1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Milliardenpaket für französische Luftfahrt

9. Juni 2020

Durch die Corona-Pandemie ist der Luftverkehr fast zum Stillstand gekommen. Hunderttausende Arbeitsplätze stehen auf der Kippe. Die französische Regierung befürchtet "ein Drama".

https://p.dw.com/p/3dVHl
Frankreich Air-France Flugzeuge
Bild: AFP/B. Guay

Frankreich ruft den "Notstand aus, um unsere Luftfahrtindustrie zu retten", formulierte es Wirtschaftsminister Bruno Le Maire bei der Vorstellung des Plans in Paris. Ohne die Hilfen würde rund ein Drittel der 300.000 Arbeitsplätze bei den französischen Luftfahrtunternehmen sowie Zulieferern verschwinden. Dies käme einem "gesellschaftlichem Drama" gleich, betonte der Minister.  Denn es werde erwartet, dass der Luftverkehr erst in zwei oder drei Jahren wieder das Niveau vom Dezember 2019 erreicht. Zugleich soll die Branche, die zuletzt einen Jahresumsatz von 58 Milliarden Euro hatte,"grüner und wettbewerbsfähiger" werden. So sieht der Rettungsplan staatliche Investitionen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro für die Forschung nach einem "CO2-neutralen Flugzeug" vor, das ab 2035 einsatzbereit sein soll. 

Air France im Mittelpunkt

Größter Einzelposten des Rettungspakets mit einem Gesamtumfang von 15 Milliarden Euro sind Hilfen für die nationale Luftfahrtgesellschaft Air France in Höhe von sieben Milliarden Euro. Die EU-Kommission hat sie bereits genehmigt. Sie setzen sich aus einem Staatskredit von drei Milliarden Euro und einer Kreditbürgschaft über die restlichen vier Milliarden Euro zusammen.

Corona-Rezession - Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire
Für Wirtschaftsminister Bruno Le Maire ist die Luftfahrtbranche "ein Nationalstolz und einer der größten industriellen Erfolge" der Grande NationBild: picture-alliance/dpa/KEYSTONE/A. D. Valle

Daneben gibt es viele weitere Einzelposten. Die Regierung und die großen Luftfahrtunternehmen wollen zum Beispiel einen Investitionsfonds in Höhe von 500 Millionen Euro auflegen, der mittelfristig eine Milliarde Euro erwirtschaften soll. Der Fonds soll unter anderem die Automatisierung der Produktion fördern, bei der Frankreich nach Angaben des Wirtschaftsministers Ländern wie Deutschland hinterherhinkt. Europa dürfe im Flugzeugbau seine Weltmarktstellung mit Airbus in Konkurrenz zum US-Konzern Boeing oder Chinas aufstrebendem Hersteller Comac nicht verlieren, betonte Le Maire.

Rückzahlung staatlicher Kredite verschoben

Um Airbus zu unterstützen, zieht der französische Staat Aufträge für Tankflugzeuge und andere militärische Ausrüstung vor. Zusammen mit Deutschland und Großbritannien hat Frankreich außerdem vereinbart, einen einjährigen Aufschub bei der Rückzahlung staatlich garantierter Flugzeugkredite zu gewähren. Diese Entlastung beläuft sich auf 1,5 Milliarden Euro. Im Gegenzug verlangt die Regierung von der Branche Arbeitsplatzgarantien sowie Investitionen in den Klimaschutz, um den Ausstoß klimaschädlicher Gase zu senken.

Hongkong will Cathay Pacific retten

Auch andernorts wurden Maßnahmen zu Rettung der angeschlagenen Luftfahrtbranche ergriffen. So kündigte die Fluggesellschaft Cathay Pacific an, ihr Überleben mit milliardenschweren staatlichen Finanzhilfen sichern zu wollen. Die Airline soll über die Ausgabe von Vorzugsaktien, Stammaktien und einen staatlichen Überbrückungskredit insgesamt umgerechnet knapp 4,5 Mrd Euro erhalten, wie sie in Hongkong mitteilte. Mehr als die Hälfte des Geldes sollen die neuen Vorzugsaktien einbringen, die der Staat zeichnet.

Österreich greift Austrian Airlines unter die Arme

Am Montag hatten sich Österreich und die Deutsche Lufthansa auf ein Hunderte Millionen Euro schweres Rettungspaket für die strauchelnde Tochter Austrian Airlines geeinigt. Wie Bundeskanzler Sebastian Kurz in Wien mitteilte, unterstützt der Staat die Fluggesellschaft mit 450 Millionen Euro. Neben Bankkrediten in Höhe von 300 Millionen Euro, die zu 90 Prozent vom Staat garantiert werden, erhält die Airline einen Zuschuss von 150 Millionen Euro. Lufthansa steuert weitere 150 Millionen Euro bei, womit sich das Hilfspaket auf insgesamt 600 Millionen Euro erhöht. Die Finanzspritze muss allerdings noch von der EU-Kommission genehmigt werden.

uh/se (dpa, rtr, afp)