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Schützen BioNTech und Moderna dauerhaft?

29. Juni 2021

Laut einer US-Studie bieten mRNA-Impfstoffe einen langanhaltenden Schutz. Auffrischungsimpfungen wären dann zunächst nicht nötig ― wenn Mutationen das Virus nicht grundlegend verändern.

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Deutscher Impfpass mit Spritze
Bestimmte Corona-Impfungen könnten lange vorhaltenBild: Frank Hoermann/SvenSimon/picture alliance

Es ist eine positive Nachricht inmitten immer neuer Schreckensmeldungen: US-Forschende haben Hinweise gefunden, dass mRNA-Impfstoffe eine dauerhafte Immunreaktion im Körper auslösen.

Laut einer im "Nature"-Magazin veröffentlichten Studie könnten mRNA-Impfstoffe wie die von BioNTech/Pfizer und Moderna über mehrere Jahre vor SARS CoV-2 schützen. Eine Auffrischungsimpfung sei laut Studie zunächst nicht notwendig. Voraussetzung sei freilich, dass sich das Coronavirus durch Mutationen nicht grundlegend in seiner Struktur verändert.

Bei der Studie wurden nur die Langzeitwirkung von mRNA-Impfstoffen untersucht, nicht die der anderen zugelassenen Vakzine wie beispielsweise Vektorimpfstoffe.

Behälter für verschiedene COVID-Impfstoffe
Nur mRNA-Impfstoffen wurden untersucht, nicht andere zugelassene bzw. vorhandene Impfstoffe wie beispielsweise der von AstraZenecaBild: Attila Balazs/AP/picture alliance

Die Langzeitwirkung der B-Zellen

Das Forscherteam um Studienleiter Ali Ellebedy von der Washington University in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri untersuchte vor allem das sogenannte "Keimzentrum", das sich nach einer Infektion oder einer Impfung in den Lymphknoten bildet.

Entscheidend dabei sind vor allem die sogenannten B-Lymphozyten oder kurz B-Zellen. Sie gehören zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten), und nur sie können Plasmazellen bilden, die Antikörper ausschütten. B-Lymphozyten und T-Lymphozyten bilden zusammen das sogenannte "adaptive Immunsystem". Es kann sich an neue oder veränderte Krankheitserreger anpassen.

Werden die B-Zellen durch diese Erreger, körperfremde Antigene, aktiviert, dann können sie sich zu Antikörper-produzierenden Plasmazellen oder Gedächtniszellen weiterentwickeln. Und je länger diese B-Lymphozyten im Körper bleiben, desto besser kommt das Immunsystem auch mit Virusvarianten zurecht.

Keimzentrum ungewöhnlich lang aktiv

"Unsere Studien zeigen, dass die SARS-CoV-2 mRNA-basierte Impfung von Menschen eine persistente GC-B-Zell-Antwort induziert, die die Erzeugung einer robusten humoralen Immunität ermöglicht", heißt es in der Studie zusammenfassend. Als "humorale Immunantwort" wird der Teil der Immunantwort bezeichnet, der durch die nichtzellulären Bestandteile von Körperflüssigkeiten vermittelt wird.

EIne Forscherin im Schutzanzug in einer Impfstoff-Fabrik von BioNTech
mRNA-Impfstoffe sind kompliziert herzustellen, aber im Kampf gegen SARS CoV-2 sehr effektiv.Bild: Abdulhamid Hosbas/AA/picture alliance

Wie "robust" die Immunantwort ausfiel, zeigte die Studie: Gewöhnlich ist das Keimzentren 14 Tage nach der Infektion oder Impfung besonders aktiv, aber dann nimmt die Aktivität zügig ab. Bei allen 14 Teilnehmern der Studie, die mit einer mRNA-Vakzine geimpft worden waren, war das Keimzentrum allerdings auch 15 Wochen nach der ersten Impfdosis noch sehr aktiv und die Anzahl der Gedächtniszellen war kaum zurückgegangen.

Dauerhaft Immunzellen gegen Corona? 

Bereits im Februar hatten Forschende in einer Studie gezeigt, dass Genesene auch acht Monate nach ihrer Infektion noch immer Immunzellen gegen SARS-CoV-2 in ihrem Knochenmark tragen.

Diese und andere Studien legen den Schluss nahe, dass bei Genesenen die Gedächtnis-B-Lymphozyten möglicherweise ein Jahr im Körper verbleiben. Werden Genesene anschließend auch noch geimpft, bilden sie eventuell sogar dauerhaft Immunzellen gegen SARS-CoV-2.

Figürliche Darstellung der Alpha, Beta, Gamma und Delta Variante des Coronavirus, platziert um einen kleinen Globus.
Wenn sich das Coronavirus durch Mutationen nicht grundlegend ändert, hält der Schutz.Bild: Sascha Steinach/ZB/picture alliance

Eine ähnlich lang anhaltenden Wirkung könnte es auch bei Personen geben, die mit einer mRNA-Vazkine geimpft wurden, so die Forschenden um den Immunologen Ellebedy von der Washington University.

Wenn sich SARS-CoV-2 nicht durch Mutationen im Laufe der Zeit grundlegend in Struktur und Beschaffenheit verändert, bräuchten nur Personen mit einem schwachen Immunsystem wie Ältere oder Patienten, die mittels Medikamenten ihr Immunsystem drosseln müssen, einen regelmäßigen Boost in Form einer Impfauffrischung.

DW Mitarbeiterportrait | Alexander Freund
Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit@AlexxxFreund