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Das Formel-1-Original Alonso geht

22. November 2018

An diesem Wochenende geht in Abu Dhabi die Formel-1-Saison zu Ende. Und damit auch die lange Karriere des zweimaligen Weltmeisters Fernando Alonso. Der Spanier sorgte nicht nur mit seinen Erfolgen für Schlagzeilen.

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Formel 1 2017 | Großer Preis von Australien | Fernando Alonso
Bild: picture-alliance/dpa/abaca/AA/A. Brendon Ratnayake

Ein Formel-1-Original hört auf

Man mag Fernando Alonso vielleicht einiges vorwerfen können, mit Sicherheit aber nicht, dass er in 18 Jahren Formel 1 Langeweile verbreitet hat. Mit dem Rennfahrer aus der nordspanischen Stadt Oviedo verabschiedet sich an diesem letzten Saisonwochenende eine der schillerndsten Figuren aus der Königsklasse des Motorsports. Er sei mit sich im Reinen, sagte Alonso in Abu Dhabi, "denn ich habe in 18 Jahren mehr erreicht, als ich mir hätte erträumen können." Künftig will der Spanier vor allem bei Langstreckenrennen an den Start gehen.

In der Formel 1 war Alonso nicht nur für spektakuläre Rennen gut, sondern immer auch für einen Skandal oder mindestens einen lockeren, schlagzeilenträchtigen Spruch. Auch als der 37-Jährige im August seinen Rücktritt zum Saisonende ankündigte, blieb er sich in dieser Hinsicht treu: "Ich höre auf, weil die Action auf der Strecke meiner Meinung nach richtig schwach geworden ist", sagte Alonso. Früher sei der Ausgang der Rennen offener gewesen. "Jetzt kann man vorher schreiben, was passieren wird." Dass Alonso hinterherfährt, könnte man hinzufügen. Seit seiner Rückkehr zu McLaren 2014 hat er keinen Podestplatz mehr eingefahren, seit Mai 2013 kein Rennen mehr gewonnen.

Holzklötze unter den Schuhen

Die Motorsport-Experten hatten Alonso eigentlich mehr zugetraut als seine zwei Weltmeistertitel 2005 und 2006. Schließlich hatten sie ihn damals zum "neuen Michael Schumacher" erklärt, nachdem er die Erfolgsära des siebenmaligen Titelträgers aus Deutschland beendet hatte.

F1 GP von San Marino | Schumacher und Alonso
Wachablösung: Alonso beerbt 2005 Rekordchampion Michael Schumacher als WeltmeisterBild: picture-alliance/Sven Simon

"Ich will nicht der nächste Schumacher sein, ich will der erste Alonso sein", erwiderte der Spanier damals trotzig. Wie Schumacher war auch Alonso im Kartsport groß geworden. Mit drei Jahren saß er bereits hinter dem Steuer. Sein Vater, ein Sprengmeister, hatte ihm Holzklötze unter die Schuhe gebunden, damit der kleine Fernando überhaupt ans Gaspedal kam.

Damals jüngster Weltmeister aller Zeiten

Mit 17 Jahren wechselte Alonso vom Kart ins Rennauto. Zwei Jahre später nahm ihn der Italiener Flavio Briatore, damals Formel-1-Teamchef bei Renault, als Manager unter seine Fittiche. 2001 gab Alonso sein Formel-1-Debüt im eigentlich nicht konkurrenzfähigen Minardi-Team, demonstrierte aber bereits sein großes fahrerisches Können. Im Folgejahr wechselte er zu Renault. Ab 2003 startete er dann richtig durch: Alonso gewann in Ungarn seinen ersten Grand Prix, als erster Spanier und als damals jüngster Formel-1-Pilot aller Zeiten. Diese beiden Attribute galten auch, als er 2005 im Alter von 24 Jahren und 59 Tagen erstmals Weltmeister wurde. 2006 verteidigte Alonso seinen Titel.

Rivale und Kronzeuge

Schon knapp ein Jahr vor dem neuerlichen Triumph hatte bereits festgestanden, dass Alonso anschließend zu McLaren-Mercedes wechseln würde. Es blieb zunächst nur ein einjähriges Gastspiel, das unter keinem guten Stern stand: Alonso überwarf sich mit dem eigentlich nur als Nummer 2 verpflichteten jungen Briten Lewis Hamilton, der sich als Shootingstar entpuppte. Der Streit gipfelte in einem Eklat beim Qualifying in Ungarn, als Alonso die Box länger als nötig blockierte und  Hamilton deshalb auf eine letzte schnelle Runde verzichten musste. In der so genannten "Spionageaffäre" - Mercedes erhielt interne Ferrari-Dokumente - sagte Alonso als Kronzeuge gegen seinen eigenen Rennstall aus.

Aufforderung zum Unfall

Auch bei seinem nächsten Arbeitgeber - Alonso kehrte 2008 für zwei Jahre zu Renault zurück - war Alonso in eine Affäre verwickelt: "Crashgate". Beim ersten Nacht-Rennen von Singapur, starteten Alonso und sein Teamkollege Nelson Piquet Jr. von Platz 15 und 16 aus. Alonso kam als erster aller Fahrer an die Box und tankte voll, wenig später krachte Piquet mit seinem Auto gegen die Streckenbegrenzung. Während der Safety-Car-Phase schloss Alonso auf und gewann später das Rennen. 2009 plauderte Piquet aus, dass die Teamleitung seinen Unfall angeordnet habe. Alonso sagte, er habe von der Schummelei nichts gewusst.

Formel 1 2008 - GP Singapur | Nelson Piquet Jr.
Der Renault des Brasilianers Nelson Piquet Jr. kracht in Singapur in die BandeBild: picture-alliance/ZUMA Press

2010 wechselte der Spanier zu Ferrari. Mit den "Roten" aus Maranello wurde er in fünf Jahren dreimal Vizeweltmeister (2010, 2012, 2013), jeweils hinter Sebastian Vettel. Am nächsten dran am Titel war er 2010, als er als WM-Führender ins letzte Rennen in Abu Dhabi ging, wegen eines Strategiefehlers der Ferrari-Box aber nur Siebter wurde. Vettel gewann und zog noch an Alonso vorbei.

Sonnen im Klappstuhl an der Rennstrecke

2015 kehrte der Spanier zu McLaren zurück - und sorgte eigentlich nur noch durch originelle Sprüche oder Aktionen für Schlagzeilen. So setzte er sich 2015 in Sao Paulo, als er wieder einmal sein Rennauto hatte abstellen müssen, am Streckenrand auf einen Klappstuhl und sonnte sich. In den sozialen Netzwerken wurde die Aktion unter dem Hashtag #placealonsowouldratherbe ein viraler Hit.

In der aktuellen Saison funkte er beim Großen Preis von Ungarn an die McLaren-Box: "Selbst wenn ihr mir ein Raumschiff gebt, werden wir nur Elfter." Und seine zahlreichen Ausfälle bei Rennen kommentierte Alonso einmal so: "Ich sollte beim Medical-Car Meilen sammeln. Ich bin ja schon Vielfahrer." So viel steht fest: Die Formel 1 verliert ein Original.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter