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Globale Mode

Monika Vosough Mohebbi23. Dezember 2006

Wer in der globalen Modebranche mithalten will, muss schon früh internationale Kontakte knüpfen. Zum Beispiel in der französischen Modeschule ESMOD. Sie bildet in elf Ländern junge Designer aus der ganzen Welt aus.

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Models auf dem Laufsteg
Models der Berliner ESMOD auf dem LaufstegBild: Stefan Kraul

Es herrscht Hektik im Atelier. Nähen, Bügeln, Knöpfe anstecken, Accessoires aussuchen – die Schüler der internationalen Modedesign-Schule ESMOD in Berlin sind mitten in den letzten Vorbereitungen für die große Präsentation. "Trümmer-Frauen" heißt das Thema. Jeder Schüler hat zwei Wochen Zeit gehabt, ein Outfit dazu zu kreieren.

Einen Tag vor der Abgabe ist jedes Detail wichtig, auch für die 21-jährige Noa. Das Modell für die Präsentation hat sie sich gut überlegt. Ihren langen blauen Marinemantel soll ihre Kommilitonin Eva tragen. "Eva ist perfekt für mein Outfit. Es ist genau ihr Stil und es passt zu ihren blauen Augen – genau der Farbton meines Mantels", sagt Noa. Auch Eva mag den Mantel: "Ich fühl mich in die Vergangenheit versetzt und richtig tough!" Es gäbe einfach Kleider, sagt Noa, in denen man sich so fühlt, als hätte man Superkräfte.

"Die Mode in Berlin ist frei"

Noa ist Israelin. Vor fünf Monaten hat sie Tel Aviv verlassen, um an der ESMOD in Berlin zu studieren. Mode war schon immer ihr größtes Hobby. In ihrer Heimat haben das die meisten nicht verstanden, genau so wenig wie ihren eigenen Stil. Ihre Lieblingsfarbe ist Schwarz und sie hat Piercings in Mund und Nase. Als Noa von ESMOD Berlin hörte, war sie begeistert, "weil die Mode hier so frei ist. Du kannst tragen, was du willst. Es gibt so viele verschiedene Stile, es ist richtig eklektisch." In dieser Umgebung bekomme man viel Inspiration, glaubt Noa.

Noa ist eine von rund 30 Modedesign-Studenten im ersten Studienjahr. Viele ihrer Kommilitonen sind für die Ausbildung - wie sie auch - aus dem Ausland in die deutsche Hauptstadt gekommen. Die 17 Schulen von ESMOD sind Top-Adressen für Modedesign weltweit. Sie stehen in Paris und Tokio aber auch in Städten wie Beirut und Djakarta. Hier lernen junge Menschen drei Jahre lang, Mode zu kreieren.

Model mit brauner Lederjacke (Foto: AP)
Mode der Designerin Mori aus JapanBild: AP

Die Schulen stehen auch untereinander in ständigem Kontakt. Eine der Dozentinnen an der Berliner Modeschule ist Carla Steinborn. Sie glaubt, das man heute globaler denken muss, wenn man Erfolg haben will: "Man muss zum Beispiel auch wissen, was in Japan gefragt ist, weil viele junge Designer aus Berlin dort viel besser verkaufen." Die Japaner seien sehr innovativ, sagt Steinborn. Sie gingen abstrakter an Entwürfe, Schnitt-Techniken und Stoff-Bearbeitung heran. Davon könnten sich die deutschen Designer vieles abgucken.

Traum Haute Couture

Die internationalen Kontakte von ESMOD möchte auch Yong nutzen. Er ist aus China nach Berlin gekommen. Während er mit geschickten Händen den Stoff unter der Nadel der Nähmaschine hin und her schiebt, erzählt er von seinen Zukunftsplänen: "Mein großer Traum wäre es, Haute Couture zu machen. Ich denke, ich würde gerne in China mein eigenes Lable herausbringen. Dort habe ich mehr Chancen." Früher seien die Chinesen sehr arm gewesen. Aber heute gebe es Menschen, die viel Geld haben und sich mehr Luxus leisten könnten.

Die Iranerin Asade möchte als ausgebildete Modedesignerin aber nicht in ihre Heimat zurück. Sie möchte dort arbeiten, wo ihre Arbeit anerkannt wird: "Im Iran bin ich viel eingeschränkter. Unsere Möglichkeiten sind geringer, denn im Fernsehen oder auf der Straße ist Mode kaum ein Thema." Alles laufe heimlich und im privaten Kreis ab. So genießt Asade ihre neue modische Freiheit ganz besonders und kombiniert schon mal, was auf den ersten Blick skurril erscheint, wie eine ausgefranste Jeans, ein Glitzer-Top und ein Kopftuch. Auf den Straßen Berlins trägt sie ihre auffälligen Outfits dann auch gerne selbst.