1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Bollywood-Stars kämpfen gegen Corona

Manasi Gopalakrishnan
30. April 2021

Die Bevölkerung in Indien leidet unter den hohen Corona-Infektionszahlen, es gibt viele Tote zu beklagen. Stars aus Bollywood versuchen zu helfen.

https://p.dw.com/p/3soWu
Sonu Sood
Sonu Sood: Viele Inder preisen den Schauspieler wegen seines Engagements als HeilbringerBild: Getty Images/AFP/S. Jaiswal

In vielen Städten und Dörfern des Landes explodieren die Corona-Zahlen. Für die vergangenen Woche meldet das Johns Hopkins Resource Center mit 2,6 Millionen Neuinfektionen und mehr als 23.000 Todesfällen einen Höchststand. An diesem Sonntag (2.5.) wurden 392.000 Neuinfektionen gemeldet, 10.000 weniger als tags zuvor. Allein an diesem Tag starben laut offiziellen Angaben 3700 Menschen an der Viruserkrankung. Insgesamt gibt es mehr als 200.000 Corona-Todesfälle in Indien.

Die Regierung in Neu Delhi unter Premierminister Narendra Modi steht wegen ihres Missmanagements beim Umgang mit der Pandemie massiv in der Kritik; man hatte sogar zugelassen, dass religiöse Feste mit unzähligen Teilnehmern stattfanden.

Vor allem in Neu Delhi haben Zehntausende keinen Zugang zum Gesundheitssystem. Viele Menschen mussten sterben, weil es nicht genug Beatmungsgeräte für sie gab. Einige Bollywood-Stars wollen das Leid ihrer Landsleute lindern und unterstützen die Bedürftigen finanziell oder verteilen medizinische Ausrüstung und Essen.

Schauspieler an vorderster Front

Sonu Sood hilft schon, seitdem die erste Welle der Corona-Pandemie Indien überrollte. 2020 waren Tausende von Arbeitern, die auf der Suche nach Jobs in die Metropolen gekommen waren, dort gestrandet. Der Bollywood-Schauspieler half ihnen dabei, wieder nach Hause zurückzukehren, als die Regierung einen harten Lockdown über das ganze Land verhängte - und das erst ein paar Stunden vorher ankündigte.

In diesem Jahr hat Sood mit zwei privat geführten medizinischen Organisationen eine kostenlose Corona-Hilfsstation ins Leben gerufen. Auf Twitter kommuniziert er regelmäßig mit seinen Followern, von denen ihn nicht wenige direkt um Hilfe bitten. "Sir, bitte retten Sie das Leben meines Großvaters", schrieb jemand. "Er braucht dringend ein Sauerstoffgerät!" Und Sonu Sood half schnell und unbürokratisch: "Deinem Großvater wird nichts passieren. Sauerstoff kommt. Wünsch ihm schnell gute Besserung!"

Die in Indien überaus populäre Priyanka Chopra, die mittlerweile in Los Angeles lebt und arbeitet, hat gemeinsam mit ihrem Ehemann Nick Jonas unter dem Hashtag #TogetherForIndia eine Fundraising-Plattform ins Leben gerufen. Publik machte sie den Spendenaufruf auf Twitter und Instagram: "Meine Heimat Indien leidet unter der schlimmsten Corona-Krise der Welt", schrieb sie, "wir müssen alle helfen. Die Sterberate bricht alle Rekorde. Die Krankheit wütet überall und breitet sich immer weiter aus, es wird noch viel mehr Tote geben."

Hilfe vor Ort

Auch  Bollywood-Mime Ajay Devgn hilft an vorderster Front: Er hat sich mit dem Stadtrat von Mumbai zusammengetan, um den an Corona erkrankten Einwohnern medizinische Hilfe zukommen zu lassen. Der Schauspieler arbeitet zusammen mit dem städtischen Krankenhaus am Aufbau einer Intensivstation.

Gurmeet Choudhary finanziert gleich zwei Krankenhäuser mit jeweils 1000 Betten im ostindischen Patna und in Lucknow im Norden des Landes. Der Schauspieler hat ein Team zusammengestellt, um Corona zu bekämpfen und Anfragen von Leuten zu beantworten, die ihn zu erreichen versuchen. "Ich brauche eure guten Wünsche", twitterte er.

Bollywood-Star Akshay Kumar spendete 100 Beatmungsgeräte für Patienten in Mumbai. Bei Twitter hat der 53-Jährige mehr als 40 Millionen Follower, viele baten ihn dort um Hilfe.

Superstar Salman Khan hatte schon im Jahr 2007 die gemeinnützige Stiftung "Being Human" gegründet, die den Armen Bildung und medizinische Versorgung zukommen lassen soll. Er rief auch die Initiatiave "Being Haangryy" ins Leben, die seit dem vergangenen Jahr Lastwagen voller Nahrungsmittel an Polizisten und Mitarbeiter des Gesundheitswesen schickt, die die Pandemie bekämpfen. Laut dem indischen Magazin "Filmfare" besucht Khan regelmäßig die Ausgabestellen, überprüft die Qualität des Essens und die Einhaltung der hygienischen Vorschriften.

Zensur in den Sozialen Medien

Nicht alle Bollywood-Stars zeigen sich während der Pandemie so engagiert. Viele wurden deswegen in den Sozialen Medien kritisiert. Zeitungen und Boulevardmagazine veröffentlichen Fotos von prominenten Schauspielerinnen und Schauspielern, die ihren Urlaub am Strand genossen. Das verärgerte die Fans, die sich von ihren Leinwand-Idolen mehr Engagement erhofft hatten.

Schauspielerin Kareena Kapoor macht bei einem Konzert mit, dessen finanzieller Erlös  für den Kampf gegen Corona eingesetzt werden soll. Bei Twitter forderte sie ihre Landsleute auf, nicht so sorglos mit der Maskenpflicht umzugehen. Prompt hagelte es Kritik - allerdings wegen ihres Bruders Ranbir Kapoor, ebenfalls Schauspieler, der Fotos von sich und seiner Freundin auf den Maledivien gepostet hatte.

Erst kürzlich gerieten die Plattformen sozialer Medien, darunter Twitter, Facebook und Instagram, in den Fokus, weil die Regierung rund 50 Twitter-Konten sperrte, die ihren Umgang mit der Pandemie kritisierten; das berichtete die indische Online-Zeitung "The Print". Unter den gesperrten Posts waren auch einige von Politikern der Opposition, Journalisten und Regisseuren. Offenbar sperrte Facebook auch einige Posts mit dem Hashtag #ResignModi (Modi soll zurücktreten); laut der Plattform solle der Hashtag die Standards der Webseite verletzt haben, berichtete das Online-News-Portal "The Quint".

Mittlerweile hat sich der Oberste Gerichtshof Indiens zu Wort gemeldet. Wer die Beschwerden der User rund um die Pandemie in den Sozialen Medien sperre, missachte das Gericht – nach indischem Gesetz ist das ein schweres Vergehen. D.Y. Chandrachud vom Supreme Court betonte gegenüber der  Tageszeitung "The Indian Express": "Wir stellen ein für alle mal klar, dass es keine Falschinformation sein kann, wenn Bürger ihre Beschwerden in den Sozialen Medien oder im Internet posten." 

Adaption ins Deutsche: Suzanne Cords