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Hugues Zango: Sportheld und Wissenschaftler

5. August 2021

Zum wiederholte Male schreibt Hugues Fabrice Zango für Burkina Faso Sportgeschichte: Der Dreispringer gewinnt in Tokio die erste Olympiamedaille für das westafrikanische Land.

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lächelnder Dreispringer Hugues Fabrice Zonga
Bild: Li Ming/Xinhua/picture alliance

"Eine effiziente elektrische Maschine mit Außenrotor und integriertem Umrichter für den Einsatz in extremer Umgebung" - so lautet der Titel der Doktorarbeit, an der Hugues Fabrice Zango schreibt und die er im kommenden Jahr abschließen will. Sollte der 28-Jährige möglicherweise mal eine Schreibblockade haben, könnte ein Blick auf die Bronzemedaille von Tokio helfen, um sie zu lösen. Der Dreispringer ließ die Menschen in Burkino Faso über die erste Olympiamedaille des Landes jubeln. "Ich denke, die werden eine große Party für mich schmeißen, wenn ich zurückkomme", sagte Zango nach dem Medaillengewinn, den er zuvor als seine "Mission" bezeichnet hatte. Staatspräsident Roch Marc Kaboré bedankte sich via Twitter für "die großartige Leistung unseres großen Champions. Wir sind alle stolz auf dich." 


Als erster in der Halle über 18 Meter

Zango wurde 1993 in Ouagadougou, der Hauptstadt Burkino Fasos als Sohn einer Lehrerin und eines Finanzbeamten geboren. Zur Leichtathletik kam er spät und eher zufällig. Eigentlich liebäugelte Zango eher mit dem Kampfsport Taekwondo. Bei einem Leichtathletik-Schulwettkampf 2011 lernte er den Trainer des örtlichen Vereins kennen, der den damals 18-Jährigen unter seine Fittiche nahm. Damals lag Zangos Bestweite im Dreisprung bei zwölf Metern.

Heute hält er mit 18,07 Metern den Hallenweltrekord, seine Bestleistung im Freien liegt bei 17,83 Meter - Afrikarekord. Als Hallenweltrekordler löste er übrigens seinen eigenen Trainer ab, den französischen Ex-Weltmeister Teddy Tamgho ab. Zango war der erste Dreispringer, der in der Halle die 18-Meter-Marke knackte. Im Freien hält der britische Ex-Superstar Jonathan Edwards mit 18,29 Metern nach wie vor die Bestmarke.

Tokio 2020 | Leichtathletik - Dreisprung der Männer | Hugues Fabrice Zango
Mission erfüllt: Dreispringer Hugues Fabrice Zongo gewinnt die erste Olympia-Medaille für sein HeimatlandBild: Aleksandra Szmigiel/REUTERS

"Immer 200 Prozent"

2015 kam Zango nach Frankreich, um in der Kleinstadt Arras im Norden des Landes Elektrotechnik zu studieren. In jenem Jahr machte er auch als Leichtathlet einen großen Schritt nach vorn: Erstmals sprang er weiter über 16 Meter weit. Zango löste auch das Ticket für die olympischen Spiele 2016 in Rio, wo er allerdings in der Qualifikation scheiterte. Ein Jahr später überwand er die 17-Meter-Marke. Als Zango Ende 2018 bei Teddy Tamgho zu trainieren begann, rückte er peu à peu in Richtung Weltspitze vor. 2019 holte er bei der Weltmeisterschaft in Doha mit Bronze die erste WM-Medaille für Burkina Faso – und jetzt auch noch die erste Olympia-Medaille.

"Er ist diszipliniert und entschlossen", sagte Trainer Tamgho in einem Interview über seinen Schützling. "Sein akademischer Hintergrund erlaubt es ihm, das Training zu intellektualisieren, ein feineres Verständnis und eine präzisere Vision von seiner Sportart zu haben. Er ist ein Workaholic, ein Wissenschaftler und gibt immer 200 Prozent." Auch Zango sieht sich selbst als Leistungssportler und Forscher.  "Das eine erlaubt mir, dem Stress des anderen zu entkommen", sagte der Burkiner der französischen Zeitung "Le Monde": "Ich habe ein gutes Gleichgewicht gefunden."

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter