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Politik

Entsetzen über Migrantenkinder in US-Haft

19. Juni 2018

Kinder in Maschendraht-Käfigen, weinende Mädchen und Jungen, die verzweifelt nach ihrer Mama rufen: US-Präsident Trump geht nach Auffassung vieler mit seiner Ausländerpolitik jetzt doch entschieden zu weit.

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Grenze USA-Mexiko | Zentralamerikanische Asylsuchende - Mutter mit Kind aus Honduras
Bild: Getty Images/J. Moore

Was haben Hillary Clinton, Michelle Obama und Melania Trump gemeinsam? Alle sind oder waren First Ladys in den USA. Und alle haben im oft abgehobenen Politikbetrieb neben einem Herz für Kinder den Blick für die Realität bewahrt. Wie auch die früheren First Ladys Rosalynn Carter und Laura Bush sprachen sie sich für ein Ende der als grausam empfundenen Politik Donald Trumps aus, Kinder von illegalen Einwanderern von ihren Eltern zu trennen und sie in Aufnahmelager zu stecken. 

Selbst Gauland distanziert sich

Trumps sogenannte Null-Toleranz-Politik an der Grenze zu Mexiko, die in der Trennung von 2000 Kindern von ihren inhaftierten Eltern gipfelt, hat zu einem Aufschrei in den USA und in aller Welt geführt. Sogar der deutsche AfD-Politiker Alexander Gauland fühlte sich bemüßigt, die Politik Trumps zu kritisieren. "Diese Praxis halten wir nicht für richtig", sagte Gauland, der wie Trump selbst ein Rechtspopulist ist.

Auffällig ist: Die Informationen von der Südgrenze der USA zu Mexiko fließen spärlich. Vor einigen Tagen wurden einige US-Reporter nur kurz in ein ehemaliges Lagerhaus gelassen, wo Kinder und Jugendliche von illegalen Einwanderern festgehalten werden. Die Kinder sollen nach übereinstimmenden Berichten in käfigartigen Verschlägen festgehalten werden, sie schlafen auf Gummimatten.

Der Sender CNN veröffentlichte einen Mitschnitt, der das Weinen und Jammern von Kindern in einem Aufnahme-Camp dokumentiert. Selbst dem demokratischen US-Senator Jeff Merkley wurde nach eigenen Angaben der Zutritt zu einem Camp verwehrt. "Die Trump-Administration fügt Kindern Schaden zu, als Teil ihrer Strategie, andere von der Flucht in die USA abzuhalten", sagte Merkley. 

Prominente stellen sich gegen Trump

In den USA machen Prominente inzwischen Front gegen das Vorgehen ihrer Regierung an der Grenze zu Mexiko. Moderator Jimmy Kimmel, Talkmasterin Oprah Winfrey und die Schauspielerin Jessica Chastain - alle bekundeten öffentlich Solidarität mit den Flüchtlingsfamilien. Der Sänger John Legend, seine Ehefrau und seine Tochter spendeten aus Protest gegen die Politik am 72. Geburtstag von Donald Trump jeweils 72.000 Dollar (etwa 62.000 Euro) für die Hilfsorganisation ACLU.

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen machte unmissverständlich klar: "Die Situation ist inakzeptabel." Man könne sein Grenzen schützen, die Rechte von Kindern müssten aber geachtet werden. "Geschichten von Kindern, einige noch Babys, die von ihren Eltern getrennt werden, die Zuflucht in den USA suchen, sind herzzerreißend", sagte UNICEF-Chefin Henrietta Fore.

UN-Generalsekretär António Guterres mahnte einen respektvollen Umgang mit Flüchtlingen und Migranten an, ohne direkt auf die US-Politik einzugehen. "Kinder dürfen nicht durch Trennung von ihren Eltern traumatisiert werden. Die Familieneinheit muss gewahrt werden", ließ der UN-Chef über seinen Sprecher erklären.

Müssen uns nicht entschuldigen

Das Weiße Haus und Heimatschutzministerin Kirstjen Nielsen verteidigten dagegen die Praxis. Man habe sich für nichts zu entschuldigen, sagte Nielsen. Klar ist: Hinter der Migrationspolitik Trumps steckt politisches Kalkül. Denn: Noch immer wird die harte Linie an der Grenze von einer Mehrheit der Wähler der konservativen Republikaner toleriert. Große Teile der Wählerbasis Trumps applaudieren - zumindest noch.

Die Zahl der von den US-Behörden von ihren Eltern getrennten Kinder übersteigt inzwischen deutlich die Grenze von 2000. Beamte des Innenministeriums sprachen von rund 2300. Sie würden medizinisch und psychologisch betreut und sie dürften nicht länger als 20 Tage festgehalten werden. Unabhängige Psychologen wiesen darauf hin, dass die Trennung von ihren Eltern gerade bei kleineren Kindern zu anhaltenden Traumata führen kann.

haz/bru (dpa, afp, rt)