Italien nach Elfmeterdrama im Halbfinale
24. Juni 2012Es bleibt beim englischen Fluch im Elfmeterschiessen. Auch in einem dramatischen Viertelfinale gegen Italien scheiterten die englischen Fußballer bei der finalen Suche nach einem Sieger. Eine ungewohnt aktive und angriffslustige Mannschaft aus Italien hatte weite Strecken der packenden Begegnung dominiert. Tore blieben bis zum Ende der Verlängerung aber Fehlanzeige. Im Elfmeterschiessen avancierte Italiens Keeper Gianluigi Buffon zum Helden. Er parierte den Schuss von Ashley Cole. Danach verwandelte Alessandro Diamanti den entscheidenden Elfmeter zum 4:2 (0:0 ,0:0) und brachte Italien damit verdient ins Halbfinale. Dort trifft die Mannschaft von Coach Cesare Prandelli am Donnerstag (28.06.2012, 20:45 Uhr MESZ) auf die deutsche Elf.
Viel Schwung von Anfang an
Anders als im doch recht drögen Viertelfinale zwischen Spanien und Frankreich ging die Partie vor rund 64.000 Zuschauern in Kiew fulminant los. Schon in der 3. Spielminute fasste sich Daniele de Rossi ein Herz, zog aus 25 Metern volley ab und traf den Pfosten des englischen Tores. Fast im direkten Gegenzug die Riesenchance für England: Verteidiger Glen Johnson hatte sich in den italienischen Strafraum geschlichen und versuchte es aus acht Metern mit einem Lupfer, doch Buffon entschärfte den Ball mit einer tollen Reaktion (5.). Danach hatte die Mannschaft von Trainer Roy Hodgson ein spielerisches Übergewicht. Johnson brachte eine schöne Flanke aus dem Halbfeld auf Wayne Rooney. Seinen Flugkopfball konnte Ignazio Abate noch klären (14.).
Beide Mannschaften spielen nach vorne
In der munteren Partie blieb auch Italien gefährlich: Riccardo Montolivo schickte Mario Balotelli steil. Seinen Seitfallzieher konnte Joe Hart im Tor der Engländer parieren. Im direkten Gegenzug spielte dann Rooney per Hackentrick seinen Sturmkollegen Danny Welbeck frei, doch der zielte knapp daneben (32.). Antonio Cassano prüfte Joe Hart erneut mit einem Distanzschuss, der englische Keeper war aber zur Stelle (38.). Wenig später hatten die Engländer Glück, dass Balotelli das Leder nicht sauber verarbeiten konnte. Sein Schuss aus sechs Metern ging deutlich über den Kasten (41.). Nach einer spannenden und unterhaltsamen ersten Halbzeit ging es mit dem Spielstand von 0:0 in die Pause.
Italien kommt hellwach aus der Kabine
Die Anfangsphase der zweiten Hälfte gehörte dann ganz der Mannschaft von Coach Prandelli: Vor dem Tor von Hart senkte sich ein Kopfball Richtung De Rossi. Der versuchte den Ball aus kurzer Distanz volley zu nehmen, das Leder trudelte aber ins Toraus (49.). Danach hatten die Fans der "Azzurri" gleich dreifach den Torjubel auf den Lippen: Einen Schuss von De Rossi konnte Hart nur abprallen lassen, gegen den Nachschuss von Balotelli rettete er aber klasse, die Szene lief noch weiter, aber im dritten Versuch zielte dann Montolivo zu hoch (52.). Wenig später legte der sehr aktive Balotelli sich selbst das Leder zum Fallrückzieher auf, der ging drüber (60.).
Den Engländern fiel in dieser Phase wenig ein, um sich vom Druck der “Squadra Azzurra“ zu befreien. Urplötzlich aber tauchte Ashley Young vor dem Kasten von Buffon auf. Er setzte seinen Schuss aber links am Tor vorbei (65.). Später verpasste Rooney eine Freistoßflanke von Steven Gerrard, Buffon hielt sicher (77.). Der eingewechselte Diamanti prüfte Hart erneut aus der Distanz, doch auch Englands Keeper zeigte keine Schwäche (81.). Noch eine Riesenmöglichkeit für Italien kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit: Claudio Marchisio spielte einen tollen Pass in den Lauf von Antonio Nocerino, seinen Schuss konnte der aufmerksame Johnson noch in letzter Sekunde abblocken (89.). Ein mißglückter Fallrückzieher von auch ansonsten schwachen Rooney sorgte auf der anderen Seite für wenig Gefahr (90.+2). Es ging in die Verlängerung.
Italien dominierte auch die Verlängerung. Die beste Chance war ein Flankenschlenzer von Diamanti: Das Leder flog an Hart vorbei und landete am linken Pfosten (101.). Auch in der zweiten Halbzeit der Verlängerung sorgte Diamanti für Gefahr, sein Schuss ging links vorbei (113.). Dann hallte sogar Torjubel durchs Stadion – Nocerino hatte den Ball ins Netz geköpft, doch er stand zuvor im Abseits (115.). Eine korrekte Entscheidung des portugiesischen Schiedsrichters Pedro Proenca. Englands Elf schaffte es nicht mehr sich vom Druck zu befreien, die wenigen Konterversuche scheiterten schon im Mittelfeld. Mit Glück retteten sich die "Three Lions" ins Elfmeterschiessen, wurden dann aber wieder einmal Opfer ihrer Nervenschwäche. Obwohl Montolivo den zweiten Schuss für Italien links neben das Tor setzte reichte es nicht für Rooney und Co. Young traf bei seinem Versuch nur die Latte, Cole scheiterte an Buffon. Alle weiteren Schützen der Italiener trafen. Der Rest ging unter im Jubel der "Tifosi".