1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Wie regeln andere Länder Kinderimpfungen?

5. August 2021

In Deutschland tobt eine Debatte um Corona-Impfungen für Kinder und Jugendliche. Andere Länder haben Minderjährige bereits in ihre Impfprogramme aufgenommen. Einige Beispiele.

https://p.dw.com/p/3yXt2
Corona-Impfung einer 17-Jährigen im US-Bundesstaat Florida
Die 17-jährige Gabriella Cepero lässt sich in Orlando im US-Bundestaat Florida gegen Corona impfenBild: Paul Hennessy/NurPhoto/picture alliance

Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hat Ende Mai den Corona-Impfstoff von BioNTech/Pfizer und Ende Juli den von Moderna für Minderjährige ab zwölf Jahren zugelassen. Nachdem einige europäische und auch andere Länder diese Altersgruppe nun bereits gegen das Coronavirus impfen, machen Politiker in Deutschland nun auch Druck, Kinder und Jugendliche schnell und flächendeckend zu immunisieren. Derzeit sind Impfungen von 12- bis 17-Jährigen zwar bereits möglich, doch die hiesige Ständige Impfkommission (STIKO) hat noch keine generelle Impfempfehlung für diese Gruppe ausgesprochen.

Wie die Corona-Impfungen von Kindern und Jugendlichen in anderen Ländern gehandhabt werden, ist unterschiedlich - vielerorts sind Impfungen für Jugendliche aber schon in vollem Gang. 

FRANKREICH

Frankreich impft seit Mitte Juni die 12- bis 17-Jährigen. Knapp zwei Millionen Jugendliche in dieser Altersgruppe, wurden bereits mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft. Das sind 14 Prozent der Minderjährigen. Erst wurde nur der Impfstoff von BioNTech/Pfizer dafür genutzt, nun auch der Moderna-Impfstoff. Die französische Gesundheitsbehörde HAS hat das Ziel ausgegeben, "eine hohe Durchimpfungsrate in allen Altersgruppen zu erreichen". Voraussetzung für eine Corona-Impfung ist aber, dass sowohl das Kind als auch seine Eltern einverstanden sind.

Infografik Minderjährige gegen Covid-19 Geimpfte DE

Der in Frankreich kürzlich eingeführte Gesundheitspass soll ab Ende September auch für die 12- bis 17-Jährigen gelten. Aus dem Pass geht hervor, ob jemand gegen Corona geimpft oder genesen ist oder kürzlich einen negativen Test gemacht hat. Er ist für den Zutritt etwa zu Museen, Schwimmbädern, Kinos und Fußballspielen notwendig.  

USA

In den USA werden Corona-Impfungen seit Anfang Mai für alle ab 12 Jahren empfohlen und auch in großem Stil durchgeführt. Zugelassen für Personen unter 18 Jahren ist aber bisher nur der Impfstoff von BioNTech/Pfizer. Mittlerweile sind knapp elf Millionen 12- bis 17-Jährige in den USA mindestens einmal geimpft, was ebenfalls rund 14 Prozent der Kinder und Jugendlichen entspricht. Gut acht Millionen, also 12 Prozent, haben bereits den vollen Impfschutz. Die Impfungen Jugendlicher haben laut einer Datenanalyse der New York Times auch einen maßgeblichen Anteil daran, dass die zuvor ins Stocken geratene US-Impfkampagne in den USA seit Mai wieder etwas anzog.

VEREINIGTES KÖNIGREICH

Die Briten sind hinsichtlich Kinderimpfungen im internationalen Vergleich bislang zurückhaltend. Im Vereinigten Königreich sind die Corona-Vakzine grundsätzlich nur ab 18 Jahren freigegeben. Ausgenommen sind davon nur vorerkrankte Kinder und Jugendliche oder solche, die mit einer Person mit geschwächtem Immunsystem zusammenleben. Seit dem 19. Juli empfiehlt die Impfkommission JCVI, diese Minderjährigen mit dem BioNTech/Pfizer-Vakzin zu immunisieren.

Von einer Massenimpfung aller Kinder rät die JCVI ab, weil es noch keine ausreichenden Daten gebe und nicht klar sei, ob der gesundheitliche Nutzen einer COVID-19-Impfung bei Kindern die potenziellen Risiken aufwiegt.

AUSTRALIEN

Die australische Regulierungsbehörde für Arzneimittel (TGA) hat am 23. Juli den Corona-Impfstoff von BioNTech/Pfizer für 12- bis 15-Jährige notzugelassen. Zuvor hatte sie das Vakzin bereits ab 16 Jahren freigegeben. Der Zulassung für die jüngere Altersgruppe vorausgegangen sei "eine sorgfältige Bewertung der verfügbaren Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit, einschließlich klinischer Studien mit Jugendlichen im Alter von 12 bis 15 Jahren", so die TGA.

Verschärfte Corona-Maßnahmen in Australien: Leere Straße in Sydney im Juli
Leere Straßen in Sydney - in Teilen Australiens gelten wegen der besonders ansteckenden Delta-Variante wieder strengere Corona-VorschriftenBild: Rick Rycroft/AP/picture alliance

Wie in Australien bei allen Impfentscheidungen hat daraufhin die Australian Technical Advisory Group on Immunisation (ATAGI) die Genehmigung geprüft und festgelegt, wie nun in dieser Altersgruppe priorisiert und wo geimpft wird. Der ATAGI-Erklärung zufolge sollen Vorerkrankte, Indigene und Kinder besonders abgelegener Gemeinden Vorrang haben. 

KAMBODSCHA

Kambodscha hat kürzlich eine landesweite Kampagne zur Impfung von Minderjährigen gegen das Coronavirus gestartet, wie die Nachrichtenagentur AP berichtet. Das Ziel: In dem 17-Millionen-Einwohner-Land sollen bis Ende November zwei Millionen Menschen im Alter von 12 bis 17 Jahren, also praktisch die gesamte Kohorte, geimpft werden. Zu den ersten Minderjährigen, die am Sonntag geimpft wurden, gehörten laut AP die Enkelkinder von Premierminister Hun Sen und anderen Regierungsmitglieder.

12- bis 17-Jährige stehen in Jakarta, Indonesien, Schlange für Corona-Impfungen
Auch in anderen südostasiatischen Ländern wie Indonesien werden Kinder ab zwölf Jahren bereits gegen COVID-19 geimpftBild: Willy Kurniawan/REUTERS

Der Premierminister forderte alle Eltern auf, ihre Kinder impfen zu lassen, da dies der einzige sichere Weg sei, sie vor COVID-19 zu schützen und die Zahl der Infektionen und Todesfälle zu verringern. Sobald die Impfaktion abgeschlossen sei, sollten die Schulen wieder öffnen. Kambodscha hatte seit April mit einem starken Anstieg der Corona-Fälle zu kämpfen, seit etwa einem Monat sinkt die Zahl der täglichen Neuinfektionen jedoch wieder. Gut 46 Prozent der Bevölkerung haben sich inzwischen mindestens einmal impfen lassen. 

ISRAEL

Israel hat sein Impfprogramm bereits im Juni auf 12- bis 16-Jährige ausgeweitet. Jugendliche, denen eine schwere COVID-19-Erkrankung droht oder die Risikopatienten in der Familie haben, konnten sich auch vorher schon impfen lassen. In Ausnahmefällen erlaubt Israel seit Anfang August auch Impfungen für Kinder ab fünf Jahren - etwa wenn diese besonders gefährdet sind, im Falle einer Infektion schwer zu erkranken oder zu sterben, weil sie etwa unter Herz- oder Lungenproblemen leiden. Sie erhalten 0,1 Milliliter des BioNTech/Pfizer-Vakzins - ein Drittel einer Erwachsenendosis.

DW Fact Checking-Team | Ines Eisele
Ines Eisele Faktencheckerin, Redakteurin und AutorinInesEis