen weder beachtete noch respektierte.

Mein liebster Feind

Der Regisseur Werner Herzog brachte auf den Punkt, was wohl viele Kinski-Freunde empfunden haben: "Er war einfach die ultimative Pest. Leute wie Marlon Brando waren Musterschüler im Vergleich zu ihm." Aber er sei eben auch die ultimative Freude in der Zusammenarbeit gewesen. Herzog erinnerte sich an "monströse Kämpfe" in einer "tiefen, tiefen Freundschaft".

1999 hat Herzog unter dem Titel "Mein liebster Feind" ein sehr persönliches Filmporträt von Kinski vorgelegt, der mit dem Regisseur seine besten Arbeiten vor der Kamera gemacht hat. In "Aguirre, der Zorn Gottes" (1972), "Fitzcarraldo" (1981) bis hin zur letzten gemeinsamen Produktion "Cobra Verde" (1987) präsentierte Herzog den ihm von Jugend auf bekannten Kinski als einsamen Berserker, der immer nur einen Schritt vom Wahnsinn entfernt ist.

Als den zeigte sich Kinski auch in seinem letzten, selbstfinanzierten und selbstinszenierten Film, in dem er den Geiger Niccolò Paganini verkörperte - genialischer Außenseiter und Erotomane wie er selbst.

Der in Deutschland mit jahrelanger Verspätung aufgeführte Film ist künstlerisch belanglos, aber als Dokument der Verzweiflung des gealterten Künstlers Kinski sehenswert und anrührend.

Die Nachwelt ist noch lange nicht fertig mit einem Mann, der anders als alle anderen sein wollte und es auch war.

"Ich bin so wie ich bin"

Aus Anlass des 75. Geburtstages und des 10. Todestages von Klaus Kinski zeigt das Reiß-Museum in Mannheim bis zum 6. Januar 2002 die umfassende Dokumentarschau "Ich bin so wie ich bin". Die Wanderausstellung, die vorher in München zu sehen war, zeigt 500 - viele bisher noch nie gezeigte Objekte zu Leben und Werk des Künstlers. Bis März 2003 soll die Ausstellung noch in Düsseldorf, Berlin, Kiel, Wien und Paris gezeigt werden.