Der goldene Kanzler im Lichte der Scheinwerfer
13. Juli 2007Güldener und glücklicher Schröder
Schon vor Jahren hatte Schröder das Kanzler-Porträt bei seinem Freund Immendorff bestellt. Vor einigen Wochen starb der Maler, doch den Kanzler brachte er noch auf die Leinwand: Schröder als Ikone in Gold, mit staatsmännischem Blick und gummihaften Gesichtszügen. Drumherum ein labbriger Bundesadler, ein zerbrochenes Strichmännchen und ein paar der Affenköpfe, die so typisch sind für die Bilder Immendorffs. Keine Frage – dies ist nicht nur das teuerste Bild in der Kanzler-Galerie, sondern auch das extravaganteste.
Zur feierlichen Übergabe des Gemäldes an das Kanzleramt betrat Gerhard Schröder sogar noch einmal höchstpersönlich seine alte Wirkungsstätte. Es war ein Termin, wie Schröder ihn liebt: Die gesamte Berliner Journaille war angetreten – endlich mal wieder ein paar Kameras, in die er blicken konnte! Da funkelte das leibhaftige Ex-Kanzlergesicht fast so gülden und glücklich wie das auf der Leinwand.
Merkels Ironie
Neben seinem Porträt sei an der Wand ja noch ein Plätzchen frei, feixte er. Und eines Tages, wann auch immer, da werde Angela Merkel möglicherweise neben ihm hängen. Gelächter bei den Journalisten. Die Bundeskanzlerin legte nach: Die goldene Wirkung des Porträts sei ja "lichtmäßig sehr scheinwerferabhängig", sagte Merkel. Es klang, als sei es ihr nur so herausgerutscht. Aber dafür ist der Vergleich einfach zu schön: Ein Medienkanzler, dessen Abbild sogar das Scheinwerferlicht braucht? Da musste auch Schröder lachen. Soviel Ironie hatte er seiner Nachfolgerin vermutlich gar nicht zugetraut.