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Im Kino: Spielbergs "Bridge of Spies"

Jochen Kürten26. November 2015

Die Geschichte, die Spielberg in seinem Film erzählt, ist phantastisch. Doch sie hat sich tatsächlich so zugetragen. Gedreht hat Spielberg seinen neuen Film an Originalschauplätzen in der deutschen Hauptstadt Berlin.

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Bildergalerie Agenten und Spione Filme Bridge of Spies
In geheimer Mission unterwegs: Tom Hanks zu Zeiten des Kalten Krieges in BerlinBild: 2014 Twentieth Century Fox

Das hatte sich Steven Spielberg nicht nehmen lassen. Zur Deutschland- und Europapremiere seines neuen Films "Bridge of Spies" war der Regisseur vor kurzem eigens nach Berlin gereist. Gemeinsam mit Hauptdarsteller Tom Hanks stellte der US-amerikanische Filmemacher "Bridge of Spies" in der deutschen Hauptstadt vor und stellte sich den Fragen der Presse. In einem sehr persönlichen Interview mit dem Wochenmagazin "Der Spiegel" hat der oscargekrönte Regisseur zuvor schon von seiner ganz besonderen Beziehung zu Deutschland berichtet.

Als Kind sei er einst "besessen vom Holocaust und später vom Kalten Krieg" gewesen. Über den Holocaust hatte Spielberg 1993 den Film "Schindlers Liste" gedreht. "Der Soldat James Ryan" hatte fünf Jahre später ein eindrucksvolles Bild von der Landung der Alliierten 1944 gezeichnet. "Bridge of Spies" nun ist Spielbergs Beitrag zum Kalten Krieg. Bei der Geschichte sei er auch von seiner Familie inspiriert worden: "Mein Vater war 1960, in etwa zu der Zeit, als der Film spielt, für einige Wochen in der Sowjetunion."

Auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs

Auch wenn die Geschichte, die der Regisseur jetzt erzählt, für heutige Zuschauer unglaublich erscheinen mag, fußt sie doch auf wahren Ereignissen aus dem Kalten Krieg. "Bridge of Spies" schildert den Abschuss des US-amerikanischen Aufklärungsflugzeugs vom Typ U-2 über der Sowjetunion im Jahre 1960 durch russische Raketen. Wie durch ein Wunder konnte sich der Pilot Francis Gary Powers in 20.000 Meter Höhe retten. Die Ereignisse gingen um die Welt und ließen die Menschen auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs den Atem anhalten.

Film stiil mit Tom Hanks in Bridge of Spies Der Unterhändler (2014 Twentieth Century Fox")
Anwalt Donovan (Tom Hanks, M.) bei den schwierigen Verhandlungen über den AgentenaustauschBild: 2014 Twentieth Century Fox

Die Amerikaner meldeten schon den Tod ihres Piloten, als die Sowjets kurz darauf bekanntgaben, dass sie Power gefangenen genommen hätten: ein ungeheurer Propagandaerfolg der Sowjets. Der Versuch, Powers durch Verhandlungen freizubekommen, scheiterte zunächst. Hier setzt Spielbergs Film ein.

Der New Yorker Anwalt James B. Donovan (Tom Hanks) nimmt in Ost-Berlin Kontakt zu ostdeutschen Behörden und russischen Agenten auf. Er trifft sich mit dem DDR-Unterhändler Wolfgang Vogel, gespielt vom Deutschen Sebastian Koch. Die Verhandlungen führten schließlich zum Erfolg, weil die Supermacht USA damals auch etwas zu bieten hatte: den in US-Haft sitzenden hochrangigen russischen Spion Rudolf Abel (Mark Rylance).

Schauplatz Glienicker Brücke

Powers und Abel wechseln während eines denkwürdigen Agentenaustausches im Februar 1962 auf der Glienicker Brücke die Seiten. Fortan wird die Brücke über Jahre zum Schauplatz weiterer Austauschaktionen. Als "Bridge of Spies" geht das Bauwerk zwischen Potsdam und Berlin in die Geschichte ein, jetzt hat sie dafür auch den "Ritterschlag" aus Hollywood bekommen.

Berlin Premiere Film Bridge Of Spies von Regisseur Steven Spielberg mit Darstellern und Regisseur auf der Bühne (Foto: picture-alliance/dpa/B. Pedersen)
So feierte man die Premiere in BerlinBild: picture-alliance/dpa/B. Pedersen

Spielberg hatte im vergangenen Jahr wochenlang an Originalschauplätzen in Deutschland gedreht, in Berlin und Potsdam, in Brandenburg sowie in den Filmstudios Babelsberg. Beeindruckt zeigte sich Spielberg in dem Spiegel-Interview über den Besuch der deutschen Bundeskanzlerin bei den Dreharbeiten. Angela Merkel sei einmal morgens um fünf Uhr auf der Glienicker Brücke aufgetaucht: "Sie war sehr daran interessiert, wer auf dem Set was machte und fragte alle nach ihren Aufgabengebieten."

Spielberg über den Umgang der Deutschen mit der Geschichte

Die deutschen Behörden hätten ihn auch sehr unterstützt, als es um die Drehgenehmigungen ging: "Die haben für uns die Glienicker Brücke gesperrt", so Spielberg. Lobend äußerte sich der Regisseur auch über den Umgang der Deutschen mit der eigenen Geschichte: "Wie die Deutschen das Holocaust-Mahnmal in Berlin angelegt haben, ist großartig."

Film stiil mit Tom Hanks in Bridge of Spies Der Unterhändler (2014 Twentieth Century Fox")
Beim Zeitungsstudium: Tom Hanks in "Bridge of Spies"Bild: picture alliance/AP Photo/J. Buitendijk

Mit dabei im Schauspielerensemble von "Bridge of Spies" waren auch einige deutsche Darsteller. Vor allem für Sebastian Koch dürfte sich der Dreh gelohnt haben. Koch, der jüngst auch für die populäre US-Serie "Homeland" in Berlin vor den Kameras stand, hatte "Bridge of Spies" gemeinsam mit Spielberg bei der Weltpremiere des Films in den USA vorgestellt. Bei der Aufführung im Rahmen des 53. Filmfestivals New York hatte es am Ende stehenden Ovationen gegeben.

Bridge of Spies: Parallelen zu Heute

In New York hatte Spielberg auch auf die Aktualität seines historischen Films hingewiesen: "Man macht solche Filme, weil sie relevant sind für die Gegenwart, weil es so aussieht, als wenn der Kalte Krieg zurückkommen würde". Auch bei der US-Presse war der Film auf ein positives Echo gestoßen. "The Hollywood Reporter" lobte: ein "Feel-Good-Melodrama über den Kalten Krieg".

Die "New York Post" prophezeite mehrere Oscar-Nominierungen. Auch der "Independent" urteilte begeistert. Das Branchenblatt "Variety" lobte vor allem Darsteller Mark Rylance, der im Film einen russischen KGB-Agenten spielt sowie die für den Film entstandenen Bauten von Studio Babelsberg. "Bridge of Spies" wird in der US-Presse schon jetzt als heißer Oscar-Anwärter für 2016 gehandelt.

Bildergalerie Agenten und Spione Filme Bridge of Spies
Regisseur Spielberg und Hauptdarsteller 'Tom Hanks (li) bei den DreharbeitenBild: 2014 Twentieth Century Fox

Erste Reaktionen von deutscher Seite fielen dagegen etwas kritischer aus. Spielberg habe zu sehr auf konventionelle Dramatik gesetzt, hieß es. "In den letzten zwanzig Minuten gipfelt dieser sehenswerte Film leider arg schmalzig in einem melodramatischen Heldenpathos", urteilte beispielweise das Wochenmagazin "Die Zeit": "Vielleicht muss man Amerikaner sein, um derlei ohne Schauder oder Ironie sehen zu können."

Unter dem Titel "Bridge of Spies - Der Unterhändler" kommt der neue Steven-Spielberg-Film am Donnerstag (26.11.2015) in Deutschland ins Kino.