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Karfreitag in Zeiten des Terrors

25. März 2016

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen haben Christen in aller Welt die Karfreitagsfeierlichkeiten begonnen. Die jüngsten Terroranschläge in Brüssel prägen den Tag - logistisch aber auch inhaltlich.

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Kreuzträger bei der Karfreitags-Prozession durch die Via Dolorosa in Jerusalem (Foto: AFP)
Bild: Getty Images/AFP/T. Coex

In Jerusalem versammelten sich am Karfreitag Tausende Christen, um in einer traditionellen Prozession den Leidensweg Jesu Christi durch die Via Dolorosa nachzugehen. Den Weg soll Jesus vor 2000 Jahren zu seiner Kreuzigung zurückgelegt haben.

Zum Gedenken an sein Leiden trugen viele Pilger Holzkreuze. Die Prozession durch die Jerusalemer Altstadt zur Grabeskirche wurde von einem starken Aufgebot teils schwer bewaffneter Sicherheitskräfte begleitet. In den vergangenen Monaten war es in Israel und den Palästinensergebieten verstärkt zu Anschlägen gekommen.

Scharfe Sicherheitsmaßnahmen im Rom

In Rom bereiteten sich Anti-Terror-Einheiten und Spezialkräfte der Polizei auf den Kreuzweg vor, der am Abend am Kolosseum stattfinden sollte. Das Gelände rund um das antike Amphitheater sollte weiträumig abgesperrt und mit Metalldetektoren ausgestattet werden. Spürhunde würden eingesetzt, um die "Via Crucis" mit Papst Franziskus zu überwachen, berichteten italienische Medien. Zehntausende Menschen verfolgen alljährlich die stimmungsvolle Zeremonie, die als eine der schönsten Andachten im römischen Kirchenjahr gilt. Der Kreuzweg erinnert in 14 Stationen an den Leidensweg Jesu. Die Meditationen dazu wurden von Kardinal Gualtiero Bassetti, dem Erzbischof von Perugia, verfasst.

Fußwaschung für Flüchtlinge

Am Gründonnerstag hatte Franziskus die Osterfeierlichkeiten mit der traditionellen Chrisam-Messe eingeläutet und dabei die heiligen Salbungsöle geweiht. Am Abend fuhr er in eine Unterkunft für Asylbewerber vor den Toren Roms und wusch dort elf Flüchtlingen und einer Mitarbeiterin der Einrichtung die Füße. Die Fußwaschung am Gründonnerstag erinnert symbolisch daran, wie Jesus beim letzten Abendmahl die gleiche Geste an seinen Jüngern vollzogen hatte und gilt als Akt der Demut und der christlichen Nächstenliebe.

Papst Franziskus wäscht Flüchtlingen die Füße
Zeichen der Verbundenheit: Papst Franziskus wäscht Flüchtlingen die FüßeBild: Reuters

"Wir sind alle Brüder, wir sind alle Kinder desselben Gottes", sagte Franziskus und erinnerte an die Terroranschläge von Brüssel. "Das war eine Geste der Zerstörung, eine Geste des Krieges, von Menschen, die nicht in Frieden leben wollen." Schuld an dem Terror hätten vor allem die Waffenhändler, mahnte das Kirchenoberhaupt. Am Samstag werden die Feierlichkeiten im Vatikan mit der traditionellen Osternacht im Petersdom fortgesetzt.

"Ohne Angst vor Terror leben"

Die jüngsten Terroranschläge in Brüssel haben auch die Predigten deutscher Bischöfe geprägt. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, rief dazu auf, sich nicht von der Angst vor Terror unterkriegen zu lassen. Anlässlich der Karfreitagsprozession durch die Münchner Innenstadt sagte Marx: "Wenn wir zulassen würden, dass die Angst unser Leben bestimmt, dann würde der Terror siegen." Jeder Mensch sei ein Kind Gottes - unabhängig von Sprache, Kultur, Herkunft und Religion.

"Hass nicht mit Hass beantworten"

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, warnte davor, Hass mit Hass zu beantworten. Denn dann hätten die Terroristen gewonnen, sagte der bayerische Landesbischof in seiner Karfreitagspredigt in München. In der Zeitung "Die Welt" betonte er, Terror und Gewalt hätten, auch wenn sie noch so sehr mit Religion legitimiert würden, überhaupt nichts mit dem Willen Gottes zu tun. "Es macht mich zornig, wenn sich Terroristen auf Gott berufen. Terrorismus im Namen der Religion ist Gotteslästerung", sagte Bedford-Strohm.

cw/sti (dpa, afp, epd)